Zwischen Traktor und TV-Kamera, Kolumne und Kontroverse: ein Porträt über den Mann, der selbst dann unterhält, wenn er nur Schafe zählt.
Fernsehkarriere: Von Top Gear zum Amazon-Phänomen
Jeremy Clarkson gilt als eine der prägenden Figuren im britischen Fernsehen. Sein erster großer Durchbruch gelang in den späten 1980er-Jahren, als er als Journalist bei der BBC in die Autosendung "Top Gear" einstieg. Bereits früh zeigte sich Clarksons unverwechselbarer Stil: Eine Mischung aus pointiertem Humor, markanten Meinungen und einer Lust an Provokation, die das Genre revolutionierte.
Unter seiner Mitwirkung erlebte Top Gear einen beispiellosen Wandel. Ab 2002 wurde die Sendung im neuen Trio zusammen mit Richard Hammond und James May zu einem international erfolgreichen Format. Mit spektakulären Spezialfolgen – etwa dem Polar Special, bei dem Clarkson und May den Magnetischen Nordpol erreichten – entwickelte sich Top Gear zu einer der meistgesehenen "Factual"-Shows der Welt. Guinness World Records listete die Sendung als Rekordhalter in dieser Kategorie.
Nach einem abrupten Ende seiner BBC-Zeit im Jahr 2015, bedingt durch einen handfesten Vorfall hinter den Kulissen, fand Clarkson schnell neue Möglichkeiten. Gemeinsam mit Hammond und May wechselte er zu Amazon Prime Video, wo 2016 das Format "The Grand Tour" startete. Auch wenn reguläre Staffeln von The Grand Tour inzwischen abgeschlossen sind, bleiben die gelegentlichen Specials und Erinnerungen an die glorreichen Zeiten bestehen.
Besonders erwähnenswert ist der neuste Meilenstein in seiner Fernsehlaufbahn: "Clarkson’s Farm". Das Format, das 2021 startete, dokumentiert Clarksons Selbstversuch als Landwirt in den ländlichen Cotswolds. Die Serie avancierte überraschend schnell zum Erfolgsformat – in der britischen Prime-Auswertung zählt sie zu den erfolgreichsten Amazon-Originalserien. Mit der vierten Staffel, die im Mai 2025 ausgestrahlt wurde und weiteren geplanten Staffeln, zeigt Amazon, dass Clarkson nach wie vor großes Publikumspotenzial besitzt.
Journalistische Arbeit: Kolumnist und Bestsellerautor
Parallel zu seinen Fernsehprojekten hat sich Clarkson als scharfzüngiger Kolumnist etabliert. Seit den 1990er-Jahren verfasst er regelmäßig Kolumnen für die "Sunday Times" und die Boulevardzeitung "The Sun". Seine Texte zeichnen sich durch eine Kombination aus persönlicher Anekdote, gesellschaftskritischen Kommentaren und oft provokant formulierten Meinungen aus. Der unverblümte, manchmal derbe Stil verschaffte ihm sowohl eine treue Leserschaft als auch wiederholte Kritik.
Clarksons schriftstellerisches Talent manifestierte sich zudem in seiner Buchreihe "The World According to Clarkson". Die mehrbändige Serie, die bereits mehrfach als Bestseller gelistet war, fasste seine Kolumnen zusammen und zeigte seinen unkonventionellen Blick auf aktuelle Themen – sei es in den Automobilmärkten oder im gesellschaftlichen Diskurs. Seit 2021 publiziert er zusätzlich die Jahresrückblicke unter dem Titel "Diddly Squat", in denen er humorvoll das Landleben und seine Erfahrungen als Hobbylandwirt schildert.
Kontroversen und Skandale: Provokation als Karrierefaktor
Ein wesentliches Markenzeichen Clarksons ist seine Bereitschaft, klare Kante zu zeigen – und damit regelmäßig in die Schlagzeilen zu geraten. Schon während seiner frühen Jahre bei "Top Gear" sorgten unbedachte, politisch unkorrekte Bemerkungen für Reaktionen. Immer wieder richteten sich seine Aussagen gegen ganze Nationalitäten oder kulturelle Gruppen und trugen so zu seinem polarisierenden Ruf bei.
