Von August 2025 gelten neue Regeln, die nicht nur für polnische, sondern auch für ausländische Autofahrer verbindlich sind. Im Mittelpunkt stehen härtere Sanktionen gegen Raser, illegale Autorennen und das Ignorieren von Fahrverboten.
Bereits seit Jahren gibt es in Polen eine intensive Debatte über Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr, ausgelöst durch Unfälle mit extremen Geschwindigkeiten, Fahrerflucht und vielfache Missachtungen von Fahrverboten. Mit den nun eingeführten Neuregelungen will die Regierung nach eigenen Angaben konsequent gegen Wiederholungstäter und gefährliche Fahrmanöver vorgehen.
Neue Straftatbestände und Bußgelder
Mit der Gesetzesreform wurden mehrere gravierende Änderungen eingeführt. Besonders auffällig sind zwei neue Straftatbestände: "illegales Autorennen" und "grober Verkehrsverstoß". Letzterer greift bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von mehr als fünfzig Prozent auf Schnellstraßen oder Autobahnen – beziehungsweise über hundert Prozent auf allen anderen Straßen –, wenn gleichzeitig eine konkrete Gefährdung Dritter vorliegt. Die Folge kann eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren sein, bei Todesopfern sogar bis zu zehn Jahren. Auch eine Einziehung des Fahrzeugs ist nun möglich.
Zudem wurde der automatische dreimonatige Führerscheinentzug bei Tempoüberschreitungen von mehr als 50 km/h, der bisher nur innerorts galt, auf außerörtliche Straßen ausgeweitet. Wer trotz eines verhängten Fahrverbots fährt, riskiert künftig sogar ein lebenslanges Fahrverbot auf polnischem Staatsgebiet.
Ausländische Fahrer ebenfalls betroffen
Die neuen Regeln gelten ausdrücklich auch für ausländische Autofahrer. Wer als Tourist oder Berufskraftfahrer in Polen unterwegs ist, muss sich an dieselben Vorschriften halten wie Einheimische. Wird ein Fahrverbot verhängt, ist es zwar nur innerhalb Polens gültig, dennoch darf der Fahrer dort bis zum Ablauf der Sperre kein Fahrzeug mehr führen. Verstöße gegen dieses Verbot können weitere Sanktionen nach sich ziehen.
Bei groben Verstößen sind die polnischen Behörden berechtigt, den Führerschein unmittelbar vor Ort einzuziehen – auch wenn es sich um ein ausländisches Dokument handelt. Das Papier wird dann an die zuständige Botschaft übergeben. Unbezahlte Bußgelder ab rund 70 Euro können im Heimatland des Fahrers vollstreckt werden.
Deutlich höhere Bußgelder seit Sommer 2025
Mit dem Inkrafttreten der neuen Regelungen wurde auch der polnische Bußgeldkatalog spürbar verschärft. Bereits für kleinere Verstöße drohen empfindliche Strafen:
- Tempoüberschreitung um mehr als 30 km/h: mindestens 800 Złoty (rund 180 Euro)
- Überschreitungen über 50 km/h: bis zu 5.000 Złoty (rund 1.170 Euro) und Fahrverbot
- Gerichtlich verhängte Geldstrafen können bei schweren Fällen bis zu 30.000 Złoty (rund 7.000 Euro) betragen
- Bei Wiederholungstätern kann das Punktekonto nicht mehr wie bisher durch Kurse reduziert werden– Punkte bleiben nun mindestens zwei Jahre bestehen
Im Vergleich zu früheren Jahren sind die Sätze deutlich erhöht worden. 2023 lag die Strafe für mehr als 50 km/h zu schnell noch bei rund 1.000 bis 1.600 Złoty. Auch geringere Verstöße wurden damals teils mit nur 200 bis 300 Złoty geahndet.
Gesetzliche Grundlage und Umsetzung
Die Gesetzesnovelle wurde vom polnischen Infrastrukturministerium (Ministerstwo Infrastruktury) vorbereitet und im Sommer 2025 vom Parlament verabschiedet. Die wichtigsten Regelungen treten im August 2025 in Kraft. Kontrolliert werden die Vorgaben von der Straßenverkehrsinspektion (Inspekcja Transportu Drogowego, ITD) und der Polizei. Neben verstärkten Kontrollen sind auch technische Maßnahmen wie Dashcam-Auswertungen und mobile Geschwindigkeitsmessungen vorgesehen.