Mercedes hat den Vision EQXX erneut auf Rekordfahrt geschickt. Die dritte Langstreckenfahrt startete aber nicht mehr in der schwäbischen Heimat, sondern führte durch den Nahen Osten: 1.010 Kilometer von Riad nach Dubai in 14 Stunden und 42 Minuten mit knapp zwei Stunden Pause für den Grenzübertritt und Fahrerwechsel. Das gefahrene Durchschnittstempo lag demnach bei 79,4 km/h, die Höchstgeschwindigkeit bei 140 km/h. Rekordverdächtig ist bis hierhin noch nichts.
Spannend wird es aber beim Blick auf die Restreichweite des EQXX: Die lag bei Ankunft in Dubai bei 309 Kilometern – unter konstanten Bedingungen wäre der Stromer als auf mehr als 1.300 Kilometer mit einer Akkuladung (<100 kWh) gekommen. Beim Verbrauch hat der Vision EQXX seinen bisherigen Rekord damit noch einmal getoppt. Auf den gefahrenen 1.010 Kilometern verbrauchte er nur 7,4 kWh/100 km – und das, obwohl die Außentemperatur in der Wüste bei bis zu 34 Grad Celsius lag und die Wärmepumpe den Antriebsstrang und Innenraum kühlte.
Setzt man den Energiegehalt von Benzin mit rund 8,8 kWh pro Liter an, fährt der EQXX also mit weniger als einem Liter Kraftstoff 100 km weit. Das E-Auto ist damit das erste 1-Liter-Auto von Mercedes. Der EQXX hat aber nicht nur Energie verbraucht. Mit den Solarzellen auf der Karosserie konnte der Vision EQXX während der 14 Stunden auch etwas Energie erzeugen. Die 117 Zellen lieferten laut Mercedes 1,8 kWh Solarstrom, was die Gesamtreichweite um 24 Kilometer erhöhte.
Dass der EQXX aber auch ohne Solarstrom ein gutes Stück weiter fahren kann, hatte er bereits bewiesen, als er nach 14 Stunden und 30 Minuten reiner Fahrzeit im Silverstone angekommen war. Damals hatte der Vision EQXX nämlich mal eben seinen eigenen Reichweitenrekord pulverisiert. 1.202 Kilometer lang war die Route von Stuttgart-Untertürkheim bis ins britische F1-Mekka – und der windschlüpfige Elektriker hat sie absolviert, ohne dass die Batterie nachgeladen werden musste. Damit kam er stramme 194 Kilometer weiter als im Frühjahr 2022, als es bei der ersten Rekordfahrt an die Côte d’Azur ging (mehr dazu im Video über diesem Absatz und im zweiten Teil des Artikels). Zudem war er mit einem Verbrauch von 8,3 kWh pro 100 Kilometer energieeffizienter unterwegs als bei der Jungfernfahrt.
Dass der EQXX auch diesen Bestwert im realen Straßenverkehr aufstellte – Ehrensache für Mercedes. Dass nicht geschummelt wurde, beweist das ungebrochene Siegel am Ladeanschluss. Und dass nicht alles reibungslos ablief, lässt sich ebenfalls behaupten: Schon kurz nach dem Start musste die Crew wegen einer Autobahnsperrung eine Umleitung durch Pforzheim nutzen. Bei der Zugfahrt durch den Eurotunnel gab es eine kurze Verschnaufpause, und auf der Insel angekommen schaute das Team kurz bei der Motorsporttruppe in Brackley vorbei. In Silverstone war dann Nyck de Vries gefragt: Auf elf Runden auf dem Grand-Prix-Kurz quetschte der Mercedes-Formel-E-Pilot die letzten Kilowattstunden aus dem EQXX-Akku, bevor er in der Boxengasse ohne Saft ausrollte. Dabei erreichte der Niederländer auch den Topspeed von 140 km/h.
Auch für den Mercedes Vision EQXX ging es dann übrigens weiter Richtung Goodwood, wo er sich nun dem fachkundigen Publikum präsentiert. Und schonmal Energie tankt für die nächste Rekordfahrt, die das Mercedes-Team schon im Kopf zu haben scheint. Nicht umsonst stellen die Stuttgarter in der Pressemitteilung zur neuen Rekordfahrt die Frage: "Wohin soll es als Nächstes gehen?"