Porsche 911 GT3: Über den Bilster Berg im neuen GT3

1:20 Min. 16.04.2021

Nordschleife | Der 992 GT3 im Vergleich mit seinen Vorgängern

Kommandatur, Mausefalle, Steilwand – an plakativen Namen für die Streckenabschnitte fehlt es der Teststrecke Bilster Berg nicht. Andere Namen wiederum fallen etwas fad aus, ohne dass es dort fad zuginge. Schönes Beispiel: Mutkurve. Explosiv Runterbremsen von zweihundertpaarungzwanzig km/h auf knapp 140, einlenken, sofort wieder ans Gas. Der GT3 setzt sich, stützt sich auf seinen kurvenäußeren Rädern ab, noch fester als bislang. Mehr Gas, Lenkung öffnen, alles geschieht mit einer Selbstverständlichkeit, so, als würde dir der Elfer selbst permanent die Anweisungen einflüstern.

Von Balance sprechen die Entwickler Frank Walliser (verantwortlich für die Sportwagen), Andreas Preuninger (verantwortlich für die GT-Modelle) und Rennfahrer Jörg Bergmeister (verantwortlich für die meisten Rennsiege, die je auf einem 911 eingefahren wurden). Doch Balance wirkt fast ein bisschen harmlos, wo doch bei all der Ideallinien-Schnüffelei die Flammen der Emotion bis in den westfälischen Horizont lodern. Ganz gleich, ob schnelle Richtungsänderungen wie im Clubhaus-S, Nachlenken in der Oeynhausen-Links auf Start-Ziel oder mit Entlastung durchbeschleunigen wie in der Sauwechsel-Rechts: Auto und Fahrer scheinen sich aufeinander zu fokussieren, um gemeinsam die Strecke zu demontieren.

Ebenfalls im Fokus: Das Gewicht. Wie Walliser und Preuninger mit großem Eifer immer wieder ausführen, dass 'der Neue auf gar keinen Fall schwerer werden durfte als der Vorgänger' – trotz größerer Räder (20/21 Zoll), etwas gewachsenen Abmessungen zusätzlicher Komponenten wie eben jener unteren Versteifung und nun einstellbarer Aerodynamik sowie, Tusch, Fanfaren: Die doppelten Querlenker statt MacPherson-Federbeinen vorne. Allein letztere bringen erst einmal vier Kilogramm in das Auto, die wieder raus müssen. Andererseits ermöglichen sie allerdings auch eine radikale Erhöhung der Federhärte von 45 auf 100 N/mm (hinten 140 statt 120 N/mm) bei gleichzeitig etwas weicheren Stabilisatoren. Einfach, weil der Dämpfer nur mehr eines machen muss: Dämpfen. Kein Flex mehr. Die 255er-Vorderreifen (Michelin Pilot Sport Cup 2; R-Spezifikation optional) können so noch fester zubeißen, die Vorderachse stabilisiert sich selbst, darüber hinaus den Aufbau, alles wirkt sehr kompakt, dicht, schafft schnell Vertrauen, das nächste Mal die Einzeldrosselklappen des Boxermotors etwas früher etwas weiter zu öffnen.

Jetzt, im Übergang zwischen Driburger Lichtung und Hermannsschneise etwa. Es geht. Ja, der neue GT3 sticht den Vorgänger aus, übertrifft ihn nochmals in der Stabilität, in mechanischem Grip, in unmittelbarer Rückmeldung von Antrieb und Lenkung. Ob er sich leicht ...

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