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Porsche geht an die Börse
Das ist die erste Notierung

Die Porsche-Aktie kann vom 29.9. an gehandelt werden. Der Ausgabepreise wurde auf 82,50 Euro festgelegt, nun gibt es die erste Notierung vom ersten Handelstag.

 Porsche Logo
Foto: Porsche

Der Mutterkonzern Volkswagen hat den Weg freigemacht für den Börsengang der Porsche AG; Vorstand und Aufsichtsrat der Wolfsburger stimmten entsprechenden Plänen zu. Das offizielle Debüt des Stuttgarter Autoherstellers an der Frankfurter Börse ist für Donnerstag, den 29. September, terminiert. Die Aktien wurden laut Wertpapierprospekt in einem Preiskorridor zwischen 76,50 und 82,50 angeboten – der Ausgabepreis steht nun fest: 82,50 Euro, das Wertpapier ist jedoch mehrfach überzeichnet. Die erste Notierung liegt bei 84 Euro also knapp über dem Ausgabepreis.

Unsere Highlights

Knapp 9,4 Milliarden Euro spült die Erstnotiz an der Frankfurter Börse in die Kassen des Mutterkonzerns Volkswagen. Trotz angespannter Finanzmärkte gelingt den Stuttgartern damit der größte deutsche Börsengang seit der Telekom im Jahr 1996. Seit Donnerstag (09.00 Uhr) wird die Aktie an der Frankfurter Börse gehandelt.

"Die Träume unserer Kunden zu erfüllen, ist unser Antrieb. Heute geht für uns selbst ein großer Traum in Erfüllung. Mit Abschluss des Börsengangs schlagen wir ein neues Kapitel in der einzigartigen Geschichte unseres Unternehmens auf", sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. "Das ist ein historischer Moment für Porsche. Ich möchte vor allem unseren weltweit mehr als 37.000 engagierten Kolleginnen und Kollegen danken und all jenen, die es uns ermöglicht haben, dass wir heute unseren erfolgreichen Börsengang verkünden können."

Achtung, Verwechslungsgefahr

Die Vorzugsaktien der Porsche AG werden unter dem Tickersymbol P911 GY (Xetra) im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) gehandelt. Die angebotene Wertpapier ist die Aktie der "Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft" mit der Wertpapierkennnummer (WKN) PAG911 und der internationalen Wertpapierkennnummer (ISIN) DE000PAG9113. Kunden müssen beachten, dass bereits ein börsennotiertes Unternehmen mit dem Namen PORSCHE SE (WKN: PAH003, ISIN: DE000PAH0038) existiert. Dies sollte man nicht mit dem o.g. Börsenkandidaten verwechseln.

Übrigens, auch nach dem Börsengang haben Kleinanleger weiterhin die Möglichkeit, Porsche-Aktien zu kaufen – unter Umständen sogar für weniger Geld, da das Wertpapier natürlich Kursschwankungen unterliegt. Außerdem wäre eine Alternative für Anleger die Vorzugsaktie von VW.

Porsche warnt vor unseriösen Angeboten

Porsche hat nach einer Meldung vom 21.9. die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) darüber unterrichtet, dass einzelne Personen von Dritten vorbörsliche Kaufangebote für Aktien die Porsche Aktiengesellschaft erhalten haben. Diese Angebote seien unrechtmäßig und stammten weder von der Volkswagen Aktiengesellschaft, der Porsche Aktiengesellschaft noch von einer ihrer Tochtergesellschaften, heißt es.

Weitere Informationen der derzeit bekannten unlauteren Anbieter finden Anleger auf der Internetseite der Bafin.

In Vorbereitung des Börsengangs hat die Porsche AG ihr Grundkapital in 50 Prozent Vorzugsaktien und 50 Prozent Stammaktien unterteilt. In Anspielung auf seinen Sportwagen-Klassiker wurde dieses Kapital in exakt 911 Millionen Wertpapiere aufgeteilt. Bis zu 113.875.000 Vorzugsaktien können frei am Markt gehandelt werden. Ihre Preisspanne liegt zwischen 76,50 und 82,50 Euro. Damit könnte der VW-Konzern mit dem Porsche-Börsengang zwischen gut 8,7 und knapp 9,4 Milliarden Euro brutto erlösen. Legt man die obere Grenze der Preisspanne zugrunde, wäre Porsche damit gut 75 Milliarden Euro wert.

