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Tesla Model 3 und Model Y ohne Parkassistent
Sparkurs - Tesla streicht Parkpiepser

Nach dem Aus für die Radarsensoren wirft Tesla jetzt auch Ultraschallsensoren über Bord und verkauft damit Premium-Fahrzeuge, die nicht einmal Parkpiepser haben.

Sparkurs - Tesla streicht Parkpiepser

Dass das passieren wird, hat Elon Musk schon lange angekündigt, als er vom "Vision Only"-Ansatz schwärmte, bei dem das Auto seine Umgebung ausschließlich über die Kameras wahrnehmen soll. Wie beim letzten Mal fallen auch mit dem Aus der Ultraschallsensoren einige Funktionen der Fahrzeuge weg, die bislang aber auf der Optionsliste ausgewiesen waren. Allerdings sind im aktuellen Fall nur neue Fahrzeuge betroffen. Bereits ausgelieferte Fahrzeuge können alle bereits vorhandenen Funktionen weiter nutzen.

Unsere Highlights

Premiumautos ohne Parkassistent

Laut Tesla werden seit Anfang Oktober für Europa, Nordamerika, Nahost und Taiwan keine Model 3 und Model Y mehr mit Ultraschallsensoren produziert. In den übrigen Märkten folge dieser Schritt in den kommenden Monaten. Ab 2023 produziere man auch Model S und Model X ohne Ultraschallsensoren.

Für die Kunden bedeutet das Einschränkungen im Funktionsumfang. Denn weder die Parkpiepser, noch die automatische Parkfunktion werden bei diesen Fahrzeugen von Beginn an unterstützt. Auch die Summon und Smart Summon-Funktion, mit der man Autos mit Full Self Driving Option (FSD) zu sich rufen kann, sind mit dieser Sparmaßnahme erst einmal auf Eis gelegt.

Tesla
Bei allen Model 3 und Model Y für Nordamerika, Europa, Nahost und Taiwan die seit Anfang Oktober 2022 produziert wurden fallen vorübergehend der Parkassistent, die automatische Parkfunktion, sowie Summon und Smart Summon weg.

Konsequenzen nach Radar-Stopp bei Tesla

Teslas umstrittene Ankündigung, bei Model 3 und Model Y auf Radartechnik zu verzichten, hatte für den Elektroauto-Hersteller 2021 einige Konsequenzen: Das einflussreiche und unabhängige US-Verbrauchermagazin Consumer Reports entzog dem Model 3 damals die höchste Empfehlungsstufe "Top Pick". Diese Auszeichnung erhalten bei Consumer Reports pro Jahr nur zehn Fahrzeuge. Die Herabstufung begründeten die Verantwortlichen des Verbrauchermagazins vor allen Dingen mit dem vorübergehenden Ausfall von Sicherheitsfunktionen während der Umstellung auf reine Kamera- und (damals noch verfügbare) Ultraschall-Sensorik. Zu den dann nicht mehr verfügbaren Funktionen gehörte damals unter anderem die automatische Notbremsung. Ob es mit dem Verzicht der Ultraschallsensoren ähnliche Konsequenzen gibt, bleibt abzuwarten. Da es sich bei den Parkassistenten aber um weniger sicherheitsrelevante Funktionen handelt, scheint Tesla aus dem Fehler von damals gelernt zu haben.

Tesla Model 3
Tesla
Das einflussreiche US-Verbrauchermagazin Consumer Report hat dem Tesla Model 3 jetzt die höchste Empfehlungsstufe "Top Pick" entzogen.

Auch Verkehrssicherheits-Behörde reagierte 2021

David Friedman, bei Consumer Reports Vice President of Advocacy, betonte, dass es problematisch ist, wenn ein Fahrer davon ausgeht, dass sein Fahrzeug bestimmte Sicherheitsfunktionen hat, die dann in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind. Deshalb bekam das Model 3 bei der Einstufung durch das Verbrauchermagazin drei Punkte Abzug – was immer noch für das Prädikat "empfehlenswert" reichte. Auch die U.S. National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hatte damals reagiert: Sie wieß dem Model 3 und Model Y ab dem 27. April 2021 nicht mehr als mit Funktionen wie automatisierter Notbremsungen, Frontkollisionswarnung und Spurhalteassistent ausgestattet aus. Inzwischen hat Tesla die Funktionen aber wieder reaktiviert.

