Der nichtkommerzielle US-Fernsehsender Public Broadcasting Service (PBS) hat eine Test-Massenkarambolage gefilmt. Unfallforscher haben diese Karambolage mit echten Fahrzeugen auf einer abgesperrten Strecke durchgeführt, um mehr über Ursache und Wirkung solcher zum Glück eher seltenen Karambolagen herauszufinden. Die vorläufigen Erkenntnisse sind ernüchternd.
PBS nennt seine zweiteilige Dokumentation "The Ultimate Crash Test". Den Unfall haben Experten auf einem stillgelegten Stützpunkt der Royal Air Force (RAF) in der Nähe der schottischen Ortschaft Campbeltown nachgestellt. Für den Versuch haben die Tester eine drei Kilometer lange ehemalige Landebahn zu einer Autobahn umgewidmet – mit langsamer, mittlerer und schneller Spur, Seitenstreifen und Gegenverkehr. Die Simulation sollte der Realität so nahe wie möglich kommen, um die bei Massenkarambolagen ablaufenden Kettenreaktionen besser zu verstehen.
Autos rasen in Lkw
Die Auswahl der am Unfall beteiligten acht Fahrzeuge sollte eine Nachbildung des in der westlichen Welt typischen Straßenverkehrs darstellen. Die Experten haben sich für einen Toyota Prius, einen Porsche Boxster, einen VW Golf GTI, einen Ford F-150, einen Dodge Grand Caravan (in Europa als Chrysler Grand Voyager verkauft), einen Mercedes ML, einen Audi A4 und einen Vauxhall Vivaro Van (in Deutschland als Opel Vivaro Transporter verkauft) entschieden. Hinzu kam noch zwei Lkw: Während ein Lkw steht, fährt der hinter ihm stehende und einen Anhänger ziehende plötzlich auf die Gegenspur und blockiert diese. Mehrere Autos sind bei dem Versuch in den Lkw und seinen Anhänger geknallt. In den ferngesteuerten Fahrzeugen saßen Puppen – einige mit angelegtem Sicherheitsgurt und andere nicht angeschnallt.

Den Seitenstreifen der Test-Autobahn hatten die Tester teilweise mit Schotter und an einigen Stellen mit parkenden Autos präpariert. Die Fahrer saßen während des Unfalls in Fernsteuer-Kabinen, ihre per Funk übermittelten Befehle haben Elektromotoren und pneumatische Kolben ans Lenkrad und die Pedalerie der Testfahrzeuge übermittelt. Als der Lkw die Straße blockiert, sind die Fernsteuer-Fahrer sichtlich entsetzt. 94 in den Autos untergebrachte Dashcams haben das Geschehen gefilmt.
Ermittler waren nicht informiert
Nach dem Unfall sind forensische Ermittler zum Unfallort gekommen, die über die Vorbereitungen zu dem Unfall nicht informiert waren. Sie sollten so unvoreingenommen wie möglich ihre Untersuchungen beginnen. Die bisher veröffentlichen vorläufigen Ergebnisse wirken ein wenig ernüchternd. So stellen die Experten unter anderem fest, dass kein Unfall dem anderen gleicht, da viele verschiedene menschliche, mechanische und umwelttechnische Faktoren so ein Ereignis beeinflussen. Für die Unfallursache und den Ausgang spielt das menschliche Verhalten anscheinend eine entscheidende Rolle. Außerdem sind manche Sicherheitstechniken nicht für Massenkarambolagen ausgelegt. So funktioniert ein Airbag nur beim ersten Crash und garantiert bei einem Folgeaufprall keinen weiteren Schutz. Insgesamt haben die Forscher 16 Terrabyte an Daten aufgezeichnet, die sie jetzt auswerten.

Auch wenn sie den Unfall nur aus der Ferne erlebt haben, waren die vier in den Fernsteuer-Kabinen sitzenden Testfahrer nach dem Unfall beeindruckt – sie haben betont, dass der Testunfall ihre künftige Fahrweise beeinflussen würde.
PBS hat den ersten Teil von "The Ultimate Crash Test" am 7. Mai 2025 gezeigt, der zweite folgt am 14. Mai – in diesem Teil konzentrieren sich die Filmemacher auf die Analyse der Unfallfolgen.