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Rückruf für PHEVs des VW-Konzerns
Brandgefahr bei Audi, Cupra, Seat, Skoda und VW

Eine fehlerhafte Sicherung kann bei MQB-PHEVs in seltenen Fällen einen Störlichtbogen auslösen und damit im schlimmsten Falle einen Fahrzeugbrand.

VW Passat GTE
Foto: Andreas Of

Am 16. Februar 2021 war in einigen Medien von einem Fahrzeugbrand zu lesen. Das brennende Auto: Ein angeblich erst zwei Tage alter Plug-in-Hybrid Golf GTE mit nur 300 Kilometern auf dem Tacho. Laut Bild-Zeitung berichteten die Insassen von einem hellen, blauen Blitz und einem lauten Knall im Fahrzeuginnenraum. Der Knall und Druckwelle waren angeblich extrem heftig. Die Insassen konnten das Auto rechtzeitig verlassen und sich in Sicherheit bringen. Sie wurden nur leicht verletzt. Die alarmierte Feuerwehr bekämpfte den Brand, die Lithium-Ionen-Batterie des Plug-in-Hybrid-Golfs ließ sich allerdings letztlich nur durch Eintauchen in einen wassergefüllten Container löschen.

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Rückruf ist Ergebnis eines mysteriösen Brandfalles

VW gab gegenüber Bild seinerzeit zu Protokoll: "Die Sicherheit unserer Kunden hat für uns höchste Priorität. Um den selbst gesetzten hohen Standard bei unseren Fahrzeugen gewährleisten zu können, analysieren wir derzeit die näheren Umstände und die technischen Hintergründe eines Falles, bei dem es laut Medienbericht zu einer Explosion eines Golf 8 gekommen sein soll. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse werden wir im Bedarfsfall entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten."

Gut ein Jahr später ist es so weit: Das Kraftfahrt-Bundesamt und die Automobilhersteller Audi, Cupra, Seat, Skoda und VW haben eine Rückrufaktion gestartet. Bei bestimmten Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen könnte eine fehlerhafte Sicherung im Falle eines Kurzschlusses die Gefahr eines Stromstoßes und in seltenen Fällen eines Lichtbogens (Spannungsübergang über die Luft wie bei einem Blitz) erhöhen. Unter besonders ungünstigen Umständen könnte der sogar einen Fahrzeugbrand auslösen. Diese besonders ungünstigen Umstände lagen im Februar 2021 vor. Was war passiert?

10 Gramm zu wenig Löschsand

Das Hochvoltsystem von Plug-in-Hybriden ist nicht nur bei Volkswagen mit einer Schmelzsicherung gegen Kurzschlüsse abgesichert. Die besteht aus einer isolierenden Patrone, in der sich ein von Löschsand umgebener Schmelzleiter (in der Regel aus Kupfer oder Feinsilber) befindet. Fließt zu viel Strom und der Schmelzleiter brennt durch, dient der Sand als Lichtbogenlöschmittel. Denn beim Abschalten eines Stromkreises entsteht ein Lichtbogen, dessen Intensität vor allem von der Stärke des abzuschaltenden Stroms abhängt.

Plug-in-Hybride-Modelle mit quer eingebautem Motor hat VW inzwischen etwa 300.000 im Feld, in fast 118.000 davon wurde nach Informationen von auto-motor-und-sport.de eine Sicherung mit einem zu schwachen Gehäuse und 10 Gramm zu wenig Löschsand verbaut. Die Sicherungen bezieht VW aus Thailand; während der ersten Lockdowns der Corona-Pandemie, als sich zahlreiche Lieferketten verhakten, entstanden in Fernost offenbar chargenweise mangelhafte Exemplare dieser Sicherungen. Damit das zu solchen Problemen führt, wie bei dem fast neuen Golf GTE im Februar 2021 muss wie erwähnt einiges zusammenkommen: Zunächst mal ein heftiger Kurzschluss, dann müssen die Wetterbedingungen bis hin zur Luftfeuchtigkeit günstig für Störlichtbögen sein und dieser muss auch noch bis in die Karosse durchschlagen, wo er zu guter Letzt auf Brennbares stoßen muss. Daher heißt es im aktuellen KBA-Rückruf: Bisher ist ein Schadensereignis mit Unfallfolge beziehungsweise Personenschäden bekannt. Gemeint ist eben oben genannter Fall mit dem Golf GTE.

Isoliermatte gegen Brandgefahr

Potenziell betroffen sind weltweit 116.558 und deutschlandweit 58.329 Fahrzeuge des VW-Konzern. Genauer gesagt: Weltweit 24.450 und deutschlandweit 9.484 Fahrzeuge der Marke Audi, 16.210 (weltweit) und 9.171 (deutschlandweit) Fahrzeuge der Marke Cupra, 10.939 (weltweit) und 4.125 (deutschlandweit) Fahrzeuge der Marke Seat, 22.388 (weltweit) und 9.568 (deutschlandweit) Fahrzeuge der Marke Skoda sowie 42.571 (weltweit) und 25.981 (deutschlandweit) Fahrzeuge der Marke VW.

Als Abhilfemaßnahme planen die Hersteller an den betroffenen Fahrzeugen eine zusätzlich schützende Isoliermatte über dem Schaltkasten der Hochvoltbatterie anzubringen. Ein Sicherungstausch wäre offenbar bei der Reparatur mit einem Fehlerrisiko behaftet, das höher ist, als das für Schadensfälle der betroffenen Autos.

Diese Modelle sind betroffen:

Die Rückrufaktionen sind beim KBA unter den Referenznummern 011697 (Audi), 011708 (Cupra), 011707 (Seat), 011711 (Skoda), 011696 (VW) und den Hersteller-Codes 93N8 (Audi), 93N9 (Cupra), 93N9 (Seat), 93O5 (Skoda) und 93N4 (VW) zu finden. Wir aktualisieren diesen Artikel, sobald weitere Informationen vorliegen.

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Fazit

Audi, Cupra, Seat, Skoda, VW und das KBA haben Rückrufaktionen gestartet. Bei weltweit 116.558 Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen auf Basis des MQB könnte eine fehlerhafte Sicherung im Falle eines Kurzschlusses die Gefahr eines Stromschlags und eines Brandes erhöhen. Auslöser für den Rückruf war ein einziger Fall im Februar 2021, Abhilfe schafft eine Glasfasermatte zur Abschirmung der Sicherung.

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