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Harter Sparkurs bei VW
Jobabbau, weniger Entwicklungszeit, mehr Erlöse

Nach monatelangen Verhandlungen haben sich Volkswagen und der Betriebsrat am Dienstag (19.12.2023) auf Eckpunkte eines milliardenschweren Sparprogramms für die Kernmarke Volkswagen geeinigt.

Logo VW
Foto: Alexander Koerner via Getty Images

Das "Performance Programm", von Markenchef Thomas Schäfer im Sommer 2023 angekündigt, soll bereits im kommenden Jahr eine Ergebnisverbesserung von vier Milliarden Euro bringen. Bis 2026 strebt das Unternehmen Einsparungen von zehn Milliarden Euro pro Jahr an, um die Umsatzrendite von zuletzt 3,4 auf 6,5 Prozent zu steigern. Die Einigung mit dem Betriebsrat ist ein bedeutender Schritt, um das Programm zügig umzusetzen.

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Weniger Entwicklungszeit bei VW

Das Unternehmen gab bekannt, dass die Personalkosten im Verwaltungsbereich um 20 Prozent gesenkt werden sollen, wobei betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden. Die genaue Anzahl der wegfallenden Arbeitsplätze wurde von Volkswagen nicht bekannt gegeben. Ein Unternehmenssprecher betonte gegenüber der Deutschen Presseagentur, es gehe nicht um Köpfe, sondern um Kosten. Um Entlassungen zu vermeiden, sollen die Altersteilzeit ausgeweitet und bei Bedarf Aufhebungsverträge auf allen Ebenen angeboten werden. Der seit November bestehende Einstellungsstopp bleibt ebenfalls bestehen. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen 4.000 Jobs dem Sparkurs zum Opfer fallen, andere Quellen sprechen von einer fünfstelligen Anzahl über alle Bereiche des Konzerns.

Der größte Teil der Einsparungen soll außerhalb des Personalbereichs erfolgen, insbesondere bei Material- und Fixkosten, Vertrieb und Produktentwicklung. Die Entwicklungszeit für neue Modelle wird von 50 auf 36 Monate verkürzt, um Fahrzeuge schneller auf den Markt zu bringen – ohne Abstriche bei der Qualität und der Sicherheit, wie VW betont. Bis 2028 sollen so mehr als eine Milliarde Euro eingespart werden. Um bis zu 50 Prozent reduziert VW zudem die Anzahl der Versuchsträger in der technischen Entwicklung. Da durch die Digitalisierung mehr auf Prüfständen erprobt werden kann, sieht der Konzern hier ein Einsparpotenzial von rund 400 Millionen Euro pro Jahr, auch "ohne die Qualität zu beeinträchtigen", so VW.

Besser einkaufen, schneller bauen

Größere Einsparungen sind vor allem bei Material- und Fixkosten geplant. Beim Einkauf sind Einsparungen von über 320 Millionen Euro pro Jahr anvisiert, das verbesserte After-Sales-Geschäft soll jährlich mehr als 250 Millionen Euro einbringen. Auch die "Optimierung der Produktionsdauer" soll jährlich über 200 Millionen Euro einsparen. All diese Maßnahmen gelten bereits für das Jahr 2024.

Markenchef Thomas Schäfer betonte: "Wir sind in den vergangenen Wochen einen großen Schritt weitergekommen bei der Ausgestaltung des umfassendsten Programms, das die Marke je aufgesetzt hat." Die Einigung mit der Arbeitnehmerseite sei entscheidend, um den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Betriebsratschefin Daniela Cavallo äußerte sich positiv zum gemeinsam abgesteckten Kurs und betonte, dass die Wettbewerbsfähigkeit langfristig gestärkt werde, ohne einseitig zulasten der Beschäftigten zu gehen. Die vereinbarte Beschäftigungssicherung bis 2029 bleibe unverändert bestehen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil begrüßte nach Angaben der Deutschen Presseagentur die Einigung und betonte die Bedeutung der erfolgreichen Umsetzung der Maßnahmen zur Leistungssteigerung und Kosteneinsparung. Als zweitgrößter VW-Anteilseigner nach den Familien Porsche und Piëch (53 Prozent) ist das Land Niedersachsen mit 20 Prozent der Stimmrechte im Aufsichtsrat vertreten.

"Sind nicht wettbewerbsfähig"

Rückblende: Schon seit Monaten spart Markenchef Thomas Schäfer nicht an klaren Worten zur kritischen Lage. "Wir sind zu langsam, zu träge, zu kompliziert – das ist nicht überlebensfähig", sagte der VW-Pkw-CEO nach einer Meldung des "Handelsblatt" Ende November 2023 in einem internen Podcast mit Personalvorstand Gunnar Kilian. Wenig später legte der Markenchef bei einer Vollversammlung der Vertrauensleute in Wolfsburg nach. "Mit vielen unserer bisherigen Strukturen, Prozesse und hohen Kosten sind wir als Marke VW nicht mehr wettbewerbsfähig", zitierte die Bild-Zeitung aus der Veranstaltung. Die Marke müsse "ran an die kritischen Themen, auch beim Personal".

Bereits im Mai 2023 hatte Schäfer die Spar-Pläne in einem Schreiben an die Belegschaft angekündigt. Darin hieß es: "Wir sehen, dass unsere Marke wirtschaftlich noch nicht solide genug aufgestellt ist." Und weiter: "Volkswagen ist eine superstarke Welt-Marke – mit großer Geschichte, Millionen treuen Fans, legendären Produkten und unheimlich viel technischer Kompetenz", so Schäfer. "Unser Anspruch ist es, die Marke wieder zum Strahlen zu bringen".

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Fazit

Volkswagen setzt auf ein umfangreiches Sparprogramm, um die Umsatzrendite zu steigern. Neben Kostensenkungen im Personalbereich und verkürzten Entwicklungszeiten, sind Einsparungen in Material- und Fixkosten, Vertrieb und Produktentwicklung geplant. Trotz der Maßnahmen betont VW, dass die Qualität nicht leiden wird.

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