Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg verzeichnete im April 2022 insgesamt 180.264 Pkw-Neuzulassungen. Damit liegt die Quote der Zulassungen im Berichtsmonat gegenüber dem April 2021 mit 21,5 Prozent in den Miesen. Anders als in den Vormonaten erging es dem Sportwagen-Segment bei der aktuellsten Statistik besser als dem Gesamtmarkt: Die schnelle Klasse verlor "nur" 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das führt zu einem Kuriosum: Obwohl im April weniger Sportwagen verkauft wurden als im März 2022 (2.505 statt 2.857 Neuzulassungen), konnte das Segment seinen Marktanteil leicht von 1,2 auf 1,4 Prozent steigern.
Betrachtet man das bisherige Gesamtjahr, sieht die Bilanz schlechter aus. Im Vergleich mit dem Zeitraum Januar bis April 2021 verloren die Sportwagen 7,7 Prozent. Über diese vier Monate gesehen beträgt ihr Marktanteil auch nur 1,1 Prozent. Dass sie aktuell im Vergleich mit dem Gesamtmarkt weniger Federn lassen müssen, dürfte an der Tatsache begründet liegen, dass es sich hier vorrangig um hochpreisige und renditestarke Modelle handelt. Solche Autos werden von den Herstellern aktuell bevorzugt behandelt, wenn es um die Verteilung der raren Teile und Rohstoffe geht. Sie weisen deshalb im Zweifel kürzere Lieferzeiten auf als Budgetmodelle, mit denen die Autobauer kaum Geld verdienen.
Porsche 911 mit 40 Prozent Marktanteil
Allerdings müssen erst die kommenden Monate zeigen, ob es sich dabei um eine Momentaufnahme handelt oder ob sich ein Trend etabliert. Längst zur Gewohnheit ist dagegen der Spitzenplatz des Porsche 911 geworden, der seinen Platzhirsch-Status weiter zementieren konnte. Zwar verlor auch der Elfer leicht an absoluten Zahlen (1.002 statt 1.067 Neuzulassungen im März 2022); aber aufgrund der Schwäche seiner Konkurrenten konnte er seinen Marktanteil von bereits starken 37,3 auf fantastische 40,0 Prozent steigern. Da sieht nicht nur die markenfremde, sondern auch die hausinterne Konkurrenz die Abgasendrohre nur aus der Ferne. Boxster und Cayman landen weit abgeschlagen auf den Positionen sechs und acht.
Platz | Modell | Neuzulassungen |
1 | PORSCHE 911 | 1.002 |
2 | BMW Z4 | 430 |
3 | MERCEDES E-KLASSE COUPE | 174 |
4 | AUDI TT | 160 |
5 | MERCEDES AMG GT | 131 |
6 | PORSCHE BOXSTER | 103 |
7 | FORD MUSTANG | 102 |
8 | PORSCHE CAYMAN | 68 |
9 | FERRARI F8 | 63 |
10 | JAGUAR F-TYPE | 46 |
11 | AUDI R8 | 38 |
12 | TOYOTA SUPRA | 34 |
13 | ALPINE A110 | 33 |
14 | MERCEDES SL | 31 |
15 | FERRARI SF90 | 28 |
16 | FERRARI ROMA | 21 |
17 | ASTON MARTIN V8 | 12 |
17 | FERRARI PORTOFINO | 12 |
19 | LEXUS LC | 10 |
20 | ASTON MARTIN DB11 | 6 |
21 | FERRARI 488 | 1 |
Das einzige Modell, das relevant an Neuzulassungen zulegen konnte, ist nicht einmal ein richtiger Sportwagen: Das Mercedes E-Klasse-Coupé sprang im Vergleich zum März 2022 von 117 auf 174 Neuzulassungen – und im Zuge dessen von Rang sieben auf drei. Zwischen den beiden Stuttgartern hockt wie festgenagelt ein Münchner auf dem zweiten Platz: Der BMW Z4 kann mit 430 Neuzulassungen den Porsche 911 nicht im Ansatz unter Druck setzen, hat von hinten aber kaum andere Gegner zu fürchten. Allein das zeigt, wie stark das Segment derzeit schwächelt.
Hinweis: Bei der Zulassungsstatistik handelt es sich um die offiziellen Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg. Die Einteilung in die jeweiligen Klassen erfolgt per Schlüsselnummer über die Hersteller. In der Statistik können auch Modelle erscheinen, die es nicht auf dem deutschen Markt gibt, oder die nicht mehr gebaut werden. Diese Besonderheit kann bei der KBA-Statistik auftreten, wenn z.B. ausländische Fahrzeuge erstmals in Deutschland zugelassen werden oder Fahrzeuge eine neue Ident-Nummer erhalten.
Fazit
Sportwagen sind sicher Sehnsuchts-Fahrzeuge – und werden dies auch weiterhin bleiben. Aber es manifestiert sich immer mehr: Wer in Deutschland viel Geld für ein Auto ausgibt, stellt sich lieber einen dicken SUV als einen schnittigen Dynamiker in die Garage. Es deutet zudem wenig darauf hin, dass in Sachen Marktanteile ein nachhaltiger Umschwung erfolgt – dafür spielt der Gesamtmarkt derzeit zu sehr verrückt.