Weil Ferry Porsches Spruch, wonach das letzte gebaute Auto ein Sportwagen sein wird, für Porsche nicht nur Zitat, sondern auch Verpflichtung ist, dürfen sie in Weissach manchmal träumen. Der Mission R ist eine Vision, wie ein elektrischer Rennwagen für den Kunden-Motorsport demnächst aussehen könnte. Mit 30 Markenpokalen weltweit, bisher mehr als 4.400 produzierten Cup-Fahrzeugen auf 911-Basis und 31 Jahren Carrera-Cup in Deutschland ist Porsche nach eigener Aussage die erfolgreichste Marke im Kunden-Motorsport. Da liegt es nahe, dass man sich in Zuffenhausen und Weissach fragt, wie so ein Kunden-Rennwagen in Zukunft aussehen könnte. Und nicht nur das: Schon für 2024 steht zwar noch keine Elektroversion der Ikone 911 auf dem Modellfahrplan, aber die auch nicht unsportliche Baureihe 718 (Boxster und Cayman) bekommt einen elektrischen Nachfolger
Auf den ersten Blick erinnert die Studie ein wenig an den erfolgreichen Le Mans-Renner 919 mit eleganterer Front und gekürztem Heck. Aber unter der Hülle, die zum Auftakt der diesjährigen IAA enthüllt wird, stecken die Rudimente einer Cayman-Bodengruppe und die Außenhaut sieht auch so aus, wie man sich einen elektrifizierten 718 vorstellt. Die Radaufhängungen allerdings kommen vom 911 RSR, die Motoren vorn und hinten sind neu entwickelte Triebwerke, zusammen über 800 kW (1.088 PS) stark. Zum Vergleich: Der stärkste Cayman (GT4) hat 420 PS. Immerhin gilt die Leistungsangabe für den Mission R nur für den Qualifikationsmodus, im Dauer-Rennbetrieb sind es 500 kW (650 PS). Die Triebwerke stammen ursprünglich vom Taycan, wurden aber für motorsportliche Zwecke so weiterentwickelt, dass sie praktisch Neukonstruktionen sind. Dabei ist der hintere Motor bis zu 480 kW stark, der vordere Antrieb kann bis zu 320 kW beisteuern.
So befeuert, soll der nur 1.500 kg schwere Mission R in weniger als 2,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, die Top Speed soll bei 300 km/h liegen. Dabei soll der Mission R nicht wie so manch anderer Elektrorenner dauerhaft schnell fahren, heißt es. Einer der Gründe: die Ölkühlung der Motoren. Denn der Porsche-Renner gibt auch einen Ausblick darauf, wie Motorsport-E-Maschinen künftig arbeiten werden. Die permanent erregten Synchronmotoren des Mission R verfügen über direkt mit Öl als Kühlmittel temperierte Statoren. Während bei konventionellen elektrischen Maschinen die Kühlflüssigkeit durch einen Mantel außerhalb des Stators strömt, fließt bei der Direktkühlung das Öl direkt an den Kupferwicklungen entlang. So lässt sich mehr Wärme unmittelbar an der Quelle abführen. Das sorgt für eine dauerhaft hohe Peakleistung und hohe Effizienz.
Nur 1,12 Meter hoch
Leistungsfähig ist der Antrieb zudem nicht nur beim Beschleunigen, sondern ebenso beim Verzögern und Rekuperieren. Damit der Mission R bereits beim ersten Anbremsen voll rekuperieren kann, fährt er übrigens nie mit vollen Akkus los. Bis zu 800 kW beträgt die Rekuperationsleistung, entsprechend kleiner und leichter kann die Bremsanlage ausfallen. Anders als beim Taycan sitzt der Akkupack vor der Hinterachse. Porsche nennt das E-Core-Layout. Diese Anordnung führe unter anderem dazu, dass der Mission R ähnliche Fahreigenschaften aufweise wie ein Mittelmotor-Renner. Dabei sind die Batteriezellen ebenfalls ölgekühlt. Sie arbeiten mit 900 Volt Betriebsspannung, auch das trägt dazu bei, dass sich die Akkus im Rennbetrieb in nur 15 Minuten von fünf auf 80 Prozent aufladen lassen.
Cooles Design, wegweisende Technik – der Mission R zeigt, dass man bei Porsche sehr intensiv an der Zukunft des sportlichen Autofahrens und des Motorsports denkt und arbeitet. Und das ist auch gut so. Denn 2024 werden die Zuffenhausener mit einem elektrischen Sportwagen an die Kundschaft herantreten. Mit etwas Glück wird der neue 718 dem Mission R gar nicht so unähnlich.