Rückrufe als Qualitätssicherung: Ford will so Vertrauen der Kunden erobern

Ford USA
Rückrufe als künftige Qualitätssicherung?

Veröffentlicht am 16.07.2025
Ford will Qualität durch Rückrufe sichern
Foto: Marcel Sommer/Canva

Ford hat einen Rekord gebrochen, den wohl kein Autohersteller für sich gewinnen möchte. Den Rekord der meisten Rückrufe in einem Jahr. In der ersten Hälfte des Jahres hat die Marke insgesamt 89 Rückrufe in den USA verzeichnet. Ein schockierender Wert, der die gesamte Branche überrascht und für reichlich Gesprächsstoff sorgt.

Doch dieser Rekord könnte langfristig ein strategischer Schachzug sein, der die Qualität und Sicherheit von Ford-Fahrzeugen auf ein neues Niveau hebt. Der Autobauer setzt dabei nicht auf kurzfristige Lösungen, sondern auf einen Qualitätsprozess, der mit Offenheit und einer neuen Fehlerkultur Maßstäbe setzen könnte. Warum sich der Hersteller trotz der immensen Kosten auf diese Rückrufe einlässt und was dies für die Zukunft des Unternehmens bedeutet, zeigt sich in einem genaueren Blick auf die Strategie.

Rückrufe als Teil einer neuen Qualitätsstrategie

Ford hat in den letzten Jahren stark in die Qualitätssicherung investiert. Besonders auffällig ist die Erweiterung der Testzyklen und die Verstärkung des internen Technikteams. Ein wichtiges Signal, dass sich der US-Autobauer nicht nur der Problembeseitigung widmet, sondern gezielt Fehlerquellen im Produktionsprozess eliminieren möchte.

Die hohe Zahl an Rückrufen wird von Ford nicht als Ausdruck von Schwächen, sondern als konsequenter Schritt zur Qualitätssicherung verstanden. Rückrufe werden hierbei nicht nur als Reparaturmaßnahme gesehen, sondern als eine Möglichkeit, Fehler frühzeitig zu identifizieren und die Ursachen für technische Mängel aufzuzeigen. Ford nutzt die Rückrufe, um seine Fahrzeuge zu optimieren, bevor sie den Kunden erreichen.

Für Ford geht es also nicht nur um die Reaktion auf aufgetretene Probleme, sondern um die proaktive Verbesserung der Qualität. In einer Branche, in der Sicherheit und Zuverlässigkeit entscheidend sind, könnte dieser Ansatz auf lange Sicht bedeutend sein. Überraschend dabei: Rückrufe gelten als eine der effektivsten Methoden, um die Fehlerquote in einem komplexen Produktionsprozess zu senken und künftige Probleme zu vermeiden. Ford setzt auf eine kontinuierliche Fehleranalyse, um die Qualität nachhaltig zu verbessern.

Warum der hohe Preis heute sich auszahlen könnte

Ford steht mit seiner Rückrufstrategie vor einer finanziellen Belastung. Bereits jetzt belaufen sich die Rückrufkosten auf schätzungsweise 4 Prozent des Konzernumsatzes. Doch das Unternehmen bleibt unbeirrt und sieht die Rückrufe nicht als Kostenfalle, sondern als langfristige Investition in die Qualität seiner Fahrzeuge.

Durch die Rückrufe möchte der Konzern das Vertrauen seiner Kunden zurückgewinnen und langfristig seine Marktposition festigen. Der Weg mag steinig und teuer erscheinen, aber die langfristige Aussicht auf höhere Kundenzufriedenheit und Vertrauen spricht eine deutliche Sprache. Ford könnte mit seiner offensiven Rückrufstrategie nicht nur seine Marktanteile sichern, sondern durch konsequente Transparenz und Fehlerbeseitigung das Vertrauen in die Marke stärken. Eine Maßnahme, die sich langfristig als Wettbewerbsvorteil erweisen könnte.

Ford setzt auf die Rückrufe als eine Art "Qualitätsoffensive", die anderen Autoherstellern als Modell dienen könnte. Während andere Hersteller oft auf "Minimalreparaturen" setzen und weniger transparent mit Fehlern umgehen, nutzt Ford die Gelegenheit, um sich als Vorreiter in puncto Qualität und Kundenservice zu positionieren.

Vergleich mit der Konkurrenz: Ford als Vorreiter?

Ford nimmt mit den 89 Rückrufen im ersten Halbjahr 2025 eine Spitzenposition ein. Doch wie schlägt sich der US-Konzern im Vergleich zu seinen Mitbewerbern? Hersteller wie Stellantis, General Motors oder Hyundai haben in der gleichen Zeit deutlich weniger Rückrufe verzeichnet. Ihre Strategien zum Umgang mit fehlerhaften Fahrzeugen könnten kaum unterschiedlicher sein.

Statt Rückrufe nur als Reaktion auf ein Problem zu sehen, nutzt Ford sie, um die Qualität seiner Fahrzeuge langfristig zu verbessern. Wenn ein Fehler entdeckt wird, behebt Ford ihn und arbeitet gleichzeitig daran, die Ursache zu finden und zukünftige Fehler zu verhindern.

Im Gegensatz dazu reagieren andere Hersteller oft nur auf spezifische Probleme, die nach der Auslieferung auftreten. In solchen Fällen konzentrieren sie sich darauf, den Fehler schnell zu beheben, ohne dabei tiefgehende Veränderungen an ihren Prozessen vorzunehmen, um ähnliche Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Ford hingegen nutzt Rückrufe, um systematisch zu lernen und die Qualität nachhaltig zu steigern.