Auch Porsche kauft Porsche-Aktien

In den öffentlichen Handel kommen 25 Prozent der stimmrechtslosen Vorzugsaktien (also 12,5 Prozent der kompletten Anteile). Neben Privatanlegern werden sich institutionelle Investoren – auch aus anderen Ländern – einen beträchtlichen Teil des Kuchens sichern: Die Qatar Investment Authority (QIA), der bereits an VW beteiligte staatliche Investment-Fonds des arabischen Landes, hat bereits angekündigt, im Zuge des Börsengangs 4,99 Prozent des Vorzugsaktienkapitals übernehmen zu wollen.

Der Plan sieht zudem vor, dass die Porsche Automobil Holding SE 25 Prozent plus eine der Stammaktien der Porsche AG von der Volkswagen AG erwirbt, was dem Mutterkonzern weitere rund zehn Milliarden Euro einbringen würde. Bei der Porsche SE handelt es sich um jene übergeordnete Beteiligungsgesellschaft, über die die Familien Porsche und Piëch den VW-Konzern kontrollieren (nähere Informationen dazu weiter unten in diesem Artikel).

Mehr Kontrolle für die Familien Porsche und Piëch

Die Idee hinter diesem Schachzug ist nicht schwer zu durchschauen: Die Familien Porsche und Piëch wollen sich die Kontrolle über den schwäbischen Nobelhersteller zurückholen. Diese ist ihnen vor gut zehn Jahren abhandengekommen: Als der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking trotz hoher Schulden 2009 den Volkswagen-Konzern übernehmen wollte und mit dem Scheitern dieses Vorhabens ungewollt das Gegenteil herbeiführte. Porsche gehört seit 2012 komplett VW; die Wolfsburger halten seitdem alle Stamm- und Vorzugsaktien des Stuttgarter Herstellers. Zudem gibt es einen Beherrschungsvertrag sowie einen Gewinn- und Verlustabführungsvertrag. Beides soll bis Jahresende abgeschafft werden – laut Porsche, um dem Hersteller eine "größere unternehmerische Unabhängigkeit bei der Umsetzung ihrer Strategie" zu verschaffen.

Mit den 25 Prozent plus einer Aktie halten die Familien künftig die Sperrminorität und können direkt Entscheidungen der Führung der Porsche AG blockieren, sollten sie mit ihnen nicht einverstanden sein. Bisher war das nur indirekt über die Porsche SE und deren Einfluss im VW-Konzern möglich. Außerdem verdienen die Familien mit dem Börsengang auf einen Schlag viel Geld, weil ein satter Anteil des Bruttogesamterlöses des Börsengangs (49 Prozent) als Sonderdividende an VW-Aktionäre fließen soll. Deren größter Anteilseigner ist die Porsche SE – und damit die Familien Porsche und Piëch. Ob es dazu kommt, wird im Dezember auf einer außerordentlichen Hauptversammlung des VW-Konzerns entschieden.

Porsche macht sich schick für die Börse

Im Vorfeld des Börsengangs ist Porsche sichtlich bestrebt, seine wirtschaftlichen Kennzahlen zu optimieren. Für das Gesamtjahr 2022 strebt das Unternehmen einen Konzernumsatz zwischen 38 und 39 Milliarden Euro und eine operative Umsatzrendite von 17 bis 18 Prozent an. Langfristig soll die operative Umsatzrendite gar oberhalb der 20-Prozent-Marke liegen. Die Porsche AG peilt darüber hinaus eine jährliche Wachstumsrate für den Umsatz von sieben bis acht Prozent an.

Für das Geschäftsjahr 2021 wurden mehr als 300.000 Fahrzeuge ausgeliefert und ein Konzernumsatz von 33,1 Milliarden Euro erzielt. Beides Rekordwerte für Porsche. Allein die Auslieferung des Taycan betrug 41.296 Einheiten. Das operative Konzernergebnis der Porsche AG stieg im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro (2020: 4,1 Milliarden Euro). Dies entsprach einer Umsatzrendite von 16 Prozent. Die Automobile EBITDA-Marge lag bei 24,5 Prozent, der Automobile Netto-Cashflow verbesserte sich auf fast 3,7 Milliarden Euro (2020: 2,2 Milliarden Euro).

