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Neue Vorwürfe wegen Takata-Airbags
Sind auch die neuen Gasgeneratoren gefährlich?

US-Anwalt Jerry Cox behauptet, dass auch in beim Rückruf umgerüsteten Autos die Airbags explodieren können. 30 Millionen Autos seien weiterhin unsicher.

Airbag, Lenkrad
Foto: Caro, Picture-Alliance, Ullstein-Bild, Vario Images, Hans Peter Seufert

Das Airbag-Drama um den Autozulieferer Takata gilt längst als größte Rückrufaktion der Industriegeschichte. Und zwar nicht nur im Autobereich, sondern überhaupt. Allein in den USA wurden deswegen laut Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA zwischen 2013 und Ende 2019 mehr als 41 Millionen Autos von 19 Herstellern in die Werkstätten gerufen. Dabei wurden etwa 63 Millionen Airbags und 56 Millionen Gasgeneratoren getauscht. Doch nun behauptet ein US-Anwalt, dass noch immer viele Millionen Autos mit unsicheren Takata-Airbags unterwegs seien. Doch wie ist das möglich?

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Das Problem ist das Ammoniumnitrat

Auslöser des Airbag-Skandals waren die Gasgeneratoren. Takata verwendete darin Ammoniumnitrat. Jene Chemikalie also, die nun die gewaltige Explosion in Beirut verursachte. Durch fehlerhafte Gasgeneratoren konnte das Ammoniumnitrat feucht werden, was zwei extreme Reaktionen nach sich ziehen kann: Entweder, der Airbag wird mit zu geringem Druck aufgeblasen und schützt nicht richtig. Oder er explodiert unvermittelt und derart heftig, dass Metallsplitter durch den Innenraum geschleudert und zur Gefahr für die Insassen werden können. Weltweit werden 25 Todesopfer und rund 300 Verletzte damit in Verbindung gebracht.

Takata tauschte im Zuge des Rückrufs nicht etwa die fehlerhaften Gasgeneratoren durch solche mit einem anderen Treibmittel aus – beispielsweise durch das deutlich teurere Guanidinnitrat, das von der Konkurrenz verwendet wird. Aus Kostengründen fügte der Autozulieferer in der neuen Generation der Gasgeneratoren dem Ammoniumnitrat ein Trockenmittel zu, das die Entstehung von Feuchtigkeit verhindern soll. Aktuell sind etwa 30 Millionen Autos mit diesen Teilen unterwegs. Hinzu kommen etwa zwölf Millionen Fahrzeuge, die laut NHTSA bis heute noch nicht einmal umgerüstet wurden.

"Killer Airbags": ein Buch über den Takata-Skandal

Genau dieses Vorgehen prangert Jerry Cox an. Der US-Anwalt, der sich einst im Auftrag von Takata um das Airbag-Problem kümmerte, hat darüber nun ein Buch geschrieben. Dessen Titel: "Killer Airbags: The Deadly Secret Automakers Don’t Want You to Know” (übersetzt: "Das tödliche Geheimnis der Autohersteller, das Sie nicht kennen sollen"). Darin veröffentlicht er nicht nur seine beunruhigenden Zahlen und Thesen, sondern hebt das Verhalten von Takata, den belieferten Autoherstellern und den US-Behörden in den Rang einer Verschwörung.

Cox behauptet, die NHTSA habe bestätigt, dass die neuen Takata-Gasgeneratoren sicher seien, ohne das überhaupt eingehend geprüft zu haben. "Dies alles geschah im Geheimen, ohne jegliche Beteiligung unabhängiger Ingenieure", zitiert "Autoblog" den Anwalt. Der Grund sei wohl, dass man einem Ultimatum der US-Administration entsprechen wolle. Die hatte 2015 verlangt, dass bis Ende 2019 die Sicherheit der umgerüsteten Airbag-Systeme bewiesen sein müsse, sonst müssten auch die 30 Millionen umgerüsteten Autos wieder in die Werkstätten geholt werden.

Takata: Erst Geldstrafe, dann Insolvenz

Laut Cox gebe es jedoch erhebliche Zweifel, was die Sicherheit der neuen Gasgeneratoren angehe – weshalb weiterhin viele "tickende Zeitbomben" auf den Straßen unterwegs seien. Er kritisiert sowohl das Verhalten der Regierung und Behörden, die Takatas Billiglösung durchgewunken haben, als auch jenes der Autohersteller, die weiterhin den Einbau der – aus seiner Sicht – gefährlichen Gasgeneratoren zulassen. Auch im Autohandel werde das Gebaren nicht hinterfragt und die Autobesitzer mit dem Problem letztlich allein gelassen.

Takata bekannte sich 2017 den Kundenbetrugs für schuldig. Nach einer Geldstrafe (in einem Vergleich einigte man sich auf eine Milliarde Dollar, umgerechnet etwa 850 Millionen Euro) ging der Zulieferer insolvent. Die Takata-Überbleibsel wurden dann vom chinesisch-amerikanischen Unternehmen Key Safety Systems (KSS) für 1,6 Milliarden Dollar übernommen. Inzwischen firmiert der Zulieferer als Joyson Safety Systems.

Umfrage
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Nein. Gut, dass die Hersteller nachbessern.Ja. Die Hersteller sollen ihre Autos lieber sorgfältig zu Ende entwickeln.

Fazit

Das verheerende Unglück in Beirut hat den Stoff Ammoniumnitrat auf traurige Weise ins Bewusstsein der Leute zurückgeholt. Die Frage ist: Nutzt Jerry Cox die Gelegenheit, um die Verkaufszahlen seines Buches nach oben zu treiben? Oder macht der Anwalt auf eine wirkliche Gefahr aufmerksam? Klar ist: Die Gasgeneratoren in Takata-Airbags werden die Autoindustrie noch eine ganze Weile beschäftigen.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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