V12, zwei Turbolader, 571 PS, Vierradlenkung und -antrieb: Rolls-Royce gibt sich alle Mühe, den neuen Ghost Selbstfahrern noch schmackhafter zu machen. Wenn die bis zum Jahresende zuschlagen, können sie dank Konjunkturpaket noch 7.500 Euro sparen.
Erster Eindruck: Der neue Ghost sieht in natura kleiner aus, als er ist. Selten wirkten 5,55 Meter Länge kürzer und fast 2,15 Meter Breite schmaler. Die Designer haben ihren Job offenbar gut gemacht, denn der Neue sollte entsprechend der Wünsche der meisten Kunden weniger "protzig", dezenter aussehen. Vielleicht lässt auch die Höhe von gut 1,57 die Proportionen ein wenig zierlicher wirken.
Beim Einsteigen durch die dicken, elektrisch unterstützt öffnenden Türen mit den Griffen im Format der sehr alter Bosch-Kühlschränke hilft der hohe Türausschnitt: Man setzt einen Fuß in den hochflorigen, aber nicht zu dicken Teppich, lässt sich in den ultraweich belederten Sitz gleiten, zieht den linken Fuß neben den anderen und die Tür an der Grifffuge leicht ins Schloss – den Rest erledigt leise ein E-Motor. Sehr leise ist es dann auch im Innern. 100 Kilogramm Dämmmaterial und Akustik-Layer sogar in den Scheiben schirmen die Insassen ab. Die Sitzflächen fühlen sich an, wie eine weiche Decke, die auf einem liegt, ihre stützende Wirkung ist an keiner Stelle des Körpers auszumachen – und doch ist sie da.
Der Startknopf weckt den V12, dessen Betrieb nach einem kurzen Rauschen eigentlich nur mehr an den Instrumenten ablesbar ist. Der filigrane Lenkstockhebel der Achtgangautomatik rechts kennt nur "D" (nach unten ziehen), "R" (nach oben) und "P" (Taste drücken). Eine weitere Taste trägt die eher irreführende Aufschrift "Low", obwohl sie für höhere Leistungsanforderungen (aus niedrigeren Gängen) gedacht ist.
Der Ghost erweist sich dank seiner klaren Kanten als übersichtlich, im Zweifel helfen Kameras vorn und hinten. Die Nähe zu anderen Verkehrsteilnehmern auf verkehrsreichen und schmalen Fahrspuren löst kein Unbehagen aus, Manövrieren ist ähnlich problemlos wie mit einem "normalen" Auto. Nur Wenden braucht viel Platz – kein Wunder: Mit rund 3,30 Meter Radstand schafft‘s der Einstiegs-Rolls trotz Allradlenkung nicht unter 13 Meter Wendekreis.
Eigentlich, so Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös, verkaufe die englische Traditionsmarke gar keine Autos, sondern Luxusartikel. Stimmt schon. Um von A nach B zu fahren, braucht man vermutlich 95 Prozent eines Ghost nicht. Insofern mag es sinnlos sein, die üblichen Bewertungskriterien für Autos an einen Rolls anzulegen.
Was den Ghost mit anderen Autos verbindet, ist die Preissteigerung beim Modellwechsel. Der neue kostet genau 250.000 Euro netto. Mit Mehrwertsteuer (19 Prozent) sind das 297.500 Euro, der Vorgänger war zumindest anfangs etliche Tausender "billiger". Sparen kann man aber auch beim Neuen, denn Rolls-Royce beginnt sofort mit der Auslieferung: Der aktuell niedrigere Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent senkt den Grundpreis brutto auf 290.000 Euro.