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VW-Beben in Wolfsburg
Werksschließungen drohen, Job-Garantie weg, Milliarden-Loch

Volkswagen hat nach einer Führungskräftetagung sein Sparprogramm deutlich verschärft. In einem kurzfristig einberufenen Krisentreffen informierte der Vorstand am Montag (2.9.2024) hochrangige Manager über drastische Sparpläne, die auch vor langjährigen Garantien und etablierten Standorten nicht Halt machen.

Volkswagen
Foto: Sean Gallup via Getty Images

Der Autobauer hat unter anderem beschlossen, die seit 1994 bestehende Beschäftigungssicherung aufzuheben, die ursprünglich betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschloss. Der Hintergrund für diesen Schritt liegt in der angespannten wirtschaftlichen Lage, in der sich Volkswagen derzeit befindet.

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Fünf Milliarden-Loch bei VW

Konzernchef Oliver Blume erläuterte, dass sich "das wirtschaftliche Umfeld nochmals verschärft hat, neue Anbieter drängen nach Europa. Dazu kommt, dass vor allem der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückfällt", erklärte Blume. Angesichts dieser Entwicklungen sieht der Vorstand eine umfassende Restrukturierung der Marken innerhalb der Volkswagen AG als unerlässlich an, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. In diesem Zuge könnten auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen notwendig werden, wenn keine schnelle Gegensteuerung erfolgt.

Ein weiterer Auslöser für die Verschärfung der Sparmaßnahmen ist eine Lücke von rund fünf Milliarden Euro, die sich in den bisherigen Einsparplänen des Konzerns auftut. Um sie schließen, reichen die bisher geplanten Maßnahmen wie Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen nicht mehr aus. "Ein Umbau allein entlang der demografischen Entwicklung ist aus Sicht des Unternehmens nicht ausreichend, um die kurzfristig notwendigen Strukturanpassungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen", so die Mitteilung des Unternehmens. Ein im Jahr 2023 initiiertes Sparprogramm sollte diesen Trend umkehren und bis 2026 eine Ergebnisverbesserung von zehn Milliarden Euro erzielen.

Kernmarke VW unter Druck

Die Kernmarke Volkswagen kämpft seit Jahren mit hohen Kosten und bleibt bei der Rendite deutlich hinter den anderen Marken des Konzerns wie Skoda, Seat und Audi zurück. Besonders brisant ist die Frage, welche Standorte von möglichen Schließungen betroffen sein könnten.

Laut internen Mitteilungen des Betriebsrats hält das Management mindestens ein größeres Autowerk sowie eine Komponentenfabrik für überflüssig, wobei bislang offen bleibt, welche Standorte konkret gefährdet sind. Diese Unsicherheit sorgt für erhebliche Unruhe unter den Beschäftigten – insbesondere in Niedersachsen, wo sich zahlreiche Werke von Volkswagen befinden.

Betriebsrat und IG Metall auf den Barrikaden

Die angekündigten Maßnahmen haben zu erheblichen Spannungen innerhalb des Unternehmens geführt, insbesondere zwischen dem Management und den Arbeitnehmervertretungen. Daniela Cavallo, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG, reagierte empört und kündigte massiven Widerstand gegen die Pläne des Vorstands an. "Mit uns wird es keine Standortschließungen geben!", erklärte Cavallo in einer Sonderausgabe der Betriebsratszeitung "Mitbestimmen". Sie kritisierte die Sparpläne als einseitig und forderte stattdessen einen "strategischen Befreiungsschlag" zur Lösung der eigentlichen Probleme im Konzern. "Anstatt sich einseitig zulasten der Belegschaft kaputtzusparen, muss jetzt ein strategischer Befreiungsschlag her – mit Schub für die eigentlichen Baustellen: Produkt, Komplexität, Prozessabläufe, Synergien", betonte sie.

Auch die IG Metall, die ein wichtiger Akteur bei Volkswagen ist, zeigte sich entsetzt über die Pläne. Thorsten Gröger, Landeschef der IG Metall in Niedersachsen, bezeichnete den vorgestellten Plan gegenüber der Nachrichtenagentur dpa als "unverantwortlich" und warnte vor den möglichen Konsequenzen für die Standorte und Arbeitsplätze bei Volkswagen. "Der Vorstand hat heute einen unverantwortlichen Plan präsentiert, der die Grundfesten von VW erschüttert und Arbeitsplätze sowie Standorte massiv bedroht. Dieser Kurs ist nicht nur kurzsichtig, sondern hochgefährlich – er riskiert, das Herz von Volkswagen zu zerstören", erklärte Gröger. Er forderte, dass das Missmanagement der vergangenen Jahre nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden dürfe.

Wie reagiert Niedersachsen?

Das Land Niedersachsen, das als Großaktionär mit 20,2 Prozent der Anteile und zwei Kabinettsmitgliedern im Aufsichtsrat von Volkswagen vertreten ist, hat ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen und dürfte eine entscheidende Rolle in den kommenden Verhandlungen spielen. Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen und Mitglied im Aufsichtsrat, stellte gegenüber der Bild-Zeitung klar, dass die Landesregierung die Perspektiven der niedersächsischen Standorte besonders im Blick habe. Er betonte, dass er erwarte, "dass sich die Frage einer Schließung von Standorten durch die erfolgreiche Nutzung von Alternativen schlichtweg nicht stellt". Die Position Niedersachsens könnte daher entscheidend sein, wenn es um die Durchsetzung oder den Widerstand gegen mögliche Werksschließungen geht.

Die endgültigen Entscheidungen über die zukünftige Ausrichtung des Konzerns sollen in der sogenannten Planungsrunde getroffen werden, die traditionell im November stattfindet. Bis dahin dürften die Diskussionen und Verhandlungen hinter den Kulissen weiter intensiv geführt werden. Die Ankündigung des Vorstands hat bereits jetzt eine intensive Debatte über die Zukunft von Volkswagen und die Verantwortung des Managements gegenüber den Mitarbeitern und Standorten ausgelöst. Die kommenden Wochen werden zeigen, inwieweit die angekündigten Maßnahmen umgesetzt werden und welche Konsequenzen sie für das Unternehmen und seine Beschäftigten haben werden.

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Fazit

Volkswagen hebt die seit 1994 bestehende Beschäftigungssicherung auf, um auf die angespannte wirtschaftliche Lage zu reagieren. Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen sind möglich. Betriebsrat und IG Metall kritisieren die Pläne scharf und fordern alternative Lösungen. Niedersachsen könnte als Großaktionär eine entscheidende Rolle spielen. Die endgültigen Entscheidungen werden im November erwartet.

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