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Super-Benzin auf der Abschussliste
Droht das Aus für E5-Benzin?

Das E5-Benzin ist in Deutschland extrem beliebt, doch Tankstellen-Verbände wirken auf ein Auslaufen der Benzin-Sorte hin. Die Hintergründe.

Zapfsäule E5, E10, B7 Tannkstelle
Foto: dutchphotography via Getty Images

In einigen europäischen Ländern wie Österreich, Tschechien oder in skandinavischen Ländern ist E5 von den Tankstellen ganz oder teilweise verschwunden. In Deutschland erfreut sich das Superbenzin indes großer Beliebtheit. Nach ADAC-Angaben tanken 70 Prozent der Autofahrer E5, rund 26 Prozent greifen zum E10, drei Prozent zum Super Plus oder weiteren Premiumsorten.

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E5-Ende ab 2025?

Hierzulande ist E5 als "Schutzsorte" gesetzlich vorgeschrieben. So heißt es in der 10. Verordnung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (§3, Absatz 2): "Wer Ottokraftstoffe nach […] der Qualität "Super" mit mehr als 5 Volumenprozent Ethanol anbietet, ist verpflichtet, an derselben Abgabestelle auch Ottokraftstoffe […] der Qualität "Super" mit […] einem maximalen Ethanolgehalt von 5 Volumenprozent anzubieten."

Diese Schutzformel wollen mittelständische Tankstellen-Verbände flexibler gestalten. Sie fordern, dass sich Betriebe für eine der beiden Benzin-Sorten entscheiden dürfen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. So gibt es nur begrenzte Zapfsäulen-Plätze und unter anderem mit der Einführung des HVO100-Diesels seit Ende Mai 2024 kamen weitere Sorten dazu. "Mittelfristig brauchen wir nur zwei Benzinsorten und nicht drei. In unseren Nachbarländern ist das längst der Fall", sagt Duraid El Obeid, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands freier Tankstellen (bft) und Geschäftsführer des BMV Mineralöl Handel in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa. Der Verband vertritt mittelständische Unternehmen mit zusammen 2.800 Tankstellen und spricht sich für eine Übergangsfrist aus. "Ich könnte mir vorstellen, dass der Verkauf von Superbenzin E5 zum Jahresende 2025 eingestellt wird".

Der Branchenverband Uniti, die circa 6.000 mittelständische Tankstellen vereint, fordert eine Reform des o.g. Gesetzes. "Dass das federführende Bundesministerium für Umwelt- und Naturschutz bislang nicht auf die entsprechenden Wünsche der Kraftstoffbranche eingegangen ist, halten wir für ärgerlich und unverständlich", zitiert die Welt den Uniti-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn. Als weiteres Argument für ein E5-Aus stehen die hohen Ansprüche, die CO₂-Emissionen zu reduzieren, man käme, "um ein Ende von Superbenzin E5 nicht umhin", so El Obeid.

Bundesrats-Initiative für mehr E5/E10-Flexibilität

Auch die Politik signalisiert Zustimmung, das Gesetz ändern zu lassen. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat zusammen mit Baden-Württemberg eine Bundesrats-Initiative gestartet. Ziel ist es, den Tankstellen die Angebotsflexibilität zu gewähren.

Die großen Tankstellenketten warten indes ab. "Wir planen aktuell keine Benzinsorte aus dem Angebot zu nehmen, das betrifft Superbenzin E5 wie auch Superbenzin E10", sagte BP-Europachef Patrick Wendeler gegenüber der Welt.

Der ADAC hält es für zu früh, das Super-Benzin E5 einzustellen. Sobald sich das Verbrauchervertrauen ändere, sieht Christian Laberer, Kraftstoffmarktexperte des Autoclubs, die Möglichkeit, dass eine Benzinsorte wegfallen könnte, um Platz für klimaschonendere Sorten zu schaffen. Aber, so Laberer, man brauche mehr Klimaschutz auch bei den Bestandsfahrzeugen.

Laut Wissenschaftlern des Instituts Automotive Powertrain benötigen nur wenige Autos Superbenzin E5. Nach ihren Erkenntnissen betrifft dies knapp ein Prozent der Modelle von Volkswagen, Mercedes-Benz, Opel, Ford und BMW, überwiegend ältere Fahrzeuge aus den 1990er-Jahren. "Angesichts der wenigen betroffenen Fahrzeuge und der signifikanten CO₂-Einsparung ist es den Haltern dieser Fahrzeuge zumutbar, Super Plus zu tanken", erklärt Thomas Heinze, Leiter des Instituts an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, gegenüber der Welt.

