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Erfolgreich in der Corona-Krise
VWs China-Marke Jetta stark gefragt

Unter dem Markennamen Jetta bietet VW in China seit September 2019 günstige Autos an. Und die sind wegen der Coronakrise stark gefragt.

Jetta, China-Marke von VW
Foto: VW

Seit 1979 baut VW die Mittelklasse-Limousine Jetta. Während das Modell in Deutschland in seinem Geburtsjahr gleich sein erfolgreichstes Jahr hatte und 2016 mangels Nachfrage aus dem Programm flog, verkauft es sich in den USA bis heute gut. Seit Ende vergangenen Jahres kommt der Name "Jetta" zu ganz anderen Ehren: Er bezeichnet eine komplette VW-Tochtermarke für den chinesischen Markt. Auch dort ist Jetta bisher nur als Modellname bekannt – so baute VW beispielsweise zwischen 1997 und 2010 den Jetta König in China.

Unsere Highlights

VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann spricht von einem nicht ausgeschöpften Marktpotential in China. In den Städten würden bisher 100 Autos auf 1.000 Einwohner kommen. Eine junge aufstrebende Mittelschicht suche nach günstigen Autos zu Einstiegspreisen von 10.000 bis 20.000 Euro, die bisher fast ausschließlich chinesische Hersteller anbieten. Beim Kauf des ersten Autos legt die gesamte Familie Geld zusammen und den Fahrern ist es sehr wichtig, Eigentümer eines Autos zu sein. Vom großen First-Buyer-Kuchen möchte VW ein ordentliches Stück abbekommen.

Ein Prozent Marktanteil erreicht

Die Corona-Krise beflügelt das Geschäft zusätzlich, da viele Menschen die erhöhte Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln und bei Sharing-Angeboten meiden möchten. Mit ihren günstigen Einstiegsmodellen gewinnt die Marke im Reich der Mitte daher zunehmend an Popularität. 13.500 Fahrzeuge konnte Jetta im April ausliefern, was einem Marktanteil von rund einem Prozent entspricht. Seit Markteinführung im September 2019 haben etwa 81.000 Fahrzeuge ihren Weg auf die Straßen gefunden.

Jetta VS7
VW
Ergänzt seit März das Angebot: Das SUV-Modell Jetta VS7.

Trotz des Corona-bedingten Absatzeinbruchs auf dem chinesischen Markt um mehr als 30 Prozent (Januar bis April 2020) gingen die Verkäufe der neuen VW-Marke im gleichen Zeitraum nur um 12 Prozent zurück – gemessen an den Absatzzahlen von September bis Dezember 2019. Der erfolgreiche Marktstart wurde durch die Einführung des SUV-Modells VS7 im März weiter gestärkt. Zur Markteinführung wurde das Modell auch online vorgestellt und erreichte dabei insgesamt 10 Millionen Interessentinnen und Interessenten. Neben dem VS7 besteht die Modellpalette von Jetta aus dem SUV VS5 und der Limousine VA3.

Jetta als China-Käfer

Den Namen Jetta machte VW zum Markennamen, weil der Begriff in China allseits bekannt ist und einen guten Ruf genießt – laut Stackmann ist der Jetta in China so etwas wie der Käfer oder später der Golf in Deutschland, 90 Prozent der Chinesen kennen und schätzen ihn. Außerdem sehen die Chinesen im Jetta eine Ikone ihrer Industrie, was es den Wolfsburgern leichter machte, das Modell aus der VW-Palette zu entnehmen. Die Entscheidung für den Aufbau einer VW-Submarke in China fiel vor zirka 2,5 Jahren.

Beim Jetta-Vertrieb setzt VW nicht nur auf 200 Händler, sondern auch auf neue Wege: Digitale Showrooms, also Online Stores, werden von Jetta-Shops in Shopping Malls und fahrenden Verkaufstrucks ergänzt. Die Idee, mit umherreisenden Trucks ein großes Händlernetz zu simulieren, hatte zuerst die Geely-Tochter Lync & Co., die so günstige auf Volvo-Plattformen basierende Modelle anbieten möchte.

