Rückruf bei Stellantis: Der Autokonzern muss europaweit viele Hunderttausend Autos verschiedener Marken und Baureihen in die Werkstätten holen. In Deutschland sind davon etwa 141.700 Autos betroffen. Sie stammen von den Marken Peugeot, Citroën, Opel, DS Automobiles sowie Fiat und wurden zwischen Oktober 2017 und Januar 2023 gebaut. Da es sich um eine freiwillige Maßnahme handelt, führt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Aktion nicht in seiner offiziellen Rückruf-Datenbank; folgerichtig gibt es keine KBA-Referenznummer. Jeder der genannten Hersteller führt den Rückruf unter einem eigenen Code durch.
Verschleißfreudige Nockenwellenkette
Das Problem betrifft den 1,5-Liter-Blue-HDi-Dieselmotor, der ursprünglich vom PSA-Konzern (Peugeot und Citroën) entwickelt und später auch bei Opel sowie nach dem Zusammenschluss mit Fiat-Chrysler zu Stellantis im Januar 2021 auch von Fiat genutzt wurde. Das Triebwerk verwendet eine eigene Steuerkette für den Nockenwellenantrieb. Dieser kann vorzeitig verschleißen, was einem Sprecher zufolge "im schlimmsten Fall zu einem Kettenbruch führen kann". Dies würde unweigerlich einen Motorschaden nach sich ziehen.
Der fragliche Dieselmotor wurde in zahlreichen Pkw- und Nutzfahrzeug-Modellen des Stellantis-Konzerns eingesetzt. Hier eine Übersicht, in welchen Autos das 1.5-Blue-HDi-Triebwerk unter anderem zur Anwendung kam (ohne Anspruch auf absolute Vollständigkeit):
- Peugeot 208, 2008, 308 inkl. SW, 3008, 508 inkl. SW, Rifter und Partner
- Opel Grandland X, Astra und Vivaro
- Citroen Berlingo, C3, C4 inkl. Spacetourer, C5 Aircross und Jumpy
- DS3 Crossback, DS4 und DS7 Crossback
- Fiat Doblo
Der Fehler kündigt sich durch ungewöhnliche Geräusche an. Foreneinträge zeugen davon, dass das Problem unter den Besitzerinnen und Besitzern der betroffenen Autos schon länger bekannt ist. Demnach ist insbesondere die 7-Millimeter-Kette anfällig für frühzeitigen Verschleiß. Später wurde von den Herstellern des Stellantis-Verbunds eine 8-Millimeter-Variante eingeführt, die deutlich robuster ist.
So soll das Problem behoben werden
Im Zuge des Rückrufs werden in den Werkstätten jedoch erst einmal kleinere Anpassungen in Form eines Software-Updates und gegebenenfalls eines Ölwechsel durchgeführt. Zusätzlich wurde eine spezielle Reparatur-App entwickelt, die durch Analyse der Motorgeräusche mögliche Probleme mit der Kette erkennen können soll. "Alle Fahrzeuge werden während des Rückrufs sowie bei jeder nachfolgenden Wartung mit dieser App getestet", sagt der Stellantis-Sprecher. "Sollte die App ein Problem erkennen, wird die Kette im Stellantis-Netzwerk ausgetauscht."
Stellantis kontaktiert die Fahrzeugbesitzer bereits und bittet sie, sich mit dem Händlernetz in Verbindung zu setzen, um einen Werkstatttermin zu vereinbaren. Der Rückruf wird gestaffelt durchgeführt. "Dabei werden die ältesten Fahrzeuge priorisiert, da diese tendenziell ein höheres Ausfallrisiko haben", so der Sprecher. Dem Unternehmen sind bisher allerdings keine Unfälle oder Verletzungen im Zusammenhang mit diesem Problem bekannt.
Erweiterte Garantie für betroffene Autos
In Verbindung mit dem Rückruf führt Stellantis für die betroffenen Fahrzeuge eine spezielle Garantie über zehn Jahre und 240.000 Kilometer ein, die unter bestimmten Bedingungen 100 Prozent der Kosten für Teile und Arbeitsleistung abdeckt. Diese Erstattung soll auch rückwirkend funktionieren. Betroffene Kundinnen und Kunden können dies ab Mitte Juli über eine eigens eingerichtete Online-Plattform geltend machen. Die Regelung gilt einer Mitteilung zufolge "für qualifizierte Reparaturen, die zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 30. Juni 2025 durchgeführt wurden, sofern die Wartung und Diagnose des Fahrzeugs den von der jeweiligen Marke empfohlenen Richtlinien entsprochen haben".