Stauforscher: Überflüssige Staus durch Baustellen

Stauforscher
Überflüssige Staus durch Baustellen

Veröffentlicht am 12.10.2016
Baustelle A40
Foto: press-inform

„Häufig liegt das Problem schon in der Planung der Baustellen“, sagt Prof. Schreckenberg auto motor und sport. „Abstimmungen zwischen den einzelnen Bauherren, seien es Bund, Länder oder Kommunen, finden praktisch nicht statt. Stattdessen wird gebaut, sobald Geld da ist. Egal, ob auf der Ausweichstrecke ein paar Meter weiter zur selben Zeit die Straße aufgerissen wird“, kritisiert Schreckenberg, der an der Universität Duisburg-Essen an Stauursachen forscht.

Baustellen ohne Bautätigkeit haben rechtliche Gründe

Es gebe sogar rechtliche Gründe dafür, dass Baustellen eingerichtet werden, obwohl die Bauarbeiten gar nicht beginnen. Das Problem: „Zum vereinbarten Baubeginn muss etwas auf der Baustelle passieren“, erklärt Verkehrsexperte Schreckenberg. Das Aufstellen einer Absperrung ist da ein adäquates Mittel der Betriebe, nicht vertragsbrüchig zu werden, auch wenn der eigentliche Bau aufgrund fehlender Kapazitäten noch lange nicht beginnen kann. Das sind dann die Baustellen, auf denen sich keine Baumaschine bewegt.

Selbst mangelhaftes Management auf der Baustelle selbst kann dafür sorgen, dass sich die Arbeiten in die Länge ziehen und auf einer Autobahnbaustelle nichts passiert: Materiallieferungen verzögern sind, wichtige Baumaschinen sind noch auf anderen Baustellen im Einsatz. Dabei sind Baustellen als Ursache für Staus keine Randerscheinung. „Mindestens 25 Prozent der Staus werden direkt von Baustellen verursacht, rund 60 Prozent von Überlastungen“, hat Prof. Schreckenberg errechnet. „Wie viele Überlastungen jedoch von Baustellen verursacht werden, lässt sich kaum sagen, dementsprechend hoch ist die Dunkelziffer der indirekten Baustellenstaus.“

Laut ADAC waren im Juni rund 575 Baustellen auf deutschen Autobahnen eingerichtet. Das entspricht gut 30 Prozent mehr als noch 2015. Dadurch hat sich die Baustellenlänge innerhalb eines Jahres von bundesweit 740 auf 1.000 Kilometer verlängert.