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Streik der Autowerker in den USA
Ford einigt sich mit Autogewerkschaft UAW

In den USA kämpfen die Autowerker für deutlich höhere Löhne, seit fast sechs Wochen wird gestreikt. Nun gibt es eine erste Einigung zwischen Ford und der Gewerkschaft UAW.

Streikende Autobauer USA UAW Mitglieder
Foto: United Auto Workers UAW

Bis Mitternacht hatte die größte Gewerkschaft, in der die US-amerikanischen Autowerker organisiert sind, am Donnerstag (24. September 2023) mit den Verantwortlichen der "Big Three" verhandelt, um den auslaufenden Tarifvertrag zu verlängern. Zu einer Einigung sind die United Auto Workers (UAW) und die drei großen US-Autokonzerne General Motors, Ford und Stellantis bis zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gekommen. Als Konsequenz haben die UAW-Mitglieder unter den Angestellten in drei Werken direkt die Arbeit niedergelegt. "Zum ersten Mal in unserer Geschichte bestreiken wir alle drei der 'Big Three' gleichzeitig", sagte UAW-Präsident Shawn Fain damals in einer Live-Ansprache in den sozialen Netzwerken.

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Zumindest bei einem Hersteller kehren die Arbeiterinnen und Arbeiter nun an die Produktionsbänder zurück. Wie der Hersteller bestätigte, hat Ford eine vorläufige Einigung mit der UAW erzielt. Details zur Einigung nannte der Autobauer nicht. Gewerkschaftsangaben zufolge soll die Lohnerhöhung bis zu 25 Prozent innerhalb der kommenden vier Jahre betragen; in einem ersten Schritt gibt es ein sofortiges Plus von elf Prozent. Im Rahmen des neuen Tarifvertrages, der bis 2028 läuft, würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ford im Jahr 2027 maximal 41,20 Dollar pro Stunde (nach aktuellem Umrechnungskurs 38,91 Euro) verdienen. Der Einstiegslohn liegt nun bei 28 Dollar (26,46 Euro) und damit 68 Prozent höher als zuvor.

Deutlich höhere Forderungen

Das klingt nach einer fairen Summe, ist aber dennoch deutlich weniger, als die UAW ursprünglich gefordert hatte. Die Gewerkschaft wollte für ihre Mitglieder zuerst eine Lohnerhöhung von 40 Prozent verteilt über vier Jahre erkämpfen, da die Einkommen des Top-Managements zuletzt in dieser Größenordnung gewachsen seien. Kurz vor Streikbeginn hatte die UAW ihre Forderung auf 36 Prozent über denselben Zeitraum reduziert. Außerdem sollen diverse Sozialleistungen wiedereingeführt werden, die im Zuge der Finanzkrise nach 2008 abgebaut wurden. Etwa zur Halbzeit des bisherigen Streiks, am 3. Oktober, hatte Ford noch eine 23-prozentige Lohnerhöhung angeboten.

Direkt nach der vorläufigen Einigung, die von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite noch ratifiziert werden muss, erklärte die UAW die Streiks in den betroffenen Ford-Werken für beendet. In einem Ford-Statement heißt es: "Wir konzentrieren uns darauf, das Truck-Werk in Kentucky und die Produktionsstätten in Michigan sowie Chicago wieder in Betrieb zu nehmen, 20.000 Ford-Beschäftigte wieder an die Arbeit zu bringen und unsere Kunden wieder mit unserer kompletten Produktpalette zu beliefern." Die in der Stadt Wayne gelegene Michigan Assembly Plant, wo derzeit der Ranger und der Bronco gebaut werden, war das erste Ford-Werk, das von den UAW-Mitgliedern bestreikt wurde.

Streik bei GM und Stellantis dauert an

Mit den beiden anderen großen Traditions-Autokonzernen General Motors und Stellantis hat die UAW bislang keine Einigung erzielt. Folgerichtig werden weiterhin mehrere Werke dieser Hersteller bestreikt. Hier sollen sich jeweils noch etwa 14.400 Arbeiterinnen und Arbeiter im Arbeitskampf befinden. Mit großen finanziellen Konsequenzen für die Konzerne. GM bezifferte die bisherigen Verluste durch den nunmehr fast sechs Wochen andauernden Streik am Dienstag (24. Oktober 2023) auf etwa 800 Millionen Dollar (knapp 756 Millionen Euro). Einer Analyse der Deutschen Bank zufolge soll der Ausstand seiner Mitarbeitenden Ford bislang ungefähr 888 Millionen Dollar (839 Millionen Euro) Verlust eingebrockt haben.

