Wie alle wirklich großen Geschichten beginnt auch diese mit der Spätmaschine nach Göteborg. Denn mit der landen wir am Montag vor Mittsommer 2018 in Landvetter, um den V90 T8 direkt in Göteborg abzuholen. Wenngleich der ja nicht wirklich uns gehört, ist es ein stolzer Moment, als wir den Kombi bei der Werksauslieferung zum ersten Mal sehen, so in Mussle Blue metallic und mit 19-Zoll-Rädern. Bei der Konfiguration haben wir – selbstredend nur, um die Qualitäten des Antriebs zu überprüfen – unsere Bescheidenheit hintangestellt und uns für das Topmodell der V90-Palette entschieden, den T8.
Das ist der Plug-in-Hybrid, bei dem eine E-Maschine mit 65 kW an der Hinterachse und ein 303 PS starker Zweiliter-Benziner mit kombinierter Kompressor- und Turboaufladung kooperieren und zu einer Systemleistung von 390 PS zusammenfinden. Durch die umfangreichen Sonderausstattungen stieg der Preis von 70.300 Euro auf 91.610 Euro. Was eine erhebliche Menge Geld ist für einen Kombi der gehobenen Mittelklasse, mit dem wir gleich auf die 1.600 km weite Heimreise gehen. Bereits da zeigt er Qualitäten und Eigenheiten, die auf der weiteren Distanz begeistern oder nerven werden.
So wahrt der V90 Volvos Tradition, behagliche Autos zu bauen – wie gemütlich sie ihn eingerichtet haben mit sesselig-kuscheligen Sitzen und dem stilvoll-hochwertigen Cockpit. Bei dem sind aber selbst die Konfiguration der Assistenz und die Klimaregelung auf den Touchscreen verlagert. Auch wenn du weißt, wohin eine Funktion verräumt wurde, ist es ein ziemliches Hin- und Hergewische, Tippen und Fingerspreizen, bis alles zusammensortiert ist. Viele V90-Besitzer haben sich daran gewöhnt, wie Leserzuschriften zeigen. Uns aber stört das bis zum Schluss – vor allem beim Navi. Es nutzt Echtzeit-Verkehrsinformationen nur bei einer Datenverbindung über das Mobiltelefon (oder mit zusätzlicher Daten-SIM-Karte), hält es oft für verzichtbar, Nebenstraßen oder Namen selbst größerer Städte anzuzeigen. Dabei bereist der V90 so viele davon, kommt weit in Europa herum und überzeugt als talentierter Langstreckentourer. Zwar rollt er etwas herb ab, und trotz Luftfederung an der Hinterachse und adaptiver Dämpfer überflauscht er Unebenheiten nicht gerade. Aber insgesamt passt das mit dem Komfort, dazu sorgt die breit aufgestellte Assistenzausrüstung für Entlastung. Mit dem Pilot Assist, der Abstandstempomat und aktive Spurführung kombiniert, fährt der V90 sogar bis 130 km/h teilautonom.
Dass der T8 trotz so viel Leistung im milden Tempo-Bereich am entspanntesten unterwegs ist, liegt auch am Antrieb. Der ist sozusagen ein vollkommener Plug-in-Hybrid, zeigt er doch genau auf, wo die Stärken, aber eben auch die Schwächen dieses Konzepts liegen. Hat der Lithium-Ionen-Akku seine 10,4 kWh zusammen – er nutzt nur 9,7 kWh und lädt die an unserer 22-kW-Ladesäule gut drei Stunden.