Kinogänger kennen die Szene spätestens seit dem Hollywood-Blockbuster „Backdraft“: Weil ein Auto verbotener Weise vor dem Hydranten parkt, schlägt der pragmatische Feuerwehrmann die Seitenscheiben ein und legt den Löschschlauch kurzerhand durchs Auto. Das Kino gröhlt, der Gerechtigkeit ist Genüge getan. Eine typische Hollywood-Übertreibung? Von wegen. Die Feuerwehrleute der Stadt Camden im US-Bundesstaat New Jersey können das nämlich auch. Als sie es Ende Januar 2020 bei einem Löscheinsatz eilig hatten, machten sie mit den Seitenscheiben eines falsch parkenden Minivans kurzen Prozess. Der hatte den Zugang zum Hydranten versperrt. Bei der Aktion wurden „weder Insassen noch Feuerwehrleute verletzt“, ließen die Firefighter via Twitter wissen. Dort findet sich neben den zu erwartenden „Richtig so!“-Kommentaren auch jede Menge Kritik. Weil es wahrscheinlich tatsächlich möglich gewesen wäre, den Schlauch unterm Auto zu verlegen. Oder ihn drumherum zu führen. So ein Verhalten sei „unprofessionell und arrogant“.
In Deutschland haftet der Fahrer des Einsatzwagens: Behindert dort ein unsachgemäß abgestelltes Fahrzeug die Einsatzfahrt und wird durch ein Einsatzfahrzeug beschädigt, dann haftet der Fahrer/Halter des behindernden Fahrzeugs. In Deutschland ist die Rechtslage eindeutig: Kommt es bei einer Einsatzfahrt zu einer Beschädigung an einem anderen Auto, dann muss das Einsatzfahrzeug an der Unfallstelle stehen bleiben und auf die Unfallaufnahme durch die Polizei warten. Der Fahrer des Einsatzfahrzeuges haftet privatrechtlich und mit seinem eigenen Führerschein. Zugeparkte Hydranten sind allerdings laut Auskunft eines aktiven Feuerwehrmanns bei uns kaum ein Problem. In Deutschland sind überwiegend Unterflurhydranten im Einsatz, die über Kanaldeckel in der Straßenmitte erreichbar sind. Für deutsche Feuerwehren viel schlimmer sind zugeparkte Anwohnerstraßen, versperrte Feuerwehrzufahrten und querparkende Kleinwagen, die die minimale Durchfahrtsbreite von drei Metern gefährlich einschränken.
Menschen die Rettungsarbeiten jedweder Art behindern oder gefährden sind nicht akzeptabel und müssen mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden. Egal, ob ehrenamtlicher Feuerwehrmann oder Rettungsdienst-Profi: Sie alle riskieren ihr Leben für andere und verdienen deshalb jede Art von Unterstützung. Muss man deshalb einen Löschschlauch durch ein Auto legen? Wahrscheinlich nicht. Kann man verstehen, dass einem Firefighter mal die Sicherung durchbrennt und es dennoch getan wird? Auf jeden Fall. Viel wichtiger wäre es, den Rettern im Alltag mit Umsicht und Respekt zu begegnen. Das fängt beim Parken an, geht bei der Rettungsgasse weiter und endet beim entschlossenen Handeln als Ersthelfer!