Tesla hat Probleme wegen Musk, nicht weil er weg war

Tesla-Zukunft - E-Auto-Bauer oder SciFi-Company
Musk ist Teslas Problem, nicht der Retter

Zuletzt aktualisiert am 03.06.2025

Elon Musk hat angekündigt, seine politische Arbeit deutlich zu reduzieren und sich wieder erheblich mehr um Tesla zu kümmern. Die Frage ist allerdings, ob das für den E-Auto-Bauer ein Segen ist oder ein Problem. Denn wenn Musk Tesla sagt, meint er weniger Produktion und Vertrieb von E-Autos, sondern auch Roboter wie den Optimus, KI-Projekte und vor allem autonomes Fahren.

Absatzprobleme in Europa und China

Im April 2025 hat Tesla in Europa weniger (E-)Autos verkauft als BYD. Das zeigt nicht, wie stark die Chinesen inzwischen bei uns sind, sondern wie sehr Tesla verloren hat. Und doch ist auch schnell wachsende chinesische Konkurrent Symbol für weitere Probleme von Tesla. Die Amerikaner produzieren in China, aber sie brauchen auch das Absatzvolumen des größten (E-)Automarkts der Welt. Dort hat BYD Tesla sogar bei der Auslieferung reiner E-Autos bereits im vierten Quartal 2023 überholt.

BYD hat sich auf den Fahrzeugbau fokussiert, produziert aber nicht nur die Autos, sondern auch die Batterien, Halbleiter, Motoren und sogar die Chips. Die Chinesen stellen massenhaft günstige LFP-Akkus her, die dank 800-Volt-Technik zackig laden und sie entwickeln das für E-Autos zentrale Element Akku immer weiter. Kürzlich präsentierten sie eine neue Plattform mit 1.000 Volt-Technologie und Ladezeiten für 400 Kilometer in 5 Minuten – Technik, die E-Auto-Nutzern und -Skeptikern hilft.

Tesla gerät technologisch ins Hintertreffen

Elon Musk ist das womöglich zu wenig zukunftsgerichtet. Er verspricht seit Jahren selbstfahrende Teslas, die einen Milliardenmarkt erschließen sollen – entweder als Taxis oder indem sie als Robo-Shuttles für ihre Besitzer Geld verdienen, wenn die ihr Fahrzeug selbst nicht brauchen.

Das Problem: Musk hat schon 2017 versprochen, dass der Autopilot in 6 Monaten ohne menschlichen Fahrer auskommt, 2019 war er sicher, dass von da ab in einem Jahr mehr als eine Million autonome Robotaxis auf der Straße sind. Das autonome Taxi hat Tesla im Herbst 2024 vorgestellt – nicht ohne ein erneutes Versprechen: 2026 soll das Cybercab massenhaft verfügbar sein. Das wären sechs Jahre Verzögerung gegenüber dem Versprechen von 2019. Allerdings kann aktuell niemand sicher sein, dass es nicht von 2026 ab noch sechs Jahre dauert – spätestens dann könnte auch der Kapitalmarkt bemerken, dass Musk Versprechen so inflationär abgibt, wie bricht – Musks Tesla-System wäre am Ende.

China überholt den Autopiloten

Anders BYD. Die Chinesen kommen selbst beim autonomen Fahren besser voran. Übertrieben selbstsicher ist allenfalls die Produktbezeichnung ihrer bislang noch als Sammlung von Assistenzsystemen begriffenen Technik: Schon das Einstiegssystem heißt "God’s Eye C". Es arbeitet mit 12 Kameras, Radarsensoren und 12 Ultraschallsensoren, soll 360-Grad Überwachung bieten sowie bis zu 300 Meter vor das Auto schauen können. Die übergeordnete getaufte Recheneinheit arbeite mit einer Spitzenleistung von 100 TOPS (Tera Operations per Second). Sprich: Damit sind in der Sekunde 100 Billionen Rechenoperationen möglich. "God’s Eye B" verwendet zusätzlich einen Lidarsensor, der Zentralrechner schafft 300 TOPS, "God’s Eye A" greift auf die Daten von gleich drei Lidar-Systemen zurück, die Rechenleistung erreicht 600 TOPS.

Schwer vorstellbar, dass Tesla, dessen Autopilot seit Anbeginn ohne Lidar unterwegs ist, da mithalten kann, zumal in China, wo BYD als heimischer Hersteller auf Anhieb besser mit der digitalen Systemlandschaft zurechtkommen dürfte – und mit Behörden.

In den USA hat Musk sich drohenden Ärger mit der NHTSA und anderen Behörden mittels seines politischen Einflusses vom Hals geschafft. Technologische Probleme kann er aber auch damit nicht abräumen.