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VW-Konzernchef unter Beschuss
Scheitert VWs Formel-1-Einstieg am Diess-Aus?

Am 15. Dezember will der FIA-Weltrat das neue Motoren-Reglement ab 2026 absegnen. Bis dahin muss sich der VW-Konzern zum vom CEO lange geplanten Formel-1-Einstieg bekennen. Nur: Diess könnte bis dahin seinen Job los sein. Kommen F1-Teams von Porsche und Audi damit unter die Räder?

Herbert Diess VW Chef Formel 1 Collage Retusche
Foto: VW / Porsche / xbp / Wilhelm / Patrick Lang

Seit Herbert Diess als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG das Sagen hat, gibt's aus Wolfsburg immer wieder Misstöne zu hören. Laut und wütend wird es gern zum Jahresende hin. So 2020 im Dezember, als Diess zuvor "verkrustete Strukturen" im Konzern bemängelt hatte und sich der Aufsichtsrat in der Folge nicht zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung für den VW-Chef durchringen konnte, auf die dieser gedrungen hatte.

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2021 ging es bereits im Oktober los und wird sich locker bis Dezember halten. Diess gilt als ehrgeizig und Freund klarer Worte, was die Situation des Konzerns angeht. Der Betriebsrat interpretiert das häufig als Angriff auf die Arbeitnehmer. So auch zuletzt, als Diess ein Szenario für den Standort Wolfsburg vorrechnete, das 35.000 Jobs kosten würde. In der Folge sprach der Betriebsrat Diess das Misstrauen aus. Berichten des Handelsblatts zufolge betreibt die bei VW auch im Aufsichtsrat starke Arbeitnehmerseite Diess‘ Ablösung, obwohl dessen Vertrag erst im Juli bis 2025 verlängert worden war.

Vermittlungsausschuss mit Diess-Feinden

Die Vertreter der Eigner-Familien (Hans Michel Piëch und Wolfgang Porsche) standen bislang immer hinter Herbert Diess, dessen operative Führung VW auf einen erfolgversprechenden Kurs gebracht hat. Es gab aber auch Schattenseiten wie die Software-Probleme bei ID.3 und Golf 8, in dessen Nachgang Diess den Chefposten für die Kernmarke VW an Ralf Brandstätter abgab oder die aktuellen Absatzeinbußen wegen der Chipkrise. So bemerkt Frank Schwope, Analyst bei der Nord-LB: "Die Volkswagen-Vorzugsaktie hat seit ihrem 52-Wochen-Hoch Anfang April wieder rund 30 Prozent ihres Wertes eingebüßt". Von Diess‘ Ziel, den Wert des Unternehmens näher an den des bewunderten Konkurrenten Tesla heranzubringen, ist man weit entfernt.

Um den Konflikt aufzulösen hat Wolfsburg einen Vermittlungsausschuss gebildet. Mitglieder sind der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, IG-Metall-Chef Jörg Hofmann und die Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Damit dürften mindestens 50 Prozent Herbert Diess ablehnend gegenüber stehen. Ein vorzeitiges Ende von dessen Amtszeit wirkt im Lichte dessen nicht so unwahrscheinlich, auch wenn Diess nun schon zahlreiche Konflikte überstanden hat.

Nur 6 Tage zwischen Aufsichts- und FIA-Weltrat-Sitzung

Besonders schwierig ist der Zeitpunkt der aktuellen Querelen. Denn am 15. Dezember 2021 will der FIA-Weltrat das neue Motoren-Reglement für die Formel 1 ab 2026 absegnen. Und da will der VW-Konzern wohl sogar mit zwei Marken (Audi und Porsche) dabei sein – ob als Team oder Motorenlieferant (in der Bildergalerie zeigen wir die stärksten Triebwerke der Formel-1-Historie). Mit dem neuen Regelwerk wäre das für den VW-Konzern vermutlich sogar rentabel. Mercedes etwa rechnet damit, dass sein Formel-1-Team allein nächstes Jahr schwarze Zahlen schreibt – ein Geschäft verbunden mit der Präsenz im Top-Motorsport und entsprechender Publicity. Porsche und Audi könnten zusammen einen Motor entwickeln und die Kosten teilen, die Erhöhung des E-Anteils im neuen Antriebs-Reglement bringt Entwicklungserfahrungen, Porsche könnte vom E-Fuels-Ansatz für sein Projekt in Chile profitieren.

Den Einstieg soll Herbert Diess zusammen mit Ex-Porsche-Motorsportchef Fritz Enzinger von langer Hand geplant haben. Enzinger trat zum 1. Oktober 2021 nach zehn Jahren als Leiter von Porsches Motorsportabteilung ab. Eine offenbar seit rund drei Jahren geplante Weichenstellung. Der ursprüngliche Fahrplan hatte vorgesehen, dass sich Enzinger schon nach Ende des Programms mit Le-Mans-Sieger Porsche 919 Hybrid zurückzieht und auf eine übergeordnete Funktion im Volkswagen-Konzern konzentriert: Der Österreicher hatte den VW-Konzern persönlich in den Reglement-Verhandlungen mit der Formel 1, der FIA und den anderen Herstellern vertreten. Einen österreichischen Pass hat auch Herbert Diess, der schon 2020 auf Linkedin publikumswirksam auf Kosten der Formel E mit der Königsklasse des Motorsports flirtete: "Meiner persönlichen Meinung nach sollten wir mit Rennsport weitermachen. Die Formel 1 wird CO2-neutral, indem sie synthetische Kraftstoffe nutzen wird. Sie ist viel aufregender, spaßiger, mehr Rennsport und ein besserer Technik-Wettkampf als die Formel E, die in Stadtzentren ein paar Runden im Spielmodus dreht."

Schwer vorstellbar, dass Betriebsratschefin Cavallo oder ein Gewerkschaftschef eine Beteiligung an der Formel 1 als sinnvoll für den Arbeitgeber VW erachten. Am 9. Dezember könnte also nicht nur entschieden werden, ob Herbert Diess seine Amtszeit als Vorstandsvorsitzender von VW forstsetzen kann. Vielleicht muss der wenig konfliktscheue Auto-Boss das Formel-1-Engagement sogar als Verhandlungsmasse mit in die Waagschale werfen.

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Fazit

Man kann zu Herbert Diess und zur Formel stehen, wie man will: Angesichts der Langfristigkeit der Strategie des VW-CEOs und der Langwierigkeit der Bemühungen um einen Formel-1-Einstieg des Konzerns, wirkt eine 6-Tages-Frist zwischen einer Entscheidung über beides wie ein Showdown aus dem Drehbuch eines Thrillers. Anders als bei einem Blockbuster ist das Ergebnis aber schwer vorherzusagen.

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