Der Gebrauchtwagenmarkt ist groß und vielfältig, doch nicht jeder Wagen ist so makellos, wie es zu Beginn scheint. Es gibt viele Gebrauchte, die in ihrem Leben schon mal in einen Unfall verwickelt waren. So ein Auto zu kaufen, ist nicht unbedingt ein Problem – vorausgesetzt, der Schaden wurde professionell repariert. Manche Verkäufer vertuschen jedoch derartige Schäden, weil sie mit Unfallautos nicht so viel Profit erzielen können. Daher ist es wichtig beim Gebrauchtwagenkauf auf ein paar Dinge zu achten, die auf einen Unfall oder eine nicht sachgemäße Instandsetzung hinweisen. Wir klären auf.
Bevor ein Fahrzeug als Unfallwagen entlarvt werden kann, müssen wir klären, wann ein Schaden tatsächlich als Unfallschaden gilt. Das ist dann der Fall, wenn das Auto durch den Unfall so stark beschädigt ist, dass Reparaturen notwendig sind und diese über einfache kosmetische Behandlungen hinausgehen. Dazu gehören:
- Schäden an tragenden Teilen wie dem Rahmen, dem Fahrwerk oder den Säulen des Fahrzeugs.
- Wenn Teile der Karosserie so stark beschädigt sind, dass sie ersetzt oder umfangreich bearbeitet werden müssen.
- Ein ausgelöster Airbag ist ein klares Indiz für einen schweren Unfall.
- Größere Nachlackierungen oder die Verwendung von Spachtelmasse zur Beseitigung von Dellen und Beulen.
Kleinere Schäden wie Kratzer oder Parkdellen, die keine strukturellen Eingriffe erfordern, machen das Auto nicht zum Unfallfahrzeug.
Muss ein Unfallauto beim Verkauf immer deklariert werden?
In Deutschland sind Verkäufer verpflichtet, Unfallschäden beim Verkauf eines Fahrzeugs offenzulegen. Wird ein solcher Schaden verschwiegen, handelt es sich um arglistige Täuschung gemäß § 123 BGB, was dem Käufer das Recht gibt, den Vertrag anzufechten und den Kaufpreis zurückzufordern. Darüber hinaus kann der Käufer gemäß § 437 BGB den Kaufpreis mindern oder vom Vertrag zurücktreten, wenn der Unfallschaden als Mangel gilt. In besonders schweren Fällen kann das Verschweigen von Unfallschäden sogar als Betrug nach § 263 StGB strafrechtlich verfolgt werden. Hier drohen hohe Geld- oder gar Freiheitsstrafen. Verkäufer, die einen Unfallschaden absichtlich verschweigen, setzen sich somit nicht nur zivilrechtlichen Konsequenzen aus, sondern auch strafrechtlichen.
Wie erkenne ich einen Unfallwagen beim Gebrauchtwagenkauf?
Unfallwagen sind oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen – insbesondere, wenn ein Fachmann die Reparaturen durchgeführt hat. Doch es gibt mehrere Hinweise, die auf vertuschte Schäden hinweisen können. Achten Sie auf folgende Details:
- Lack und Oberflächen: Einer der einfachsten und am leichtesten sichtbaren Hinweise auf einen Unfallwagen ist die Lackierung. Achten Sie auf Farbabweichungen oder ungleichmäßigen Glanz an verschiedenen Karosserieteilen. Unsaubere Spuren von Nachlackierungen sind häufig an Stellen wie den Türunterseiten, im Kofferraum oder hinter der Tankklappe zu finden. Ein Lacktiefenmesser (Schichtdickenmessgerät) kann hier helfen, zusätzliche Schichten zu erkennen.
- Spaltmaße und Karosserie: Überprüfen Sie die Spaltmaße zwischen Türen, Hauben und Klappen. Wenn diese unregelmäßig oder nicht symmetrisch zur anderen Fahrzeugseite ausfallen, könnte das auf einen Unfall und eine nachträgliche Reparatur hinweisen. Ebenso wichtig sind die Schweißnähte an der Karosserie. Unregelmäßigkeiten oder nachgearbeitete Nähte sind ein weiteres Indiz für Reparaturen nach einem Unfall.
- Verwerfungen und Dellen: Ein genauer Blick unter das Fahrzeug kann ebenfalls Hinweise auf Unfallschäden liefern. Verwerfungen am Unterboden, Dellen an den Schwellerblechen oder Dehnungsverfärbungen an Kunststoffen (zum Beispiel an den Radkästen) sind klare Zeichen für eine Kollision. Auch unsaubere Reparaturen an den Federdom-Blechen im Motorraum sind verdächtig.
- Airbags und Sicherheitskomponenten: Wenn ein Airbag im Fahrzeug ausgelöst wird, kann das im Innenraum sichtbare Spuren hinterlassen. Beispiele dafür sind Beschädigungen am Armaturenbrett, der Innenverkleidung oder den Sitzen. Solche kleinen Schönheitsfehler können auf einen betätigten Airbag und damit einen möglichen Unfall hindeuten. Profis können Auslösungen von Airbags und Gurtstraffen in vielen fällen auch elektronisch auslesen.
- Fahrverhalten und Innenraum: Bei der Probefahrt sollten Sie auf das Fahrverhalten achten. Ein schief stehendes Lenkrad, ungewöhnliche Lenkkräfte oder ungleichmäßiger Geradeauslauf deuten auf eine verzogene Karosserie hin.
Worauf muss ich beim Kauf eines Unfallwagens achten?
Beim Kauf eines ehemaligen Unfallautos ist es elementar, dass sich der Schaden in einem problemlos reparierbaren Rahmen hielt und fachlich korrekt repariert wurde. Das bedeutet, sie sollten beim Begutachten des Wagens auf folgende Dinge achten:
- Dokumente prüfen: Verlangen Sie vom Verkäufer ein vollständiges Serviceheft und Rechnungen für alle Reparaturen. Fehlen diese Dokumente, kann das ein Hinweis darauf sein, dass der Verkäufer versucht, die wahre Historie des Fahrzeugs zu verbergen.
- Professionelle Gutachter hinzuziehen: Wenn Sie Zweifel an der Echtheit der Angaben des Verkäufers haben oder sichtbare Schäden nicht eindeutig beurteilen können, sollten Sie einen unabhängigen Kfz-Gutachter hinzuziehen. Ein Experte kann versteckte Schäden und Manipulationen aufdecken, die für den Laien nicht erkennbar sind.
- Restwert und Wertminderung: Ein Unfallwagen hat in der Regel einen reduzierten Marktwert. Wenn Sie sich für den Kauf eines Unfallwagens entscheiden, sollten Sie sicherstellen, dass der Preis entsprechend der Wertminderung angepasst ist. Eine realistische Einschätzung des Restwerts können Ihnen ein Gutachter oder entsprechende Bewertungsportale geben.
- Garantie und Gewährleistung: Einige Händler bieten auch für Gebrauchtwagen eine Garantie an. Wenn Sie sich für den Kauf eines gebrauchten Unfallwagens entscheiden, achten Sie darauf, dass eine Garantie oder zumindest eine Gewährleistung im Falle von weiteren Problemen nach dem Kauf übernommen wird.
