Künftig sollen Speditionen ihre Grenzüberfahrten in festen Zeitfenstern digital buchen können. Das kündigten Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker nach einem Treffen in Wien an. Ziel ist es, den Transitverkehr planbarer zu steuern und Rückstaus auf der Inntalautobahn zu verringern. Die Umsetzung des Projekts setzt allerdings eine Einigung mit Italien voraus. Nur mit Zustimmung Roms kann das System entlang der gesamten Brennerachse greifen.
Tirol unterstützt den Vorstoß grundsätzlich, hält jedoch weiterhin an der bestehenden Blockabfertigung fest. Diese wird aus Sicht der Landesregierung so lange fortgeführt, bis eine funktionierende, verlässlich abgestimmte Lösung – etwa durch das Slot-System – tatsächlich im Betrieb ist. Die Blockabfertigung bleibt damit vorerst als Übergangsinstrument bestehen. Für das Jahr 2025 wurden 36 Fixtermine festgelegt, an denen Lkw nur blockweise über die Grenze bei Kufstein-Nord gelassen werden. Pro Stunde dürfen dabei maximal 250 bis 300 Fahrzeuge in Richtung Süden passieren. Ist das Kontingent ausgeschöpft, müssen die übrigen Fahrzeuge warten.
Blockabfertigung 2025 – festgelegte Dosiertage
Die fixen Blockabfertigungstermine für 2025 in Fahrtrichtung Süden sind:
- Juli: 21., 28.
- September: 1., 8., 15., 22., 29.
- November: 5., 12., 19., 26.
- Dezember: 9.
Zusätzlich können kurzfristige Blockabfertigungen angesetzt werden – etwa bei Störungen, Baustellen oder starkem Reiseverkehr. Die Umfahrung über Landstraßen bleibt für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen untersagt. Verstöße werden polizeilich kontrolliert und mit Bußgeldern geahndet.
Blockabfertigung: Hintergrund und Kritik
Die Blockabfertigung ist ein Verkehrslenkungsverfahren, bei dem Fahrzeuge an kritischen Punkten wie Tunneln, Grenzübergängen oder Brücken nur in begrenzten Gruppen ("Blöcken") weitergeleitet werden. Gesteuert wird per Ampelsystem, Kameratechnik und automatischer Erfassung. Ziel ist es, Überlastungen und Rückstau in engen Verkehrsabschnitten zu vermeiden. Tirol setzt dieses Verfahren seit Jahren ein, insbesondere an der A12 bei Kufstein. Italien hat inzwischen Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht. Ein Urteil steht noch aus.
In der Praxis führt die Blockabfertigung regelmäßig zu massiven Behinderungen auf deutscher Seite. Vor allem an Dosiertagen im Berufs- oder Ferienverkehr bilden sich lange Rückstaus bereits weit vor dem Kontrollpunkt. Die deutsche Seite wirft Tirol vor, den freien Warenverkehr zu behindern, während Tirol auf überlastete Infrastruktur, Sicherheitsbedenken und Luftreinhaltung verweist.
Slot-System als neue Lösung
Das geplante Slot-System soll eine Alternative zur bisherigen Dosierung sein. Ähnlich wie in der Produktionslogistik sollen Spediteure künftig digitale Zeitfenster für die Grenzüberfahrt buchen können. Die Idee: Verkehrsströme sollen nicht mehr reaktiv dosiert, sondern vorausschauend geplant werden. Die Belastung auf der Transitachse könnte so gleichmäßiger verteilt und besser kontrolliert werden. Im Unterschied zur Blockabfertigung wären Wartezeiten nicht mehr unvorhersehbar, sondern Teil einer geplanten Lieferkette.
Noch ist unklar, wann das System technisch umgesetzt werden kann. Neben der Zustimmung Italiens sind auch datenschutzrechtliche und organisatorische Fragen offen. In Österreich und Bayern gilt das Modell jedoch als politisch konsensfähig. Auch Bundeskanzler Merz hat Zustimmung signalisiert, sofern es zu einer abgestimmten Lösung mit allen Beteiligten kommt. Sollte eine Einigung ausbleiben, erwartet die bayerische Staatsregierung eine Klärung auf europäischer Ebene.