VW-Chef Herbert Diess warnt vor den längerfristigen Corona-Krisen-Folgen für seinen Konzern. Er betont gegenüber dem ZDF, dass VWs Verkäufe weltweit eingefroren sind, nur in China macht man Umsatz. Vielleicht deshalb betont Diess, dass man von China viel lernen könne – die chinesische Regierung hätte die Gesundheitsprobleme vorerst in den Griff bekommen und die Wirtschaft laufe wieder.
Diess befindet sich damit auf einer Linie mit vielen anderen Autoherstellern, die große Hoffnungen in eine Wiederstarten der chinesischen Wirtschaft setzen. Die Unternehmensberatung Bain & Company aus Bosten hat allerdings in einer Studie ermittelt, dass die Gewinne der Hersteller auf dem chinesischen Markt im Zuge der Krise trotzdem um bis zu 40 Prozent schrumpfen könnten. (Einen Überblick über VWs SUV-Modellprogramm in China finden Sie hier)
Software-Kompetenz und E-Mobilität haben Priorität
Als Sofortmaßnahmen zur Bewältigung der Krise hat Diess die Ausgaben reduziert und nicht erfolgskritische Projekte verschoben. VW-Finanzvorstand Frank Witter unterzieht zudem sämtliche Programme, Investitionen und Beraterleistungen einer "sehr kritischen Prüfung". Die für VW wichtigen Zukunftsprojekte Software-Kompetenz und Elektromobilität treiben die Verantwortlichen aber weiter voran.
Für 80.000 Beschäftigte hat VW bei der Bundesagentur für Arbeit Kurzarbeit beantragt – im Falle einer Bewilligung übernimmt die Agentur einen Teil des Gehaltes des Angestellten. Ob nach der Krise alle wieder voll arbeiten können, vermag Diess nicht zu sagen – dies hänge von der Dauer der Krise ab.
Neues Sicherheitskonzept gegen Ansteckungsgefahr
VW bereitet sich mit einem neuen Sicherheitskonzept derweil auf einen Wiederstart der Produktion vor – so möchten die VW-Entscheider die Möglichkeit einer Ansteckung am Arbeitsplatz ausschließen. Teil des Sicherheitskonzepts sind Hygiene-Maßnahmen wie zum Beispiel größere Abstände an der Fertigungsbändern.
Auf staatliche Fördergelder möchte VW nach aktuellem Stand verzichten – Witter weist in diesem Zusammenhang auf einen guten Cash-Flow und eine ordentliche Netto-Liquidität hin. Die Grundlagen dafür hätte man 2019 gelegt.
Festhalten an Dividendenerhöhung
Für eine Dividendenerhöhung ist Geld da: An dem Vorschlag, den Aktionären für das Geschäftsjahr 2019 eine um 35 Prozent erhöhte Dividende zu zahlen, hält Finanzvorstand Witter fest.
Fazit
So umstritten China in vielerlei Hinsicht auch sein mag: Die Autohersteller sehen in der wieder anlaufenden Konjunktur des Landes einen Hoffnungsschimmer. VW-Chef Herbert Diess möchte natürlich so schnell wie möglich die Fahrzeugproduktion wieder starten. Das ging allerdings auch in China nicht von heute auf morgen und außerdem müsste sich gleichzeitig der außerchinesische Absatzmarkt wieder deutlich erholen.
Die getroffenen Sofortmaßnahmen sind sicher genauso sinnvoll wie die Pläne zu einem Wiederaufnehmen der Produktion unter sorgfältigen Gesundheitsschutz-Maßnahmen. Und mit dem Festhalten am Vorschlag für eine um 35 Prozent erhöhte Dividenden-Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2019 möchte VW das Vertrauen in die zukünftige Entwicklung des Unternehmens stärken.