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Volkswagen Air Service
Vorstands-Jet wird zum Aufklärungsflugzeug

Auf einem Braunschweiger Provinzflugplatz, wenige Fahrminuten von der Firmenzentrale entfernt, leistet sich VW mit Volkswagen Air Service eine eigene Fluggesellschaft. Doch auch hier wird gespart: Ihr ehemals größtes Flottenmitglied fliegt künftig für die Bundeswehr.

Volkswagen Air Service Airbus A319
Foto: Björn Strey_CC BY-SA 2.0

In der guten alten Zeit, als der Dieselskandal noch keiner war und nichts den Nimbus von VW als eines der weltweit angesehensten Unternehmen zu trüben schien, war der damalige Volkswagen-Chef Martin Winterkorn regelmäßig per Flugzeug zwischen Braunschweig und China unterwegs. Natürlich nicht mit dem Linienflieger, sondern mit dem Flaggschiff der konzerneigenen Airline, einem zum Businessjet umgerüsteten Airbus A319. Der schaffte die Route zwischen Niedersachsen und den Werken in Fernost dank Zusatztanks im Frachtraum ohne Zwischenstopp und bot zugleich in der Kabine luxuriöse Privatsphäre. Damals nannte VW seine Fluggesellschaft „Lion Air Service“ und flog mit dem Airbus und acht kleineren Jets vom Typ Dassault Falcon 7X Vorstände, Ingenieure und Fachkräfte von Werk zu Werk, aber auch zu den großen Autosalons der Welt.

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Der Airbus als Opfer von „Dieselgate“

Martin Winterkorn
VW
Der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn flog im VIP-Airbus regelmäßig nach China.

Die gute alte Zeit ist inzwischen aber lange vorbei: Noch immer leistet sich VW zwar eine der größten privaten Flugzeugflotten aller DAX-Unternehmen, und noch immer fliegen Entscheidungsträger damit tagtäglich zwischen den Werken hin und her. Unter seinem Nachfolger VW-Chef Matthias Müller ließ auch bei der hauseigenen Airline, die nun „Volkswagen Air Service“ heißt, eine neue Bescheidenheit einkehren. Der Airbus A319 wurde verkauft, die kleinen Falcon-Jets schaffen die Strecke nach China ebenfalls nonstop – nur nicht ganz so komfortabel. Außerdem sind sie gut dafür geeignet, das VW-Personal um den aktuellen VW-Chef Diess aus der niedersächsischen Provinz zu den großen internationalen Drehkreuzen befördern. Derzeit fliegen sechs Falcon 7X und zwei Falcon 8X für VW. Alle sind seit November 2017 auch wieder in Deutschland registriert, nachdem die VW-Flotte bis dahin komplett auf den Caymans zugelassen war – angeblich nicht aus Steuer-, sondern aus Sicherheitsgründen.

Ex-Volkswagenjet fliegt bald Aufklärungsmissionen

Porsche-Chef, Matthias Müller, Porträt
Robert Kah
Unter Matthias Müller wurde die VW-Flugzeugflotte verkleinert und der Airbus A319 verkauft.

Die Karriere des einstigen Volkswagen-Airbus nahm mit dem „Rausschmiss“ aus der Konzernflotte derweil eine interessante Wendung. Das im Jahr 2000 gebaute Flugzeug, übrigens die erste A319, die Airbus in der Geschäftsreiseausführung „Corporate Jetliner“ fertigte, steht aktuell bei Lufthansa Technik in Hamburg. Dort wird die Maschine für die deutsche Luftwaffe zu einem Aufklärungsflugzeug für „Open Skies“-Missionen umgerüstet. Der 1992 geschlossene Rüstungskontrollvertrag Open Skies ermöglicht den Teilnehmern aus Ost und West kurzfristige Überwachungsflüge über dem Gebiet anderer Vertragsstaaten auf frei wählbaren Routen. Die dabei zulässige Ausrüstung an Bord ist genau festgelegt. Die Flüge werden jeweils von Vertretern der überflogenen Staaten begleitet.

„Open Skies“ statt VIP

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Für seine neue Aufgabe erhielt der noch immer im VW-Firmenkleid lackierte Jet bei Lufthansa Technik unter anderem zwei Kameras im Heck, von denen eine optisch und eine im Infrarotmodus operiert. Beide blicken durch ein 44 Zentimeter großes und vier Zentimeter dickes Bullauge an der Rumpfunterseite nach unten. In der Kabine, dort wo es sich früher Martin Winterkorn und seine Vorstandskollegen bequem machten, befindet sich im vorderen Teil der neue Arbeitsbereich der Missionsspezialisten. Sie sitzen hier an vier Tischen in Vierergruppen und überwachen die Kontrollflüge sowie den Einsatz der Kameras.

Die offizielle Übergabe der ehemaligen VW-A319 an die Bundeswehr ist für Juni geplant. Ab 2020 soll der Jet mit der militärischen Kennung 15+03 seine Inspektionsflüge aufnehmen – dann aber nicht mehr in VW-Farben, sondern stilecht, ganz in Weiß.

Fazit

Wie alle großen Konzerne redet Volkswagen nicht gerne über die firmeneigenen Flugzeuge. Dabei ist es ab einer bestimmten Unternehmensgröße ganz normal, dass eigene Flugzeuge benutzt werden. Vor allem, wenn Mitarbeiter regelmäßig immer die gleichen Strecken fliegen. Dass der große A319 jetzt zur Bundeswehr geht zeigt aber vor allem, dass die Wolfsburger inzwischen sehr genau auf die Kosten schauen. Und das ist auch gut so.

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