Der erste große Streik in den US-Automobilwerken seit 2019 hält damit in etwas abgeschwächter Form an. Damals konnte sich die insgesamt etwa 150.000 Mitglieder starke und in der Autostadt Detroit ansässige UAW mit General Motors nicht schnell genug auf einen neuen Tarifvertrag einigen. Die Folge war ein 40 Tage andauernder Streik in mehreren Werken des US-Autokonzerns. Bislang dauert der 2023er-Streik bereits 41 Tage. "Wenn wir auf's Ganze gehen müssen, werden wir das tun", sagte Fain bei Bekanntgabe des Streiks.

US-Regierung will kleinen Zulieferern helfen

Medienberichten zufolge war die Streikkasse der UAW zu Beginn des Arbeitskampfes gut gefüllt; im entsprechenden Fonds sollen zu diesem Zeitpunkt 825 Millionen Dollar (fast 780 Millionen Euro) gelegen haben. Weil vor allem kleinere, von ihren Großkunden abhängige Zulieferer die Zeit des Streiks nicht überstehen könnten, hat die US-Regierung kurzfristig ein Rettungspaket geschnürt, mit dem insbesondere diesen Firmen geholfen wird.

Der aktuelle UAW-Präsident wurde erst Ende März 2023 in sein Amt gewählt. Shawn Fain ist Vorsitzender einer Gewerkschaft, deren Ruf in der Vergangenheit immer wieder gelitten hatte. Unter anderen aufgrund eines Korruptionsskandals im Jahr 2019, der den damaligen UAW-Präsidenten Gary Jones zu Fall und sogar ins Gefängnis brachte.

Keine Gewerkschaft bei Tesla, VW, BMW und Mercedes

Längst nicht alle US-Autowerker sind gewerkschaftlich organisiert. Vor allem in den Fabriken in den Südstaaten, wo sich beispielsweise die deutschen Hersteller wie VW, BMW und Mercedes niedergelassen haben, fallen Abstimmungen über einen Beitritt der Beleg- in die Gewerkschaft immer wieder negativ aus. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Tesla-Werken sind nicht gewerkschaftlich organisiert. Vor allem Tesla-Chef Elon Musk sorgt mit Aktionen bis hin zu unverhohlenen Drohungen dafür, dass seine Angestellten nicht in die Gewerkschaften eintreten. Allerdings können diese Marken nur bedingt vom aktuellen UAW-Streik bei den "Big Three" profitieren. Da sie ebenso Kunden bei Zulieferern sind, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über einen UAW-Mitgliedsausweis verfügen, kam es auch hier zu Produktions-Engpässen.

Hinweis: Im Video und in der Fotoshow informieren wir Sie über die Produktion des Ford F-150 Lightning im River Rouge Complex in Dearborn im US-Bundesstaat Michigan.

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Ja. Die Löhne werden schließlich nur an die Steigerungen beim Top-Management angepasst.Nein. 36 Prozent Lohnerhöhung sind eine realitätsferne und unangemessene Forderung.

Fazit

Der UAW-Streik hatte sich über eine lange Zeit angedeutet; zu groß waren die Unterschiede zwischen den Forderungen der Arbeitnehmer- und den Angeboten der Arbeitgeberseite. Nun dauert der Streik bereits fast sechs Wochen und die Gewerkschaft hat bislang nur mit Ford eine Einigung erzielt. Auf die beiden anderen traditionsreichen US-Autokonzerne wächst damit der Druck, einem ähnlichen Kompromiss zuzustimmen. Hinzu kommen die bereits jetzt enormen Verdienstausfälle, die bei jedem Hersteller straff auf die Milliardengrenze zusteuern. Lange dürften sich GM und Stellantis stillstehende Produktionsbänder in ihren Fabriken nicht mehr leisten können.

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