Der automatische Notbrems-Assistent und das System zum automatischen Spurhalten wurden bei der Umstellung auf reine Kamera- und Ultraschall-Sensorik vorrübergehend deaktiviert. Später wurden sie wieder aktiviert. Beim Wegfall des Ultraschallsensors fallen vorerst Parkassistent, die automatische Parkfunktion sowie Summon und Smart Summon weg, mit denen man das Auto ferngesteuert auf sich zufahren lassen konnte.

Bei Tesla wird gespart wo es geht

Tesla-Chef Elon Musk spart bei seinen Modellen, wo immer es geht, Technik ein: Model 3 und Model Y haben keine Instrumente für den Fahrer und keinen mechanischen Knopf fürs Handschuhfach, die neuen Varianten von Model S und Model X bekommen keinen Gangwahlhebel mehr und Lidar (Light detection and ranging – Technik zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung) empfindet er als Technik für Narren. Die Ablehnung von Lidar-Systemen kündigte Musk bei einem denkwürdig abgehoben wirkenden Auftritt während des Tesla Autonomy Day im April 2019 an. Damals stellte er auch eine vollautonome Tesla-Taxiflotte für Anfang 2020 in Aussicht.

Diese Flotte kam bis heute nicht – allerdings kamen Preiserhöhungen für Teslas Assistenzsystempaket zum teilautonomen Fahren im Akkord. Aktuell kostet die "Volles Potenzial für autonomes Fahren" genannte Technik in Europa einen Aufpreis in Höhe von 7.500 Euro. In den USA stieg der Preis binnen zwei Jahren von 7.000 über 8.000 zuletzt im September 2022 auf 15.000 Dollar. Wie so oft bei Tesla: Kommuniziert per Twitter-Post des Chefs.

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In Foren rät eine Mehrzahl der Tesla-Fahrer vom Kauf dieser früher irreführend Autopilot genannten Technik ab. Schließlich passieren immer noch regelmäßig schwere Unfälle, weil die Systeme anscheinend große Probleme haben, stehende Hindernisse zu erkennen. Trotzdem möchte Musk sich komplett auf eine Fernerkennung von Hindernissen per Kamera verlassen – Model 3 und Model Y (in der Bildergalerie) bekommen ab sofort keinen Radar mehr.

Für den Nahbereich Ultraschall-Sensoren, für die Ferne Kameras und Radar - mit dieser Technik hat Tesla bisher versucht, Hinernisse zu erkennen. Neben dem Radarsystem fallen jetzt bei Model 3 und Model Y, später auch bei Model S und Model X die Ultraschallsensoren weg.

Autopilotfunktionen fallen aus

Model 3 und Model Y sollen beim teilautonomen Fahren auf Kameradaten zurückgreifen, und diese im Rahmen maschinellen Lernens verarbeiten. Dies kann dazu führen, dass vorübergehend einige Autopilot-Funktionen nicht verfügbar sind. So funktionierte der Lenkassistent Autosteer zu Beginn der Maßnahme nur noch bis zu einer Geschwindigkeit von 75 Meilen pro Stunde (121 km/h), mehr ist mit 80 Meilen pro Stunde (129 km/h) allerdings auch nur in einigen Countys des Bundesstaates Texas erlaubt (auf einem 66 Kilometer langen Abschnitt des Texas State Highway 130 sind sogar 85 Meilen pro Stunde (137 km/h) zulässig). Außerdem sorgt die Technik für einen größeren Sicherheitsabstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen als bisher. Dies ist unter Teslafahrern umstritten, da sie befürchten, dass andere Autos in die dann größere Lücke scheren. Auch die umstrittenen Systeme ELDA (Emergency Lane Departure Avoidance – Vermeidung des Befahrens von Nothalte-Standstreifen) und Smart Summon (Fahrzeug kommt auf kurzen langsamen Parkplatz-Strecken autonom zum wartenden Fahrer) waren beim Radar-Aus bereits deaktiviert. In der Vergangenheit sorgten beide Systeme durch Fehlverhalten für Ärger.

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Lidar-Systeme sind für die meisten Hersteller bei der Entwicklung autonomen Fahrens sehr wichtig - Tesla verzichtet offiziell komplett darauf. Allerdings sichten Beobachter immer wieder Test-Teslas mit Lidar-Aufbauten. Im Bild das neue Super-Lidar von Argo AI.

