Der Automarkt in Deutschland ist seit Jahresbeginn wieder im Aufschwung, auch wenn die Zahlen von vor der Corona-Pandemie noch nicht erreicht sind. Dennoch stimmen die Ergebnisse zuversichtlich, wenn man das große Ganze betrachtet. Rund 1,4 Millionen Pkw wurden im ersten halben Jahr 2023 neu in Deutschland zugelassen, ein Wachstum um fast 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Allerdings sind diese guten Zahlen vor allem auf immer weiter steigende Anteile gewerblicher Käufer zurückzuführen, während sich private Kunden zunehmend zurückhalten. Nur noch jedes dritte Auto, das in Deutschland als Neuwagen auf die Straße kommt, ist in privater Hand.
Die Kunden dieser Autos wissen genau, was sie wollen
Der Anteil der sogenannten gewerblichen Halter bei den Neuzulassungen ist auch ein Maßstab für die herstellerseitige Verkaufsunterstützung. Es bedeutet ganz einfach, dass ein Neufahrzeug bei seiner Erstzulassung auf eine Firma angemeldet wurde. Ob das nun ein Autohaus, ein Autovermieter oder auch die Dienstwagen-Abteilung eines Konzerns ist – so gut wie immer gehen diese Geschäfte mit erheblichen Nachlässen auf den Listenpreis eines Fahrzeuges einher und haben dadurch als Nebeneffekt auch noch einen negativen Einfluss auf die Restwertentwicklung des jeweiligen Modells.
Modellreihe | Anzahl gesamt | Privatkundenanteil |
DACIA SANDERO | 12.546 | 78,4 |
DACIA DUSTER | 10.890 | 76,9 |
RENAULT AUSTRAL | 3.732 | 72,2 |
NISSAN X-TRAIL | 1.303 | 71,5 |
DACIA JOGGER | 7.991 | 70,9 |
MAZDA CX-30 | 3.004 | 70,0 |
SMART 1 | 2.023 | 69,6 |
MAZDA 3 | 1.935 | 68,0 |
RENAULT ARKANA | 2.809 | 67,9 |
MERCEDES B-KLASSE | 5.227 | 67,7 |
Ein hoher Privatkunden-Anteil bedeutet entsprechend: Für dieses Modell begeistern sich besonders viele Kunden, die scharf kalkulieren und vergleichen können. Vor allem aber Kunden, die genau wissen, was sie wollen und sich aus wohlüberlegten Gründen für exakt dieses Modell entschieden haben, ohne dass es ihnen zum Beispiel mit einer Tageszulassung (auch die gilt als gewerbliche Neuzulassung) schmackhaft gemacht werden musste.
Unerwartete Ergebnisse
Bei unserer Analyse der Neuzulassungen beschränkten wir uns auf Modelle mit Marktrelevanz, also wenigstens vierstelligen Neuzulassungen. Schließlich ist es nur von geringem Erkenntnisgewinn, dass zwei der insgesamt drei von Januar bis Juni neu zugelassenen Rolls Royce Dawn von Privatpersonen angeschafft wurden (herzlichen Glückwunsch dazu an dieser Stelle).
Dabei kamen trotz erwartbarer Ergebnisse, Stichwort Dacia, auch einige sehr interessante Überraschungen zutage. Beispielsweise, dass die chinesischen Modelle Lynk & Co 01, MG RX 6 und der Opel Insignia praktisch ausschließlich gewerblich zugelassen wurden, mit Privatkundenanteilen zwischen 0,1 und 2,3 Prozent.
Modellreihe | Anzahl gesamt | Davon Privatzulassungen |
MERCEDES A-KLASSE | 12.051 | 6.592 |
MERCEDES C-KLASSE | 25.444 | 6.615 |
SEAT FORMENTOR | 14.749 | 6.740 |
FIAT DUCATO | 12.104 | 7.892 |
VW TIGUAN | 33.095 | 8.174 |
DACIA DUSTER | 10.890 | 8.374 |
DACIA SANDERO | 12.546 | 9.836 |
MINI MINI | 21.791 | 10.307 |
VW T-ROC | 36.365 | 13.237 |
TESLA MODEL Y | 27.825 | 16.166 |
Als Marke mit insgesamt besonders vielen gewerblichen Zulassungen zeigte sich Jeep: Praktisch alle Modelle der Geländewagenmarke wurden zum überwiegenden Teil (zwischen 83 und 93 Prozent) mit Firmenzulassungen auf die Straße gebracht. Einziger Ausreißer ist ausgerechnet das teuerste Modell der Marke, der Grand Cherokee, mit einem Privatkundenanteil von immerhin 25 Prozent.
Unerwartet auch, dass der günstige Fiat Panda nur zu neun Prozent von Privatkunden gekauft wird, während es bei der teuren Mercedes E-Klasse immerhin 34 Prozent sind. Das Segment mit dem höchsten Privatkundenanteil (54%) sind die Minivans, allerdings nur dank der Mercedes B-Klasse mit beachtlichen 68 Prozent Privatkundenanteil. Es folgen Sportwagen mit 40 Prozent sowie Kleinwagen und SUV mit jeweils 39 Prozent Privatkunden. Wenig überraschend: Spitzenreiter bei den Firmenzulassungen sind die Oberklasse und die obere Mittelklasse mit jeweils rund 85 Prozent gewerblichen Kunden.
Die meistverkauften Pkw an Privatkunden haben wir in der Fotogalerie für jede Fahrzeugklasse aufgeführt.
Fazit
Jenseits von Tageszulassungen, Firmenrabatten und vergünstigten Flottenbestellungen spielt die interessantere Musik auf dem Privatmarkt: Für welche Modelle entscheiden sich die deutschen Autokäufer, wenn sie selbst für ihren Wagen bezahlen müssen? Das ist aus vielerlei Hinsicht interessant, gibt es doch Hinweise auf ein besonders gutes Preis/Leistungsverhältnis und auch auf den für private Autobesitzer sehr wichtigen Restwert beim Wiederverkauf. Unsere Aufstellung zu den meistverkauften Modellen an private Kunden schafft hier Aufklärung.