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TÜV Studie Zukunft der Mobilität
Eigenes Auto viel wichtiger als Fahrrad und Bus

In einer TÜV-Studie geben Bürger ihre Wünsche und Ziele zur persönlichen Mobilität an. Viele Ergebnisse überraschen und unterscheiden sich von politischen Forderungen, speziell in Sachen ÖPNV und Elektroauto.

Studie Zukunft der Mobilitaet 2022
Foto: TUEV Verband

Glaubt man den Aussagen maßgeblicher Politiker und Medien, sehnt sich der deutsche Durchschnittsbürger nach einer Molibilitätszukunft, in der Elektroautos geteilt werden, der Innenstadtverkehr mit Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr bewältigt und das eigene Auto abgeschafft wird. Die Wirklichkeit, so lässt eine neue Studie des TÜV-Verband vermuten, sieht ein gutes Stück pragmatischer aus. Denn die große Mehrheit der Bürger selbst in Großstädten nutzt täglich das eigene Auto und will auch in Zukunft nicht auf dieses Verkehrsmittel verzichten. Diese und weitere Ergebnisse der TÜV-Studie zeichnen ein differenziertes Bild der Verkehrsteilnehmer, über das auch in der Politik diskutiert werden sollte.

Unsere Highlights

Fast die Hälfte hält ÖPNV für unsicher

Befragt wurden für die Studie eine Gruppe von 1.000 Personen zwischen 16 und 75 Jahren aus allen Bundesländern, die einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Wohnbevölkerung darstellen. Dabei wurden auch zum Teil Entwicklungen zu vergangenen Jahren berücksichtigt, die zusätzlich aufhorchen lassen. Zum Beispiel im Hinblick auf den öffentlichen Nahverkehr, den im Jahr 2022 nur noch 25 Prozent der Befragten an einem Werktag nutzen, 2020 waren es noch 32 Prozent. Was den Verantwortlichen besonders zu denken geben sollte: Lediglich 55 Prozent der Befragten fühlen sich im ÖPNV sicher, was in erster Linie an Furcht vor Belästigungen oder Gesundheitsgefahren liegt.

E-Leichtkrafträder und Roller
Frank Ratering
Die Nutzung von Motorrollern für den Individualverkehr hat gegenüber 2020 zugenommen.

Das eigene Auto stufen hingegen 87 Prozent als besonders sicher ein. 72 Prozent der Befragten nutzen das eigene Auto an jedem Werktag, zwei Jahre zuvor waren es noch 65 Prozent. Abgenommen hat auch die Zahl der täglichen Fußmärsche, während das Fahrrad und auch Motorroller und Motorräder in den letzten beiden Jahren eine steigende Beliebtheit als Verkehrsmittel verzeichneten. Auch bezeichnend: Lediglich zwölf Prozent der Haushalte kommt ohne eigenes Auto aus, in Haushalten mit zwei Erwachsenen sind es sogar lediglich sechs Prozent.

Nur 10 Prozent wollen sicher ein E-Auto kaufen

Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist durchaus auch in der befragten Bevölkerungsgruppe sichtbar. Denn während die deutliche Mehrheit nicht auf das eigene Auto verzichten möchte, bei den eigenen Mobilitätsentscheidungen dem Umweltschutz keine sehr große Rolle zugesteht und sich beim nächsten Autokauf gegen ein elektrisch angetriebenes Modell entscheiden will, werden generelle Umweltmaßnahmen durchaus unterstützt. So wünschen sich 56 Prozent, dass der gesamte Mobilitätsbedarf durch den ÖPNV abgedeckt wird, sogar 70 Prozent fordern den Ausbau der Fahrrad-Verkehrsinfrastruktur und immerhin die Hälfte ist der Meinung, dass die Luftverschmutzung das größte durch den Straßenverkehr verursachte Problem sei.

Mehrheit will kein autonom fahrendes Auto

Auch das Thema Assistenzsysteme wurde in der Studie abgefragt. Erstaunlich dabei ist, dass nur 34 Prozent der Befragten im eigenen Auto über Erfahrungen mit Systemen wie Notbrems- oder Spurhalte-Assistent verfügen. Und lediglich 24 Prozent können sich vorstellen, im eigenen Fahrzeug künftig mit autonomer Fahrfunktion die Herrschaft über das Lenkrad abzugeben.

Wunsch des TÜV: Mehr Prüfungen

Was in einer TÜV-Studie natürlich nicht fehlen darf, ist ein bisschen Lobby-Arbeit in eigener Sache. Und so stellen die Studien-Autoren fest, dass sich 60 Prozent der Befragten wünschen, Assistenzsysteme in den Prüfumfang der zweijährlichen Hauptuntersuchung aufzunehmen. Außerdem seien sogar 74 Prozent der Teilnehmer dafür, die Hauptuntersuchung zu erweitern und nicht nur alle zwei Jahre, sondern "bedarfsgerecht" durchzuführen. Einen Prüfauftrag für die digital vernetzte Verkehrsinfrastruktur holt sich der TÜV bei der Gelegenheit auch noch von 70 Prozent der Befragten ab und fordert zusätzlich den vollen Zugriff auf alle im Auto gespeicherten Bewegungsdaten.

In der Fotogalerie zeigen wir Ihnen die wichtigsten Umfrageergebnisse der Studie im Detail.

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Fazit

Umweltschutz und Verkehrswende bitte ja, aber nicht für mich: Auf dieses Fazit könnte man die Ergebnisse der TÜV-Studie zur Mobilität herunterbrechen. Für die überwältigende Mehrheit der Deutschen ist das eigene Auto alternativlos. Die Corona-Pandemie hat zudem deutliche Verschiebungen hin zum Individualverkehr und weg von öffentlichen Verkehrsmitteln gebracht. Was der Politik und den Verkehrsbetrieben zu denken geben sollte: Die Hälfte der Bevölkerung fühlt sich im öffentlichen Nahverkehr nicht sicher, ein erschütterndes Ergebnis.

Dass der TÜV die in Auftrag gegebene Studie auch nützt, um für die Ausweitung der eigenen Geschäfte zu werben, war zu erwarten. Interessant ist aber, dass seitens der Studienautoren auch Gesetzesänderungen gefordert werden. Beispielsweise wünscht sich die Prüforganisation einen Zugriff auf die im Fahrzeug gespeicherten Mobilitätsdaten, eine Erweiterung der Kfz-Hauptuntersuchung und auch eine Absenkung der Promillegrenze im Bezug auf eine verpflichtende medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), die natürlich ebenfalls von TÜV-Organisationen durchgeführt wird. Eine Erweiterung der Führerscheinprüfungen fänden die Studienautoren auch gut.

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