Was ist bei Schnee, Staub, Nebel und Dunkelheit?

Die für den nordamerikanischen Markt bestimmten Model 3 und Model Y bekamen als Erste die reduzierte Technik nach dem Radar-Stopp. Model S und Model X waren erst später dran. Kritiker betonen, dass die Radartechnik eine wertvolle Unterstützung bei der Orientierung des Fahrzeugs ist. Sie können sich nicht vorstellen, dass Kameras bei schlechten Sichtverhältnissen, wie beispielsweise starkem Nebel oder dichtem Schneetreiben, möglicherweise auch noch in Kombination mit Dunkelheit, auf mittleren Entfernungen Hindernisse ausreichend gut erkennen können. Aktuell deaktivieren einige Teslafahrer das Autopilotsystem bei starker Sonneneinstrahlung, da dann die Kameras offensichtlich Probleme mit der Erkennung von Hindernissen haben. Seit Tesla die Radarunterstützung beendet hat, wurden die Funktionen nach und nach wieder eingeführt und Geschwindigkeiten, etwa bei Systemen wie dem Autosteer nur bis 140 km/h nutzen. Früher waren es 150 km/h.

Die für die Orientierung des Fahrzeugs auf mittlere Entfernungen nötigen Daten sollen bei Tesla jetzt ausschließlich Kameras liefern. Ob das auch bei starkem Nebel oder Schneetreiben funktioniert, ist höchst umstritten.

Tesla löscht Radarbezug von Webseite

Spannend: Bis kurz vor dem Radar-Aus hat Tesla selbst auf seiner Webseite auf die Vorzüge von Radarsystemen hingewiesen: Die Radarstrahlen gingen durch Nebel, Staub, Regen und Schnee – und unter Autos hindurch. Deshalb spiele das Radar eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, auf vor dem Fahrzeug gelegene Hindernisse zu reagieren. Dieser Eintrag ist mittlerweile verschwunden.

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Ja, der immense Forschungs-Aufwand trägt langsam Früchte.Nein, Sensorik und Rechentechnik sind noch lange nicht soweit.

Fazit

Elon Musk spart bei seinen Tesla-Modellen Technik ein, wo es nur geht: Keine Instrumente für den Fahrer bei Model 3 und Model Y, kein mechanischer Knopf für das Handschuhfach und den vorderen Kofferraum, kein Gangwählhebel bei den kommenden Versionen von Model S und Model X und beim kommenden Cybertruck auch keine Türgriffe. Jetzt fällt beim Assistenzpaket für teilautonomes Fahren nach Level 2 auch noch das Radarsystem weg – Kamerabilder sollen dem System zur Orientierung reichen.

Das dies zuverlässig funktioniert, ist aktuell höchst umstritten. Schaut man sich die dramatischen Auffahrunfälle an, die Tesla-Modelle bis heute regelmäßig unter Einsatz des sogenannten Autopilot-Systems verursachen, entsteht der Eindruck, Tesla trete bei der Entwicklung des autonomen Fahrens seit über fünf Jahren auf der Stelle. Jetzt aus den Autos eine Technik zu entfernen, die beim Erkennen von Hindernissen bei schlechten Sichtverhältnissen hilft, wirkt wie ein gefährlicher Rückschritt in Sachen Sicherheit. Die Aufmerksamkeit des Teslafahrers während der gesamten Fahrt dürfte deshalb noch mehr gefordert sein als bisher.

Ob die Verantwortlichen bei Tesla selbst von diesen technischen Einsparungen überzeugt sind, weiß niemand genau. Das von Elon Musk spöttisch abgetane Lidar-System nutzen beinahe alle anderen Hersteller, die an Techniken für autonomes Fahren arbeiten. Argo AI hat aktuell ein zusammen mit seinen Kooperationspartnern VW und Ford entwickeltes Super-Lidar vorgestellt, das eine Reichweite von 400 Metern hat und das in der Lage ist, einzelne Photonen aufzuspüren. Das System gilt als eine der Grundvoraussetzungen für autonomes Fahren nach Level 4 (vollautonom wäre Level 5). In den USA fotografieren Beobachter immer wieder getarnte Tesla-Modelle, die mit mächtigen Lidar-Systemen auf dem Dach unterwegs sind. Musk scheint sich also bei seinem Versuch, das Erkennen von Hindernissen ausschließlich Kameras zu überlassen, gar nicht so sicher zu sein.

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