Der gravierendste Vorfall ereignete sich im März 2015. In einem hitzigen Streit mit einem Produzenten kam es zu physischen Auseinandersetzungen, die zur sofortigen Suspendierung durch die BBC führten. Die Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern, markierte das abrupten Ende seiner BBC-Ära. Diese Episode wurde in der Medienlandschaft ausführlich diskutiert und hatte nachhaltige Auswirkungen auf Clarksons Karriereweg.
Auch in den letzten Jahren blieb Clarkson nicht von Kontroversen verschont. Ende 2022 löste eine Kolumne, in der er scharf über Meghan Markle urteilte, breite Empörung aus. Über 25.000 Beschwerden gingen beim britischen Presserat IPSO ein – doch trotz dieser Vorfälle blieb Clarkson in seinen Fernseh- und Druckformaten präsent. Amazon, das zu diesem Zeitpunkt offenbar in einer kritischen Phase stand, beendete für The Grand Tour die Zusammenarbeit mit ihm. Der Vertrag für "Clarkson’s Farm" wurde verlängert.
Privatleben: Zwischen Stadt und Land
Abseits der Kamera präsentiert sich Jeremy Clarkson als Vielschichtiger. Geboren 1960 in Doncaster (Yorkshire), hat er im Laufe seines Lebens zwei Ehen durchlaufen. Seine erste Ehe endete früh; 1993 heiratete er Frances Cain, mit der er drei Kinder bekam. Die langjährige Partnerschaft endete 2014. Seit 2017 ist Clarkson mit Lisa Hogan zusammen, einer irischen Schauspielerin und Unternehmerin.
Sein Lebensmittelpunkt verlagert sich zunehmend ins Ländliche. In den Cotswolds, nahe Chipping Norton, besitzt Clarkson eine weitläufige Farm, die er selbst aktiv bewirtschaftet – ein Motiv, das in "Clarkson’s Farm" eindrucksvoll dokumentiert wird. Auf der sogenannten "Diddly Squat Farm" betreibt er zudem einen Farm-Shop und zunächst ein kleines Restaurant, das zu den regionalen Anziehungspunkten geworden ist. Aktuell betriebt Clarkson einen Pub. Neben der ländlichen Idylle besitzt Clarkson eine Londoner Wohnung und eine umfassende Sammlung klassischer Sportwagen, was seinen doppelten Anspruch als Landwirt und Autoliebhaber unterstreicht.
Wirtschaftlicher Erfolg und der Amazon-Deal
Durch seine langjährige Medienpräsenz hat Clarkson ein beachtliches Vermögen angehäuft. Sein geschätztes Vermögen beläuft sich auf rund 55 Millionen Euro, während sein jährliches Einkommen – zusammengesetzt aus TV-Gagen, Buchverkäufen und anderen Projekten – auf etwa 25 Millionen Euro geschätzt wird.
Besonders spektakulär ist der Vertrag mit Amazon. Trotz der immer wieder kritisierten Skandale und Kontroversen blieb die Zusammenarbeit mit Amazon bestehen. Neben The Grand Tour, das – wenn auch in regulären Staffeln inzwischen abgeschlossen – weiterhin gelegentliche Specials liefert, läuft Clarkson’s Farm nun in der vierten Staffel. Mehrere Quellen berichten, dass für den kombinierten Deal aus den Amazon-Formaten, zu denen sowohl The Grand Tour als auch Clarkson’s Farm zählen, ein Gesamtvolumen von rund 160 Millionen Pfund ausgeschüttet wurde. Diese Zahl unterstreicht Clarksons anhaltende Marktmacht und den wirtschaftlichen Erfolg der Formate, die – gerade in den Prime-Charts – zu den erfolgreichsten Produktionen des Streaming-Anbieters zählen.
In der Fotoshow zeigen wir Ihnen die größten Sprüche von Jeremy Clarkson