Der Teil-Abriss des Ring-Racers ist in vollem Gange. Die Nürburgring-Achterbahn war Teil des Projekts "Nürburgring 2009", das die Rennstrecke in einen Freizeitpark verwandeln sollte. Geplant war die schnellste Achterbahn der Welt: 217 km/h, erreicht in nur wenigen Sekunden. Direkt entlang der Start-Ziel-Geraden sollten Besucher Formel-1-Feeling erleben. Doch von der geplanten Eröffnung im Sommer 2009 bis zum ersten Start vergingen mehr als vier Jahre – und schon nach vier Betriebstagen war wieder Schluss.
Dabei hatte alles mit echten Superpromis aus Deutschland angefangen: Am 12. Juli 2009 saßen bei einer als Jungfernfahrt bezeichneten Testfahrt Michael Schumacher und Formel-1-Reporter Kai Ebel in der ersten Reihe des Zuges, außerdem sollen Mario Barth und Lilly Becker an Bord gewesen sein. Boris Becker soll sich die Bahn bereits in ihrer Bauphase angesehen haben.
Explosionen, Verzögerungen, Ernüchterung
Das Luftdruck-Abschusssystem, entwickelt vom US-amerikanischen Hersteller S&S Power (heute S&S – Sansei Technologies), sollte bei den Achterbahnzügen einen Formel-1-Start simulieren – die Formel 1 und der Nürburgring, das gehörte damals noch zusammen. Doch 2009 und 2011 kam es bei Tests zu Druckluft-Explosionen – mit zerborstenen Fenstern, Knalltraumata bei Arbeitern und langen Sperrzeiten. Immer wieder verzögerten technische Probleme und Sicherheitsauflagen die Inbetriebnahme. Unter anderem baten die Behörden um die Klärung der Frage, wie denn eine Evakuierung der Fahrgäste möglich sei, wenn der Zug auf dem höchsten Punkt der Achterbahn stehen bleibt. Schließlich reduzierten die Betreiber für den Fall einer Betriebsgenehmigung die Höchstgeschwindigkeit von geplanten 217 auf 160 km/h. Für einen Geschwindigkeits-Rekord hätte es zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr gereicht – bereits im Herbst 2010 hatte die Achterbahn Formula Rossa in Abu Dhabi mit 240 km/h einen neuen Weltrekord aufgestellt.
Angeblich gab es für die Bahn ein mündliches Kaufangebot aus dem Ausland, wie der General-Anzeiger im Februar 2012 berichtete. Anscheinend wollte jemand mit einer "Ex-Nürburgring-Achterbahn" Geld verdienen. Es kam aber kein Verkauf zustande.
Vier Tage Ruhm – und dann Stillstand
Am 31. Oktober 2013 rollte doch noch der erste Zug mit acht Gästen aus der Station. Die Bahn war auch ohne das Geschwindigkeitsrekord-Siegel beliebt – innerhalb von vier Tagen rasten 2.000 Fahrgäste über die Strecke. Achterbahn-Fans berichteten von einer spektakulären Startphase – und ein wenig Langeweile auf der zu großen Teilen schnurgeraden Strecke. Auf jeden Fall war das ein exklusives Vergnügen – nach den besagten vier Tagen war nämlich wieder Schluss. Grund: die Insolvenz des Nürburgrings. Der neue Besitzer, Autozulieferer Capricorn, stellte den Betrieb sofort ein. Seitdem rostete der Ring-Racer als futuristische Ruine im Wind.

Michael Schumacher im Rennshirt und Formel-1-Reporter Kai Ebel saßen am 12. Juli 2009 auf der Ring-Racer-Jungfernfahrt in der ersten Reihe. Dies war aber eher eine Art Testfahrt - der geplante Eröffnungstermin am 15. August 2009 war wegen technischer Probleme nicht haltbar.
Jetzt kommt der Bagger – aber nicht für alles
Seit Juli 2025 läuft der Teilabriss: Spezialisten entfernen rund 300 Meter Schienen und schaffen damit Platz für ein Technologie- und Entwicklungszentrum der Automobilindustrie. Der Looping bleibt – aus Kostengründen und als Wahrzeichen, schließlich versprüht er ein bisschen Lost-Place-Charme. Auch Abschnitte, die durchs Motorsport-Museum führen, bleiben stehen, weil sie baulich integriert und teilweise für die Statik des Gebäudes wichtig sind.

Der Rückbau geht schnell: Große Teilstücke der Ring-Racer-Schienen sind bereits abgebaut (Bild vom 12. August 2025).
Ein leuchtendes Mahnmal
Nachts strahlt der Looping wie eine Erinnerung an große Pläne und gebrochene Versprechen – und verdampfte Steuergelder. Von zirka 1994 bis 2012 soll das Bundesland Rheinland-Pfalz rund eine halbe Milliarde Euro im Aufbau der Freizeit- und Tourismusanlagen am Nürburgring versenkt haben. Der Ring-Racer war nie die schnellste Achterbahn der Welt – aber er ist trotzdem ein untrennbarer Teil der Nürburgring-Geschichte.