Neue Kundengruppen und -Märkte

Nach Darstellung von Porsche prognostizieren Experten ein robustes Wachstum vor allem bei Elektro-Fahrzeugen und SUV. "Wir sind sehr gut aufgestellt, um von diesen Trends zu profitieren. Porsche ist ein führender Akteur auf dem Markt für sportliche SUV und im Segment der vollelektrischen Luxusautomobile", sagt Finanzvorstand Meschke. "Obwohl wir klar im automobilen Luxussegment positioniert sind, profitieren wir von erheblichen Skaleneffekten", ergänzt Vorstandschef Blume. Auch möchte Porsche künftig neue Zielgruppen erreichen. So will das Unternehmen vor allem Frauen und jüngere Käufer erreichen, aber auch aufstrebende Märkte bedienen.

Dass Porsche mit Porsche künftig an der Börse Geld verdienen möchte, ist klar. Der Volkswagen-Konzern kann ebenfalls frisches Geld gebrauchen, schließlich sind für die Umstellung auf die Entwicklung und Produktion von Elektroautos Milliarden-Investitionen nötig. Hinzu kommen die Herausforderungen der Digitalisierung und des autonomen Fahrens sowie die von der Corona-Pandemie verursachten Probleme. Auch die Folgen des Abgasskandals haben die Wolfsburger bereits Milliarden gekostet.

Porsche AG ist nicht die Porsche SE

Die Porsche AG ist nicht zu verwechseln mit der Volkswagen-Dachgesellschaft Porsche SE (vollständig: Porsche Automobil Holding SE), die bereits seit Jahren börsennotiert ist. Sie ging durch Auslagerung des Produktions-Geschäfts am 13. November 2007 mit dem Ziel aus der Porsche AG hervor, VW zu übernehmen. Dieses Vorhaben scheiterte 2009 aufgrund von Finanzierungs-Schwierigkeiten. Im Gegenzug kaufte am 7. Dezember 2009 Volkswagen von der Porsche SE 49,9 Prozent der Anteile an der Porsche AG für 3,9 Milliarden Euro – am 1. August 2012 schluckte VW dann die Porsche AG gegen eine Zahlung in Höhe von 4,49 Milliarden Euro komplett.

Porsche Taycan Turbo, Exterieur
Rossen Gargolov
Porsche baut sich gerade zum bilanziell CO2-neutralen Hersteller um. Frisches Geld in Form eines Börsengangs kann dieses Vorhaben beschleunigen.

Die Porsche SE hält wiederum 53,3 Prozent der Stammaktien an VW, was einem Anteil am gezeichneten Kapital in Höhe von 31,4 Prozent entspricht – damit ist der Konzern der größte VW-Einzelaktionär. Außerdem fließt der Porsche SE damit jährlich über die Hälfte der Dividende aus der VW-Stammaktie zu. Die Stammaktien gehören aktuell zu 100 Prozent den Familien Piëch und Porsche. Interessenten können an der Börse ausschließlich die stimmrechtlosen Porsche-SE-Vorzugsaktien erwerben, deren Dividende aber ein paar Cent höher ist als die der Stammaktien (für das Geschäftsjahr 2021: 2,204 zu 2,21 Euro). Weitere Fahrzeugmarken der Porsche SE sind Audi, Bentley, Bugatti, Ducati, Lamborghini, MAN, Porsche, Scania, Seat, Skoda und Volkswagen Nutzfahrzeuge.

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Ja - die steigen bestimmt im Wert und mir gehört endlich ein Stück Porsche.
Das entscheide ich erst, wenn es soweit ist - Prognosen für Kursentwicklungen halte ich für Mumpitz.
Börse? Aktien? Igitt!

Fazit

Jahrelang kamen interessierte Investoren nicht an die Aktien der Porsche AG heran. Der hoch angesehene Autobauer hängt tief im Porsche-SE-Firmengeflecht fest, da die Volkswagen AG zu 100 Prozent der Eigentümer ist, was die Familien Piëch und Porsche zu mittelbaren Mehrheitseigentümern der Porsche AG macht. Sie werden ihre Kontrolle über eines der Goldstücke der Porsche SE nun sogar ausbauen und mit dem Börsengang der Porsche AG auch viel Geld verdienen. Der Mutterkonzern Volkswagen hat dafür nun den Weg freigemacht – und wird sich mit dieser Entscheidung auch selbst einen großen Kapitalzuwachs sichern.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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