Das Auto lebt von Emotionen. Wieso sonst stehen kleine Buben auf laute Motoren und Sportwagen? Weil sie Krach machen und schon im Stand schnell aussehen. Und Schnelligkeit kitzelt jeden mehr, als langsam zu sein. Man krönt beim 100-Meter-Sprint ja auch nicht den langsamsten Läufer.
Auf der anderen Seite hat der Autokauf in den meisten Fällen mit Vernunft zu tun. Ein VW Golf ist praktisch, nicht überteuert, technisch auf gutem Niveau. Man kriegt ihn in die meisten Parklücken, kann mit ihm in der Stadt einkaufen, die Familie besuchen oder in den Urlaub nach Italien fahren.
Deutschland kauft deshalb den Golf. 2018 vermeldete das Kraftfahrtbundesamt 211.512 Neuzulassungen für den Kompakten. Nummer zwei der Rangliste war der VW Tiguan mit 74.749 Neuzulassungen. Ein kompakter SUV. Nummer drei der Kleinwagen VW Polo mit 70.488 Neuzulassungen.
BMW 3er gleich vier Mal in Top 10
So sieht die Realität aus. Doch welche Autos fahren die Deutschen in ihren Träumen? Für welche Autos interessieren sie sich besonders? Dieser Fragestellung geht das Online-Portal für Gebrauchtwagen, Heycar, nach. Dafür trackte der Datenanalyst Rascasse digitale Verhaltensdaten, zum Beispiel das Liken oder Folgen einer Seite auf Facebook und Instagram. Und man untersuchte zum Beispiel, welche Autos die Deutschen auf Google suchen.
Das Ergebnis: Deutschland fährt Golf, Tiguan und Polo, träumt aber von Ford Mustang, Chevrolet Camaro und BMW E30. Dass die beiden Muscle Cars ganz oben stehen, verwundert wenig. Weil sie das Unvernünftige mit dem Vernünftigen verbinden. Beim Preis-Leistungsverhältnis sind die Amis kaum zu schlagen. Ein Camaro mit V8-Motor und 453 PS kostet derzeit ab 44.700 Euro. Der Mustang mit 450-PS-V8 geht bei 47.000 Euro los.
In den Top 10 der Traumautos belegen BMW E30 und E90 in der Studie von Heycar die Positionen hinter den US-Muscle-Cars. BMWs 3er ist in den Generationen E36 und E46 noch zwei weitere Male unter den besten zehn. Ansonsten finden sich in der Liste der Traumautos noch Ford Focus, Dodge Charger, der Evergreen Porsche 911 und Lamborghini Huracán. Kein Ferrari: Das muss als bemerkenswert eingeordnet werden.
Deutsche stehen auf deutsche Marken
Heycar folgert aus seinen Datensätzen, dass sich vor allem junge Menschen – egal ob Männer oder Frauen – mit Sportwagen beschäftigen. Ab 50 Jahren ändert sich der Blick. Dann wendet sich die Zielgruppe mehr Klein- und Kompaktwagen zu. Stichwort Vernunft. Unter den zehn beliebtesten Fahrzeugmodellen von Männern befinden sich laut Heycar nur noch zwei Sportwagen. Bei Männern zwischen 16 und 29 sind es neun Modelle.
Das größte Interesse an Autos attestiert die Studie Männern zwischen 16 und 29 Jahren mit einem Anteil von 34,5 Prozent. Das verwundert nicht, weil sich Männer a) mehr mit Autos beschäftigen als Frauen und generell mehr Interesse daran haben, und b) weil die Erhebung auf Online-Nutzung basiert. Männer zwischen 30 und 49 kommen auf einen Anteil von 33,3 Prozent. Die Generation ab 50 stellt einen Anteil von knapp über 13 Prozent.
Stuttgart rangiert unter den deutschen Städten auf dem ersten Platz. Großes Interesse an Autos besteht auch in Frankfurt am Main, München und Hamburg. Unter den 20 analysierten Städten haben die Einwohner von Hannover am wenigsten Interesse am fahrbaren Untersatz.
Deutsche Automarken sind am beliebtesten. An der Spitze stehen laut Heycar BMW, Mercedes, Audi, VW, Porsche und Opel. Auf die sechs deutschen Hersteller folgen Seat, Nissan, Ford und Ferrari. Es ist zumindest überraschend, dass sich der italienische Sportwagentraum nicht weiter vorne einreiht.
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