Strada della Forra am Gardasee gesperrt: Panoramastraße zu unsicher

Strada della Forra am Gardasee zu gefährlich
Berühmte Panoramastraße bleibt gesperrt

Veröffentlicht am 02.05.2025

Grund dafür ist die anhaltende Gefahr durch Erdrutsche im Bereich des Camino-Tunnels oberhalb von Limone sul Garda.

Die Provinzverwaltung von Brescia hatte die Sperrung der Straße ursprünglich im Dezember 2023 verhängt, nachdem sich im Bereich der Tunnelgalerie ein Hangrutsch ereignet hatte. Seitdem wurde die Strecke intensiv überwacht und umfassend saniert. Die Maßnahmen umfassten unter anderem die Verstärkung der Tunnelwände und -decke, die Installation von Stütznetzen und Zugankern sowie die Erneuerung von Fahrbahn und Beschilderung. Laut Behörden wurden alle Arbeiten planmäßig und technisch einwandfrei abgeschlossen.

Neue Bewegungen im Erdreich verhindern Öffnung

Trotz der abgeschlossenen Bauarbeiten bleibt die Straße weiterhin gesperrt. Der Grund: Aktuelle Messungen zeigen, dass sich der Hang im Bereich der früheren Rutschung erneut bewegt. Die jüngsten Auswertungen vom April 2025 belegen eine progressive Verformung des Erdreichs – zuletzt wurden neun Millimeter Verschiebungen innerhalb weniger Wochen gemessen. Die Experten sprechen von einem klaren Warnsignal für mögliche erneute Erdrutsche.

"Wir haben alles getan, was technisch möglich ist – pünktlich, koordiniert und mit hoher Sorgfalt", erklärte der Präsident der Provinz Brescia, Emanuele Moraschini gegenüber der "Giornale di Brescia". Dennoch lasse sich angesichts der aktuellen geologischen Daten keine sichere Öffnung verantworten. Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer habe oberste Priorität. Auch der zuständige Verkehrsdezernent Paolo Fontana zeigte sich enttäuscht über die Entwicklung, betonte jedoch die Notwendigkeit einer verantwortungsbewussten Entscheidung: "Wir verstehen die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Region, aber wir können keine Risiken eingehen."

Auch der Bürgermeister von Tremosine, Battista Girardi, äußerte Verständnis für die Entscheidung. Die Enttäuschung sei groß, vor allem bei den Menschen vor Ort und im Tourismus. Doch angesichts der vorliegenden Daten sei die Sperrung unumgänglich. Girardi dankte der Provinz für die transparente Kommunikation und betonte, man hoffe auf positivere Ergebnisse der weiteren geologischen Überwachung.

Wann wird die Straße wieder geöffnet?

Ein konkretes Datum für die Wiederfreigabe gibt es derzeit nicht. Die Provinz Brescia will die Entwicklung der geologischen Situation weiterhin engmaschig überwachen. Erst wenn sich die Bodenbewegungen stabilisieren, kann über eine Öffnung der Straße neu entschieden werden. Bis dahin sollten sich Reisende vor Antritt ihrer Fahrt über die aktuelle Lage informieren.

Wer dennoch nach Tremosine oder auf das Hochplateau gelangen möchte, konnte bislang die Ausweichroute über Vesio nutzen. Diese führt ebenfalls von Limone sul Garda in die Berge, ist jedoch weniger spektakulär. Der bekannte Panoramabalkon über dem Gardasee blieb über diese Strecke erreichbar.

Das ist die Strada della Forra

Die Strada della Forra (SP38) befindet sich im Gemeindegebiet von Tremosine sul Garda am Westufer des Gardasees in der Lombardei. Sie begann an der Gardesana-Straße (SS45bis) beim Ortsteil Porto und führte hinauf ins malerische Dorf Pieve di Tremosine. Die Trasse folgte dabei der tief eingeschnittenen Schlucht des Wildbachs Brasa – ein geologisches und landschaftliches Highlight der Region.

Die Straße war etwa 5,8 bis 6 Kilometer lang und überwand einen Höhenunterschied von rund 200 Metern. Nimmt man die Zufahrten von Riva del Garda oder Limone sul Garda hinzu, ergab sich eine Gesamtdistanz von bis zu elf Kilometern. Die Idee zum Bau entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als Tremosine noch weitgehend isoliert war. Der Bau erfolgte zwischen 1908 und 1913 unter Leitung von Arturo Cozzaglio – einem autodidaktischen Ingenieur, Hydrologen und Geologen aus Tremosine. Die feierliche Eröffnung fand am 18. Mai 1913 statt.

Churchill nannte die Straße "das achte Weltwunder"

Technisch war der Bau eine Meisterleistung: Die Straße durchquert mehrere in den Fels gehauene Tunnel – meist wurden drei bis fünf Haupttunnel gezählt –, dazu kommen schmale Brücken, Haarnadelkurven und zahlreiche spektakuläre Abschnitte direkt an der Felswand. Besonders markant ist die Ponte Alto, eine der Brücken entlang der Strecke. Aufgrund der engen und niedrigen Tunnel war die Straße nur für kleinere Fahrzeuge geeignet.

Die Strada della Forra beendete die jahrhundertelange Isolation der Hochplateau-Dörfer und eröffnete neue wirtschaftliche Perspektiven. Sie galt als Schlüsselinfrastruktur für die Entwicklung der Region – sowohl im Hinblick auf Handel als auch auf den Tourismus. Winston Churchill bezeichnete sie einst als "achte Weltwunder". Auch in der Populärkultur hat sie Spuren hinterlassen: Die Straße diente als Kulisse für die Eröffnungsszene im James-Bond-Film "Ein Quantum Trost".

Strada della Forra: Wer durfte dort alle fahren?

Bis zur Sperrung durfte die Strada della Forra grundsätzlich von Pkw, Motorrädern, Fahrrädern, E-Bikes, Vans und kleineren Wohnmobilen befahren werden. Auch saisonale Shuttle- und Linienbusse nutzten die Strecke – speziell angepasst an die engen Platzverhältnisse. Für große Wohnmobile, Lkw und Reisebusse war die Straße ungeeignet.

Die zulässige Fahrzeughöhe war auf maximal drei Meter begrenzt. Aufgrund der engen Tunnel, steilen Kurven und geringen Straßenbreite war das Befahren nur mit kompakten Fahrzeugen empfohlen. Fahrzeuge mit einer Länge über sechs bis sieben Meter hatten bereits erhebliche Schwierigkeiten in den Kehren.

In der Hauptsaison – üblicherweise vom 1. April bis 1. November – galt im unteren, besonders engen Abschnitt zwischen Porto und La Forra (Kilometer 0–3) eine Einbahnstraßenregelung bergauf: Zwischen 10:00 und 19:00 Uhr durfte dieser Teilabschnitt ausschließlich bergauf (Richtung Pieve) befahren werden. Außerhalb dieser Zeiten regelte eine Ampelanlage den Verkehr wechselweise in beiden Richtungen. Gastronomiebetriebe entlang der Strecke blieben in beiden Richtungen erreichbar. Die Verkehrsregelung wurde jährlich angepasst und durch lokale Behörden veröffentlicht.