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Tesla-Team killt Reichweiten-Anfragen
Elons geheime Kundenabwehr

Reuters ist einem geheimen Tesla-Team auf die Schliche gekommen, das Kundenanfragen wegen zu geringer Reichweiten abwehrt – auf Elon Musks Anweisung.

Tesla Model S Plaid
Foto: Jens Eser

Dass sich die von den Herstellern angegebenen Reichweiten-Angaben bei Elektroautos in der Realität selten erzielen lassen, ist nichts Neues – und auch kein so großer Unterschied zu den ebenfalls nur schwer erzielbaren Verbrauchsangaben von Verbrennungsmotoren. Tesla hat es anscheinend aber übertrieben – und für die erwartbare Serviceanfragen-Flut ein spezielles Abwehrteam gegründet. Dies soll auf direkte Anweisung von Tesla-Chef Elon Musk geschehen sein, wie Reuters jetzt berichtet.

Unsere Highlights

Ein Insider hat gegenüber Reuters berichtet, dass Tesla bereits vor einem Jahrzehnt die Reichweitenanzeigen seiner damals angebotenen Modelle Roadster und Model S so manipuliert hat, dass die Prognosen als zu rosig gelten konnten. Natürlich fiel den Teslafahrern der massive Unterschied zwischen prognostizierter und tatsächlicher Reichweite auf – in Tesla-Foren sind die Reichweitenangaben bis heute ein Thema. Viele Fahrer haben einen Batteriedefekt vermutet und daraufhin einen Servicetermin beantragt. 2022 war dann aber die Zahl der Batterie-Serviceanträge so hoch, dass Tesla sie anscheinend nicht mehr bewältigen konnte. Als Reaktion hat der inzwischen im texanischen Austin beheimatete Elektroauto-Hersteller ein in Las Vegas ansässiges Team zusammengestellt, das derartige Serviceanfragen abwehren sollte. Nach Angaben von Reuters hat das sogenannte Diversion Team (Ablenkungs-Team) weitestgehend verdeckt gearbeitet.

Ausgefuchste Manipulation

Die Reichweitenanzeige sollen die Tesla-Ingenieure wie folgt manipuliert haben: Bei vollgeladener Batterie sollen die Systeme eine Traum-Reichweite angezeigt haben, die sich insbesondere bei kalten Außentemperaturen als vollkommen absurd herausgestellt hat. Ab 50 Prozent Akkuladung gab es dann realistischere Reichweiten-Angaben. Und wenn die Anzeige auf einen vollkommen leeren Akku hingewiesen hat, waren in Wirklichkeit noch 15 Meilen (24 Kilometer) Fahrt drin. Die Tesla-Verantwortlichen kannten also die tatsächlichen Reichweiten.

Für die in Nevada ansässigen Mitglieder des Ablenkungs-Teams war das Verschaukeln der eigenen Kunden anscheinend ein großer Spaß: Reuters berichtet davon, dass einige bei einem erfolgreich abgewehrten Kunden ihr Headset-Mikrofon stumm gestellt und auf ein metallenes Xylofon geschlagen haben. Die anderen Teammitglieder haben daraufhin applaudiert. Mehrere hundert Fälle sollen so abgewehrt worden sein – die Erfolgsquote jedes einzelnen Teammitglieds hat Tesla anscheinend permanent ausgewertet. Tesla-Manager sollen die Teammitglieder auch mit der Information angestachelt haben, dass jeder abgesagte Servicetermin dem Unternehmen 1.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 908 Euro) spare.

Weder Elon Musk, noch sonst ein Tesla-Verantwortlicher, hat bisher auf Anfragen von Reuters zu diesem Thema reagiert.

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Fazit

Ein Unternehmen spiegelt stark übertriebene Produkteigenschaften vor und begreift seine späteren Kunden ausschließlich als feindliche Zahler – diese Wirtschaftsmentalität ist weder neu noch ein Einzelfall.

Tesla ist aus der Start-up-Szene entstanden. Dort gehört das absurd blumige Darstellen von aktuellen und künftigen Produkteigenschaften noch viel eher zum guten Ton als in den meisten anderen Wirtschaftsbereichen. Schließlich geht es hier darum, Investoren maximal zu melken, um selbst zu überleben (oder exorbitante Gehälter/Gewinne/Gewinnbeteiligungen einzufahren).

In vielen Punkten hat Tesla geliefert – der Autohersteller baut nach wie vor höchst effiziente Elektroautos, die im Vergleich zur Konkurrenz weit kommen und deren Fahrer sich auf eine vorbildliche Ladeplanung in Kombination mit dem besten Ladenetzwerk verlassen können. Und in Sachen Reichweitenangaben sind auch die meisten anderen Autohersteller ausgesprochen optimistisch. In anderen Punkten ist Tesla gefühlt ein Totalausfall – dem seit über zehn Jahren von Elon Musk in den höchsten Tönen propagierten vollautonomen Fahren ist der Elektroautobauer beispielsweise kaum näher gekommen.

Am Ende bleibt die Frage des Umgangs mit den Kunden: Eine Firma, die eigens eine im Dunkeln operierende Abteilung zur Abwehr berechtigter Kundeninteressen betreibt, wobei diese entsprechenden Kundenanfragen erst durch professionelle Software-Manipulationen ausgelöst wurden, muss sich nicht wundern, wenn aus vorbehaltlosen Fans schließlich Fahrer anderer Marken werden.

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