Tesla nimmt in den USA jetzt erstmals Cybertruck s in Zahlung – zu Wertverlusten von 35 bis 40 Prozent. Wer seinen Cybertruck bei Tesla gegen ein anderes Modell eintauschen wollte, hatte bis vor kurzem keine Chance: Der Hersteller nahm den Elektro-Pick-up nicht in Zahlung. Eigentümer der zum Marktstart angebotenen Foundation Series mussten zudem eine Klausel unterschreiben, nach der sie ihren Cybertruck ein Jahr lang nicht weiterverkaufen durften. Auch wenn so eine Klausel vielleicht unwirksam ist, stand auf jeden Fall Tesla selbst nicht als Käufer zur Verfügung. Jetzt haben allerdings zwei Cybertruck-Kunden ihre Inzahlungnahme-Dokumente veröffentlicht.
Beide Eigentümer haben je einen Cybertruck aus der Foundation Series gekauft – für 99.990 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 88.858 Euro) pro Exemplar. Einer der Eigentümer hat jetzt Teslas Rückkauf-Angebot beim Cybertruck Owners Club veröffentlicht: Für sein 6.211 Meilen (9.996 Kilometer) gefahrenes Exemplar bietet ihm Tesla 65.400 Dollar (58.119 Euro) an. Dies ergibt einen Wertverlust in Höhe von 34,6 Prozent. Der zweite Cybertruck-Käufer ist seinen Pick-up bereits 32.000 Meilen (51.499 Kilometer) gefahren – ihm bietet Tesla für einen Rückkauf 60.500 Dollar (53.765 Euro) an. Hier beträgt der Wertverlust 39,5 Prozent.

Bei einer Inzahlungnahme ihres Cybertrucks müssen Tesla-Kunden aktuell mit Wertverlusten in Höhe von 35 bis 40 Prozent rechnen.
Mögliche Wertminderungs-Faktoren
Welche Faktoren Tesla bei der Zeitwert-Berechnung der Cybertrucks berücksichtigt, ist nicht bekannt. Der Eigentümer des Cybertrucks mit der niedrigen Kilometerleistung hat beim Kauf eine Steuergutschrift in Höhe von 7.500 Dollar (6.665 Euro) bekommen. Private Nutzer wären wegen des hohen Kaufpreises nicht zur Inanspruchnahme einer solchen Gutschrift berechtigt gewesen, aber der genannte Eigentümer hat seinen Pick-up geschäftlich genutzt – da gibt es dann selbst für 100.000-Dollar-Autos noch einen Zuschuss vom Steuerzahler. Und diesen Zuschuss könnte Tesla bei der Zeitwert-Berechnung berücksichtigt haben.
Außerdem geht aus den veröffentlichten Screenshots hervor, dass beide Eigentümer ihre Abos für das Assistenzsystem-Paket zum teilautonomen Fahren (FSD – Full Self-Driving (Supervised)) auf ihre neuen Tesla-Modelle übertragen können. FSD kostet aktuell 8.000 Dollar (7.109 Euro). Auch diese Kosten könnte Tesla vom Wert der Cybertrucks abgezogen haben. Für die Kunden zählt allerdings, dass zwei 100.000-Dollar-Fahrzeuge in den ersten 18 Monaten seit ihrer Zulassung zwischen 35 und 40 Prozent an Wert verloren haben.
Tesla widerlegt Musk
Besonders drastisch wirkt der rasante Wertverfall vor dem Hintergrund einer Aussage Elon Musks aus dem Jahr 2019, die sich insbesondere auf einen von ihm vermuteten Wertzuwachs wegen Fähigkeiten zum angeblich bald verfügbaren vollautonomen Fahren bezog: "Ein Autokauf ist heute eine Investition in die Zukunft. Das Wichtigste ist, dass Sie mit einem Tesla heute einen Wert erwerben, der an Wert gewinnt – und nicht an Wert verliert." Electrek bezeichnet diese Behauptung inzwischen als "Musks größte Lüge".
Ein Grund für den Wertverfall ist sicher auch der aktuell schleppende Verkauf des Cybertrucks. Die Bestandsverfolgungs-Website Tesla-info meldet aktuell 4.362 Cybertrucks, die auf Kunden warten. Tesla dürfte es schwerfallen, Cybertrucks zurückzukaufen, wenn die Lager vor Neufahrzeugen überquellen. Ob Kunden auch schon Teslas Cybertruck-Rückkaufangebote wegen des hohen Wertverlustes abgelehnt haben, ist bisher nicht bekannt.
Auch andere Hersteller mit Wertverlusten
Und Tesla ist in Sachen Wertverfall bei Elektro-Pick-ups nicht allein. So prognostiziert das US-amerikanische Fahrzeugbewertungs-Unternehmen Kelley Blue Book (KBB), dass ein Ford F-150 Lightning von 2024 in der teuersten Ausstattung Platinum mit 5.000 Meilen (8.047 Kilometer) auf der Uhr gegenüber seinem Startpreis in Höhe von 87.090 Dollar (77.394 Euro) innerhalb eines Jahres 30.707 Dollar (27.288 Euro) an Wert verliert. Das macht einen Rückgang um 35,3 Prozent. Bei niedrigeren Ausstattungen beträgt der Wertverlust teilweise immer noch 20 Prozent.