Die Geschichte von Fiat in Polen ist lang und demnächst um ein Kapitel ärmer. Die 1948 gegründete Fabryka Samochodów Osobowych und Fiat kooperierten seit 1971 als Gemeinschaftsunternehmen Fabryka Samochodów Małolitrażowych, wo unter anderem der legendäre Polski Fiat 126P produziert wurde. Gefertigt wurde in Bielsko-Biała und Tychy.
Lange Historie
Das Werk in Bielsko-Biała war ab 2002 für die Produktion des 1,3-Liter-Multijet-Dieselmotors zuständig, eine Gemeinschaftsentwicklung mit General Motors. Der kleine Dieselmotor wurde in diversen Fiat-Modellen (u.a. Panda, Punto, 500 und Doblò), aber auch bei Opel (Agila, Corsa, Astra etc.) sowie bei Peugeot/Citroën und Suzuki eingesetzt.
Das Ende kleinvolumiger Dieselmotoren in der EU aufgrund immer strengerer Abgasvorschriften ist bereits seit längerem ausgemachte Sache, schon heute sind solche Klein-Diesel bei allen Herstellern aus dem Programm gekegelt worden. Den Arbeitern in Bielsko-Biała war die drohende Situation bereits 2018 deutlich geworden, als Fiat den Multijet-Motor aus dem Panda-Programm entfernte.
Fiat Panda Diesel im Test aus 2012
Jetzt ist das Ende des traditionsreichsten polnischen Autowerks besiegelt, wie die polnische Solidarnosc-Gewerkschaftsführerin Wanda Struzyk mitteilte. Insgesamt verlieren zum Ende des Monats 486 Mitarbeiter in Bielsko-Biała ihre Jobs. Einige davon könnten im rund 40 Kilometer entfernten Stellantis-Werk Tychy eine Neuanstellung finden, das zuletzt unter anderem für die Produktion des Jeep Avenger ausgebaut wurde.
Der Standort in Bielsko-Biała soll nach polnischen Medien-Informationen vom Rüstungsunternehmen Polska Grupa Zbrojeniowa übernommen werden, um dort Militärfahrzeuge herzustellen.
Fazit
Seit den 1970er Jahren liefen in Bielsko-Biała polnische Klassiker wie der Polski Fiat vom Band. Zuletzt war das traditionsreiche Werk nur noch Motoren-Zulieferer für Fiat. Jetzt ist auch diese Aufgabe Geschichte, weil die EU-Abgas-Vorgaben Kleinwagen-Dieselmotoren den Garaus gemacht haben. Stellantis schließt das Werk in Bielsko-Biała, komplett abgewickelt wird es noch in 2024.
