Shunsaku Tamiya ist tot: Modellbau-Szene verliert eine Legende

Shunsaku Tamiya ist tot
Modellbau-Szene verliert eine Legende

Veröffentlicht am 28.07.2025
Shunsaku Tamiya
Foto: Tamiya

Wie das Unternehmen mitteilte, starb Tamiya bereits am 18. Juli 2025 im Alter von 90 Jahren. Die Beisetzung fand auf seinen eigenen Wunsch im engsten Familienkreis statt, ein offizieller Abschied in Form einer Gedenkfeier ist zudem geplant. Über die Todesursache wurden keine Angaben gemacht.

Tamiya war nicht nur der Kopf seines Unternehmens, sondern über Jahrzehnte hinweg eine prägende Figur der internationalen Modellbauszene. Unter seiner Leitung entwickelte sich die kleine Firma seines Vaters aus dem japanischen Shizuoka zu einem der weltweit bekanntesten Hersteller für Modellbausätze und ferngesteuerte Fahrzeuge.

Vom Holzmodell zur Hightech-Plattform

Gegründet wurde das Unternehmen 1946 von Yoshio Tamiya – ursprünglich als Sägewerk. In den 1950er-Jahren begannen erste Versuche mit hölzernen Modellen von Schiffen. Der eigentliche Durchbruch kam jedoch mit dem Wechsel zu Kunststoffbausätzen. Shunsaku Tamiya trat 1958 in die Firma ein und übernahm im Laufe der Jahre mehr Verantwortung. Als Präsident ab 1977 und späterer Vorstandsvorsitzender prägte er das Unternehmen über Jahrzehnte.

Tamiya war bekannt für seinen hohen Qualitätsanspruch. Modelle sollten nicht nur stabil und präzise gefertigt sein, sondern auch möglichst detailgetreu. Dieses Prinzip setzte sich durch: Der Markenname "Tamiya" wurde in den folgenden Jahrzehnten weltweit zum Synonym für Maßstäbe im Modellbau – nicht nur im zivilen Bereich, sondern auch bei militärischen Themen oder im Motorsport.

Ein legendäres Beispiel ist ein Formel-1-Modell aus den späten 1960er-Jahren. Die Konstruktion war derart exakt, dass selbst Honda als Hersteller des Originalfahrzeugs überrascht war – bis hin zum korrekt platzierten Starterakku unter dem Fahrersitz. Shunsaku Tamiya soll sogar bei der sowjetischen Botschaft in Tokio angefragt haben, um technische Details über Panzer der Warschauer-Pakt-Staaten zu erhalten. Japans Sicherheitsbehörden wurden daraufhin auf ihn aufmerksam.

Internationale Ausstrahlung

Unter Shunsaku Tamiya expandierte das Unternehmen deutlich. Der Heimatstandort in Shizuoka blieb zwar das Herz der Produktion, aber 1994 eröffnete Tamiya auch ein Werk auf den Philippinen. In vielen Ländern entstanden nationale Niederlassungen, darunter auch Tamiya America. Gerade im Bereich der ferngesteuerten Fahrzeuge (RC) und bei Wettbewerben mit Mini 4WD-Modellen wuchs der weltweite Einfluss deutlich.

Zugleich blieb Tamiya eng mit der japanischen Modellbaukultur verbunden. Er engagierte sich in verschiedenen Verbänden und Stiftungen, unter anderem als Vorsitzender des örtlichen Modellbau-Industrieverbandes in Shizuoka. Auch der Nachwuchs lag ihm am Herzen: Zur jährlich stattfindenden Hobby-Messe in seiner Heimatstadt ließ er freitags Schulklassen ohne Begleitung von Erwachsenen einladen. Er selbst stand regelmäßig am Eingang der Messehalle, um die Reaktionen der Kinder mitzuerleben. Solche Gesten galten im Unternehmen als typisch für ihn.

Shunsaku Tamiya noch als Berater tätig

In der Mitteilung des Unternehmens heißt es: "Wenn man sein Leben mit zwei Worten beschreiben müsste, wären es ' 'Leidenschaft und Vorbild'." Besonders hervorgehoben wird darin seine Fähigkeit, Begeisterung für Modellbau an seine Mitarbeitenden weiterzugeben – weltweit. Bis ins hohe Alter nahm er regelmäßig an Veranstaltungen teil, sowohl in Japan als auch in Übersee. Für viele Modellbauer war ein Handschlag mit Shunsaku Tamiya ein Höhepunkt ihrer Messeerlebnisse.

Shunsaku Tamiya blieb dem Unternehmen bis zuletzt verbunden. Erst im Juli 2024 wurde er noch einmal offiziell zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats berufen. In seinem letzten Lebensjahrzehnt fungierte er meist in beratender Funktion, blieb aber eine feste Instanz im Firmenumfeld.