China ist für VW der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt. 2018 haben die Wolfsburger hier 3,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt – das sind fast 50 Prozent der weltweiten Auslieferungen der Marke. Der Jetta hat daran einen Anteil von 360.000 Fahrzeugen – 1992 startete das Modell mit 9.000 verkauften Exemplaren. Zum Vergleich: Auf dem US-Markt setzte VW über seine gesamte Modellpalette im selben Jahr insgesamt ebenfalls 360.000 Exemplare ab. Allerdings hat VW mit dem Lavida ein Modell auf dem Markt, das sich im letzen Jahr 420.000 Mal verkaufte – der Lavida genießt aber bei weitem nicht den Kultstatus wie der Jetta. Inzwischen ist VW seit über 30 Jahren in China aktiv und hat 2018 dort sein 30-millionstes Fahrzeug übergeben. Laut Stackmann ist China auf dem Automarkt Vorreiter in Sachen Elektromobilität, Digitalisierung, Konnektivität und autonomem Fahren.

Zunächst brachte Jetta eine Limousine namens VA3, kurz darauf folgte das SUV-Modell VS5 und seit neuestem ist der VS7 verfügbar. Auch wenn Limousinen in China nach wie vor beliebt sind – der SUV-Markt explodiert geradezu. Der Jetta VA3 basiert auf der PQ25-Plattform, seine Elektronik kommt vom MQB. Die beiden SUV von der Größe eines Tiguan beziehungsweise Tiguan Allspace basieren komplett auf dem MQB. Das SUV Jetta VS5 bekommt immer den 1,4-Liter-TSI und das Siebengang-DSG – Handschaltungen sind in China nicht beliebt. Viele Ausstattungsoptionen wird es nicht geben – eine schlanke Produktion und ein ebenso schlankes Ausstattungsangebot sind die Geheimnisse hinter den niedrigen Preisen. Die Preise für die unter Skoda angesiedelten Jetta-Modelle gehen bei zirka 13.000 Euro los. Auch mit Seat soll Jetta keine Marktüberschneidungen haben – aktuell positioniert sich Seat in China als Elektromarke. Jetta bekommt elektrische Antriebe erst später, aktuell sind die selbst für eine Topmarke im Einstiegssegment noch zu teuer, bedauert Stackmann.

Deutsche Entwicklung, deutsches Design, Fertigung in China

Alle Fahreuge werden in Deutschland entwickelt, sämtliche Komponenten bauen die Kollegen in den chinesischen Werken. Die Fahrzeuge laufen bei VWs langjährigem Joint-Venture-Partner FAW-Volkswagen in Chengdu vom Band. VW-Designchef Klaus Bischoff hat für die Marke einen eigenständigen Auftritt entworfen – bereits im dritten Quartal 2018 kommen die ersten Jetta-Modelle auf den Markt. Und der weder optisch noch technisch verwandte US-Jetta behält seinen Modellnamen.

Fazit

Der Plan, mit Jetta eine Marke für günstige Einstiegsmodelle aus der Taufe zu heben, ist aufgegangen. Mit einem Prozent Marktanteil gelang VW eine der besten Startphasen neuer Automobilmarken in China. Unterstützend wirkte dabei aber auch die aktuelle Corona-Krise, da viele Menschen die erhöhte Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln und bei Sharing-Angeboten meiden möchten.

Wer jetzt in Deutschland ein Schnäppchen wittert, wird allerdings enttäuscht: Der Aufwand einer Anpassung an europäische Zulassungsbedingungen wäre zu groß. Die Antriebe der eben nur für den chinesischen Markt gedachten Modelle sind nicht nach Euro 6 zertifiziert und Anbauteilen wie beispielsweise den Leuchten fehlt das CE-Zeichen, was einen Austausch nötig machen würde.

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