Wer kann E10 tanken?

Fahrzeuge ab November 2010 vertragen in der Regel E10. Autobesitzer sollten im Zweifel die Bedienungsanleitung zurate ziehen, teilweise bieten auch die Autohersteller diese Informationen auf den Internetseiten an. Die DAT hat in Zusammenarbeit mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) eine umfangreiche Verträglichkeitsliste erstellt. Auch der europäischen Automobilverband ACEA hat eine E10-Liste zusammengestellt.

Fahrzeugschäden bei Autos, die E10 vertragen, sind weder bei der Autoindustrie noch beim ADAC bekannt geworden. Der Club beruhigt: "Die Verwendung von E10 hat keinen Einfluss auf die Funktionssicherheit, Lebensdauer und den Verschleiß".

Wie hoch ist der Mehrverbrauch durch E10?

Der ADAC erklärt, Ethanol habe bessere Verbrennungseigenschaften und erhöhe die Oktanzahl, doch der Energiegehalt von Ethanol beträgt nur 2/3 im Vergleich zum Ottokraftstoff. Für gleiche Leistung muss dann mehr Sprit verbrannt werden. Der Mehrverbrauch beträgt rund ein bis 1,5 Prozent. Bei einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von 6,0 Liter pro 100 Kilometer sind das 0,09 Liter.

Was bringt E10 fürs Klima?

Ethanol wird aus zucker- und stärkehaltigen Pflanzen durch Gärung und Destillation gewonnen. In Deutschland werden hierfür vorwiegend Weizen und andere Getreidearten sowie Zuckerrüben und Mais verwendet. Der Vorteil von Ethanol als Kraftstoff besteht hauptsächlich darin, dass es die Erdölreserven schont. Zudem wird das bei der Verbrennung von Ethanol freigesetzte Kohlendioxid durch das CO₂, das die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben, ausgeglichen. Zu diesem Schluss kommt auch der ADAC.

Nach einer Studie des Institute for European Environmental Policy (IEEP) wird durch den Anbau, die Bewirtschaftung und die Produktion jedoch mehr CO2 freigesetzt, als bei der Verbrennung von E5 entsteht. Eine Studie des Uniti-Verband rechnet vor, dass der Verkehrssektor rund 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen könnte, wenn alle E10-fähigen Fahrzeuge auch E10 tanken.

Übrigens: Lediglich rund zwei Prozent der deutschen Ackerfläche in Deutschland werden für Bioethanol genutzt, der im Straßenverkehr Verwendung findet.

Der Unterschied zwischen E5 und E10?

Der wesentliche Unterschied zwischen E5 und E10 ist der Ethanolanteil im Kraftstoff. E10 enthält bis zu zehn Prozent Ethanol und mindestens 90 Prozent Benzin aus fossilen Quellen, während Super E5 bis zu fünf Prozent Ethanol und mindestens 95 Prozent Benzin aus Erdöl enthält.

Was ist E20?

In Mannheim gibt es die erste Tankstelle, die Super-E20 anbietet. Dem Kraftstoff ist 20 Prozent Bioethanol beigemischt, er wird zunächst nur im Rahmen einer geschlossenen Flottenversuchsreihe getestet.

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Fazit

Die Zukunft von E5 steht in Deutschland auf dem Spiel, da Tankstellenverbände auf ein mögliches Auslaufen dieser Benzinsorte drängen, während es in anderen europäischen Ländern bereits verschwunden ist. Mittelständische Tankstellenverbände fordern Flexibilität in Bezug auf die Angebotspalette und schlagen vor, dass Tankstellenbetreiber zwischen E5 und E10 wählen können. Politische Unterstützung für eine Gesetzesänderung kommt von Bayern und Baden-Württemberg, die eine Bundesratsinitiative gestartet haben. Währenddessen halten große Tankstellenketten vorerst an beiden Benzinsorten fest, und Experten argumentieren weiterhin über die Vor- und Nachteile von E10 im Vergleich zu E5.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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