Kennen Sie das auch? Manchmal liest man Berichte über Straftaten und fragt sich währenddessen: "Haben die wirklich geglaubt, dass sie damit durchkommen?" Denn oft wirken die Verbrechen schlecht geplant, überhaupt nicht durchdacht und/oder dilettantisch durchgeführt. Manchmal kommt einem fast gleichzeitig der Gedanke: "Wie konnten die Opfer so blöd sein und sich damit ködern lassen?" In beide Kategorien gehört dieser Fall, der kürzlich von der Polizei in Las Vegas aufgedeckt wurde und sich um hochexklusive Supersportwagen von Bugatti, Pagani und Co. dreht.
Eigene Garage statt Singapur
Dabei handelt es sich um eine Finanzbetrugsmasche, die sich ein in Las Vegas lebendes Ehepaar ausgedacht hat. Ein heute 45-jähriger Mann und seine 34-jährige Frau brachten Anleger dazu, ihr Geld in sündhaft teure Autos zu investieren. Sie tischten den Investoren die Geschichte auf, die Autos an Kunden in Singapur weiterverkaufen zu wollen, und versprachen ihnen einen satten Gewinn. Das Problem: Die Abnehmer im asiatischen Insel- und Stadtstaat gab es den Ermittlern zufolge überhaupt nicht. Die Autos verblieben stattdessen in den USA und landeten in der Garage des Paares, das laut Mitteilung der Polizei zudem das Geld zur persönlichen Bereicherung veruntreute.
Warum ausgerechnet Singapur? Um die Anzahl der Fahrzeuge zu regulieren und damit einen Verkehrskollaps zu verhindern, führten die Behörden in den Neunzigerjahren ein Berechtigungssystem für den Besitz eines Autos ein. Dieses sogenannte Certificate of Entitlement (COE) kostet für Autos mit einem Motor größer als 1,6 Liter Hubraum und stärker als 132 PS derzeit 113.000 US-Dollar (aktuell umgerechnet gut 98.800 Euro). Hinzu kommen horrende Steuern. Somit können und wollen sich nur Singapurs besonders wohlhabende Einwohner überhaupt den Betrieb eines Autos leisten. Diese wiederum sind oft bereit, extrem hohe Aufschläge zu zahlen, um mit hochexklusiven Autos durch die Metropole zu cruisen.
Angebliche Milliardenpreise für Supercars
Das mag dazu geführt haben, dass die ihnen aufgetischte Geschichte den Betrugsopfern plausibel erschien. Und das, obwohl das Verbrecherduo seine Opfer mit teils absurd anmutenden Renditechancen zum Investment verführt haben soll. Die beiden behaupteten angeblich, einzelne Autos für Milliardenpreise nach Singapur weiterverkaufen zu können. Ein Beispiel führt die Nachrichten-Website "8NewsNow.com" aus Las Vegas an: Für ein Rolls-Royce Spectre, in Deutschland "nur" knapp 400.000 Euro teuer, soll ein imaginärer Käufer aus Singapur angeblich bereit gewesen sein, 7,5 Millionen Dollar (fast 6,6 Millionen Euro) zu bezahlen.
Dabei ging es nicht etwa um "ordinäre" Luxusautos à la Rolls-Royce Spectre, sondern eher um die Crème de la Crème der limitierten Supercars: Der insgesamt 500 mal gebaute Bugatti Chiron ist in diesem exklusiven Kreis noch das "Massenprodukt". Deutlich exklusiver (40 Exemplare) ist der ebenfalls vom Las Vegas Metropolitan Police Department (LVMPD) sichergestellte Bugatti Divo. Der Apollo Intensa Emozione soll weltweit sogar nur zehnmal existieren. Obendrein ging es um eines der extrem streng limitierten Sondermodelle von Pagani.
Betrug in Höhe von 57 Mio. Dollar
Allein die vier genannten Autos sind einen Betrag wert, der sich im zweistelligen Millionenbereich bewegt – und nicht unbedingt am unteren Ende. Kein Wunder, dass das LVMPD die Betrugssumme auf über 57 Millionen Dollar (knapp 49,9 Millionen Euro) beziffert. Zumal das Paar seine Opfer ebenfalls mit dem Kauf von exotischen Booten betrogen haben soll.
Die beiden Verdächtigen wurden inzwischen verhaftet und sind wegen insgesamt 78 Delikten angeklagt, darunter mehrere Fälle von Erpressung, Fälschung, Diebstahl und Geldwäsche. Das LVMPD geht davon aus, dass noch weitere hinzukommen, und sucht aktuell nach anderen Personen, die Opfer der Supercar-Betrugsmasche wurden.