Ferrari, Lamborghini, McLaren, Bugatti, AMG – die Liste ist lang und sehr schnell. Zu sehen ist sie – unter anderem – auf dem Youtube-Kanal eines niederländischen Händlers für Tuningteile. Fast immer in der Videobeschreibung: das Wort "Autobahn". So auch bei einem der neuesten Videos. Mit einem Spitzentempo von 370 km/h rast der Lamborghini Revuelto (1.015 PS, über 500.000 Euro) an einem voll beladenen Autotransporter vorbei, am helllichten Tag im normalen Verkehr, auf einer zweispurigen Autobahn. Der "Tatort" ist die Autobahn A57 nahe der Deutsch-Niederländischen Grenze im Bereich von Goch.
Fast täglich neue Raser-Videos
Das Video reiht sich damit einigermaßen unrühmlich in eine Reihe ähnlicher Stunts ein, die von den Tuninghändlern nahezu täglich auf Facebook, Instagram und Youtube veröffentlicht werden. Die Poser-Videos haben längst auch die Aufmerksamkeit der örtlichen Polizei erregt. Der WDR zitiert Stefan Sparberg, Sprecher der Polizei Kleve mit dem Wort "Unverantwortlich". Man bekäme dort auch regelmäßig solche Videos zugespielt, es gebe aber "keine Ermittlungsansätze". Schließlich gilt auf dem Abschnitt der A57 kein Tempolimit und "freie Fahrt", auch für Nachbarn aus den Niederlanden.
Dass die Raserei der niederländischen "Influencer" auf der Autobahn letztlich offenbar legal ist, solange nichts passiert und alleine gefahren wird, ist die eine Geschichte. Allerdings gäbe es ausweislich der veröffentlichten Videos durchaus "Ermittlungsansätze". Etwa bei gepflegten Drifts quer über die Abbiegespur der Gegenfahrbahn an der Autobahn-Ausfahrt, bei 140 km/h auf der Landstraße oder wie bei einem vor Kurzem veröffentlichten Video. Dort zu sehen: Eine Verfolgungsjagd auf der A57 mit einem Porsche GT2 RS, gefilmte Maximalgeschwindigkeit 349 km/h. In Deutschland sind illegale Autorennen und besonders rücksichtslose Raserei strafbar, Tempolimit hin oder her. Wer etwa ein nicht genehmigtes Rennen veranstaltet, daran teilnimmt oder sich wie bei einem Rennen verhält, kann mit Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren bestraft werden.
Die Autobahn als Click-Garantie
Warum die Sportwagen-Freunde den Weg über die deutsche Grenze nehmen, um auf ihren Social-Media-Kanälen Clicks zu sammeln, ist nicht schwer zu erraten. In den Niederlanden gilt tagsüber ein Tempolimit von 100 km/h auf einem Großteil der Autobahnstrecken. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von mehr als 40 km/h kann die Polizei den Führerschein an Ort und Stelle einziehen. Bei besonders hohen Überschreitungen, etwa deutlich über 50 Kilometer pro Stunde, besteht zudem die Möglichkeit, dass das Fahrzeug beschlagnahmt wird. Da es sich ab dieser Schwelle nicht mehr um eine einfache Ordnungswidrigkeit, sondern um eine Straftat handelt, können im Rahmen des Strafverfahrens hohe Geldbußen verhängt werden, die sich je nach Höhe der Übertretung schnell auf mehrere tausend Euro summieren. In Extremfällen droht sogar eine Haftstrafe.