Als erstes hat die englischsprachige Ausgabe des Online-Magazins Business-Insider darüber berichtet: Porsche hat seine US-Händler angewiesen, bestimmte Gebrauchtwagen zurückzuhalten. Porsche selbst nennt die Maßnahme in einem offiziellen Statement Quality Hold. Der schwäbische Autobauer betont, dass von diesem Quality Hold nur ältere auf dem US-Markt verkaufte Baureihen betroffen sind. Aktuelle Serienfahrzeuge sowie Fahrzeuge auf dem europäischen Markt sind nicht betroffen. Hinter der Maßnahme steckt anscheinend die unangenehme Begleiterscheinung einer Einstellung des optionalen Sport-Chrono-Pakets.
Sport plus kann "Thema" sein
Im Rahmen des Sport-Chrono-Pakets kommen bei Porsche auch die Fahrmodi Normal, Sport und Sport plus ins Auto. Und während bei Normal und Sport alles problemlos läuft, hat Porsche laut Business Insider festgestellt, dass es im extremen Modus Sport plus, und dann auch nur in bestimmten Fahrsituationen, zu einem erhöhten Schadstoffausstoß kommen kann. Porsche selbst spricht in diesem Zusammenhang vorsichtig nur von "Themen". Und über diese Themen hat der Hersteller nach eigenen Angaben bereits vor Monaten proaktiv die US-Behörden unterrichtet.
Leistung und Fahrspaß sollen erhalten bleiben
In enger Abstimmung mit den US-Behörden arbeitet Porsche an technischen Lösungen für das Problem – Business Insider bringt an dieser Stelle ein Software-Update ins Spiel. Porsche selbst versichert, dass diese Lösungen weder die Leistung noch das Fahrerlebnis des jeweiligen Autos relevant beeinflussen werden. Die Problembehebung wird voraussichtlich in den nächsten Monaten zur Verfügung stehen – dann dürfte Porsche auch den sogenannten Quality Hold für seine Händler aufheben.
Breite Modellpalette betroffen
Laut Business-Insider ist mit den Modellen 911, Boxster, Cayman, Cayenne und Panamera die komplette Modellpalette aus den Baujahren von 2012 bis 2016 betroffen. Das Sport-Chrono-Paket ist zwar eine Option, aber die Bestellrate dürfte in den USA, wo Kunden Vollausstattungen lieben, eher hoch sein.
Kein Rückruf
Die US-Behörden sehen in dem Thema bisher anscheinend kein großes Problem – auf einen beispielsweise von der NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration – US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit) angeordneten Rückruf gibt es keinen Hinweis, und auch Porsche selbst ruft bisher keine Fahrzeuge in die Werkstätten zurück. Nur möglicherweise betroffene Fahrzeuge, die aktuell bei Händlern stehen, dürfen diese aktuell nicht verkaufen.
Fazit
Es betrifft nur den US-Markt und dort auch nur ältere Porsche-Modelle, die mit einem Sport-Chrono-Paket ausgerüstet sind: Diese Fahrzeuge können im dynamischsten Fahrmodus Sport plus in bestimmten Fahrsituationen anscheinend einen nach US-Vorschriften zu hohen Schadstoff-Ausstoß haben. Was vielleicht beim ersten Hinhören nach keiner großen Sache klingt, ist ein hochsensibles Thema: Schließlich ist Porsche Teil des VW-Konzerns und in Sachen VW sind die US-Behörden wegen des Abgasskandals vorgespannt.
Deshalb ist es wichtig und richtig, dass Porsche das Sport-Chrono-Problem selbst ermittelt und die US-Behörden umgehend informiert hat. Das Vorgehen scheint zu funktionieren – bisher gibt es keine Äußerungen von US-Behörden, die Porsche rechtswidriges Verhalten vorwerfen.
Die Problembehebung durch ein mögliches Software-Update macht dann die betroffenen Modelle auch im Sport-plus-Modus konform zu den US-Vorschriften. Porsche geht dabei extrem behutsam vor und hält nur die entsprechenden Gebrauchtwagen bei seinen US-Händlern zurück – ein Rückruf scheint nicht notwendig zu sein. Geht es nach Porsche, sind die Emissionsprobleme in ein paar Monaten behoben – ohne relevante Einbußen bei Leistung und Fahrspaß.
Autos aus aktueller Produktion und Fahrzeuge auf dem europäischen Markt erfüllen sämtliche Abgasvorschriften – somit sind dort keine Problembehebungs-Maßnahmen notwendig.