Nach dem Rücktritt des Stellantis-Vorstandsvorsitzenden Carlos Tavares im Dezember 2024 läuft die Suche nach einem Nachfolger auf Hochtouren. Die Aufgaben von Tavares nimmt seit dessen Ausscheiden aus dem Konzern Verwaltungsratschef John Elkann wahr, doch das ist nur eine Übergangslösung. Laut offizieller Ankündigung soll Elkann bis spätestens Frühjahr 2025 einen Tavares-Nachfolger als Stellantis-CEO präsentieren, bislang ist offenbar noch kein geeigneter Kandidat gefunden.
Markenportfolio hat Priorität
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Quellen aus dem Konzern, dass eine wichtige Forderung des Ex-CEO Tavares für die Kandidatenwahl entscheidend ist: Stellantis soll schrumpfen. 14 Auto-Marken beherbergt das Konzern-Universum momentan, mehr als jeder andere. Auf Dauer, das machte bereits Tavares klar, sind das zu viele. Reuters berichtet, bei den Interviews potentieller CEO-Kandidaten habe die Entscheidung, wie viele der 14 Marken des Automobilherstellers eine tragfähige Zukunft haben, eine bedeutende Priorität. Schließlich betont John Elkann, dass 2024 kein Jahr sei, auf das Stellantis stolz sein kann – der Gewinn ist um 70 Prozent eingebrochen. Einen höheren Gewinneinbruch musste Stellantis bisher nicht hinnehmen.
"Wir können es uns nicht leisten, Marken zu haben, die kein Geld verdienen", hatte bereits der frühere Stellantis-CEO Tavares gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters geäußert. Und weiter: "Wenn sie kein Geld verdienen, werden wir sie schließen". Damit war das Thema gesetzt, seitdem wird spekuliert, ob im Stellantis-Verbund weiterhin 14 Marken existieren werden.
Schwere Zeiten für kleine Stellantis-Marken
Auf der potentiellen Streichliste stehen einige Problemkinder, doch nicht alle stehen zur Disposition. Zumindest nur schwer vorstellbar ist beispielsweise, dass Chrysler in den USA aufgegeben wird. Und das, obwohl der einstige Autogigant nur noch ein Schatten seiner selbst ist, das einzige aktuelle Modell von Chrysler in den USA ist der Minivan Pacifica. Dennoch wird speziell in den US-Medien spekuliert, dass Chrysler auf der Abschussliste steht.
Wahrscheinlicher wird die Axt an die europäische Markenvielfalt gesetzt. Citroën, Fiat, Opel und Peugeot sind da als Volumenmarken weniger in Gefahr. Doch bei Citroëns Edelableger DS und bei der zuletzt mit viel Elan in die Zukunft gestarteten Traditionsmarke Lancia sollten die Alarmglocken läuten. Stellantis weist keine Ergebnisse für einzelne Marken aus. Dennoch ist klar, dass DS und Lancia nicht zu den Großverdienern im Konzern zählen, eher im Gegenteil.
Wird Maserati verkauft?
Lediglich für Maserati wurden Zahlen genannt. Demnach wies die Sportwagenmarke im ersten Halbjahr 2024 einen operativen Verlust von 82 Millionen Euro aus. Das führte zu bereits damals zu Spekulationen, dass Stellantis die hochemotionale, aber defizitäre Marke Maserati verkaufen könnte. Wenige Tage nach der Verkündung der Quartalszahlen gab es zu diesem Gerücht jedoch ein offizielles Dementi.
Gegenüber US-Medien erklärte der Konzern: "Stellantis hat nicht die Absicht, die Marke Trident (Anm: Dreizack, das Markenzeichen von Maserati) zu verkaufen, genauso wie es nicht die Absicht gibt, Maserati mit anderen italienischen Luxuskonzernen zusammenzufassen. Stellantis bekräftigt sein unerschütterliches Engagement für die glänzende Zukunft von Maserati als einzigartige Luxusmarke unter den 14 Stellantis-Marken".
US-Geschäft läuft nicht rund
Maserati ist allerdings nicht die einzige Baustelle für das Stellantis-Management. In den USA laufen die Geschäfte schlecht. Hauptgrund dafür ist die schlechte Performance des Ram Pick-up. Hier hat es Stellantis gleich mit mehreren Baustellen zu tun. Qualitätsprobleme bei der Produktion sorgen für eine hohe Nachbesserungsquote. Außerdem wurde bei der Produktion offenbar kein passender Modellmix gewählt. Bei Jeep sind die Händler mit der Preispolitik unzufrieden, die speziell das dortige Volumenmodell Wrangler zuletzt stark verteuert hat.