"Läuft für VW!" Diesen Eindruck gewinnt, wer einen flüchtigen Blick auf die Neuzulassungs-Statistik des Monats August wirft. Ganz falsch liegt man damit nicht, schließlich thront der Golf weiterhin stoisch ganz oben, tummeln sich vier Wolfsburger in den Top Five beziehungsweise fünf VW-Modelle unter den ersten Zehn. Viele weitere VW-Baureihen sowie Konzern-Modelle klopfen zudem an, um Einlass in den erlauchten Kreis der Spitzenpositionen zu erhalten. Und dass der ID.3 nicht nur einen sensationellen Platz fünf holt, sondern auch das prestigeträchtige Zulassungs-Duell gegen das Tesla Model 3 gewinnt, wollen wir nicht unterschlagen.
Doch nicht einmal im VW-Konzern läuft im Zuge der diesmal sehr stark ausgeprägten Sommerdelle alles rund. Als Beispiel taugt sogar der Spitzenreiter: 7.554 Neuzulassungen sind für den Golf ein ziemlich mieser Wert, der sich fast schon auf Lockdown-Niveau bewegt. Platz zwölf für den Polo ist ebenfalls nicht gerade eine Glanzleistung. Zudem geht der Abstieg des Passat weiter. Normalerweise ein klarer Top-Fünf-Kandidat, hat das Urmeter der Mittelklasse über Platz zehn im Vormonat nun im August die 18. Position erreicht (siehe Tabelle).
Schwacher Monat für die Mittelklasse
Überhaupt: Erleben wir gerade den endgültigen Niedergang dieses vor nicht allzu langer Zeit in Deutschland so beliebten Segments? Denn auch andere Vertreter dieser Fahrzeuggattung erleben heftige Abstürze. Zum Beispiel die Audi-Baureihen A6 (von Platz 14 auf 29) und A4 (von 27 auf 44). Richtig heftig rutscht die Mercedes C-Klasse ab. Unter normalen Umständen locker in den Top Ten zu finden, landet der Schwabe über die Zwischenstation Platz 17 (Juli) nun noch gerade so als 50. in diesem Ranking. Wobei man fairerweise festhalten muss, dass sich die Baureihe gerade mitten im Modellwechsel befindet. Dennoch muss die Mittelklasse zeigen, dass sie noch die bekannte Stärke besitzt, sobald das Dienstwagen-Geschäft und infolgedessen auch der Gesamtmarkt wieder anspringen.
Platz | Modell | Neuzulassungen |
1 | VW GOLF | 7.554 |
2 | VW T-ROC | 4.169 |
3 | BMW 3ER | 3.791 |
4 | VW UP | 3.767 |
5 | VW ID.3 | 3.750 |
6 | FIAT 500 | 3.293 |
7 | TESLA MODEL 3 | 2.946 |
8 | VW TIGUAN | 2.925 |
9 | MERCEDES GLK, GLC | 2.913 |
10 | SEAT LEON | 2.906 |
11 | HYUNDAI KONA | 2.743 |
12 | VW POLO | 2.539 |
13 | AUDI Q3 | 2.417 |
14 | VW T-CROSS | 2.384 |
15 | MINI MINI | 2.375 |
16 | MITSUBISHI MIRAGE, SPACE STAR | 2.270 |
17 | SKODA OCTAVIA | 2.255 |
18 | VW PASSAT | 2.238 |
19 | KIA CEED | 2.210 |
20 | FORD KUGA | 2.122 |
21 | TOYOTA YARIS | 2.105 |
22 | SEAT FORMENTOR | 2.063 |
23 | BMW X3 | 2.061 |
24 | OPEL CORSA | 2.030 |
25 | OPEL MOKKA | 1.992 |
26 | OPEL ASTRA | 1.987 |
27 | AUDI Q5 | 1.975 |
28 | AUDI A3, S3, RS3 | 1.851 |
29 | AUDI A6, S6, RS6 | 1.820 |
30 | FORD PUMA | 1.813 |
31 | VW TRANSPORTER | 1.790 |
32 | TOYOTA COROLLA | 1.777 |
33 | BMW 1ER | 1.742 |
34 | RENAULT ZOE | 1.578 |
35 | HYUNDAI I 10 | 1.569 |
36 | BMW 5ER | 1.552 |
37 | MERCEDES A-KLASSE | 1.539 |
38 | BMW X1 | 1.517 |
39 | RENAULT CAPTUR | 1.423 |
40 | HYUNDAI TUCSON | 1.417 |
41 | DACIA SANDERO | 1.412 |
42 | HYUNDAI I 30 | 1.365 |
43 | OPEL INSIGNIA | 1.356 |
44 | AUDI A4, S4, RS4 | 1.343 |
45 | SKODA FABIA | 1.334 |
46 | SKODA ENYAQ | 1.326 |
47 | VW ID.4 | 1.278 |
48 | DACIA DUSTER | 1.239 |
49 | VW CADDY | 1.221 |
50 | MERCEDES C-KLASSE | 1.197 |
Für einige bunte Lichter im großen Schatten sorgen – neben dem drittplatzierten BMW 3er, der damit so gut unterwegs ist wie schon lange nicht mehr – die Importeure. Allen voran Tesla: Die Kalifornier, mit dem Model 3 im Juli gar nicht in den Top 50 vertreten, können ihr Mittelklasse-Modell im August auf Position sieben platzieren. Ungewohnt stark schneiden zudem der Hyundai Kona (Platz elf), der Mitsubishi Space Star (Rang 16), der Toyota Yaris (21) oder der Cupra Formentor (22 ab).
Enges Rennen in den Top 50
Weitere spannende Auffälligkeiten: Der Ford Kuga ist auf Position 20 festgetackert – da lag er nämlich auch schon im Juli. Mit den Opel-Baureihen Corsa, Mokka und Astra sowie den Audi-Modellen Q5, A3 und A6 liegen zwei Marken-Trios direkt hintereinander auf den Plätzen 24 bis 29. Und mit fünf Vertretern liegen so viele reine Elektro-Baureihen wie noch nie in den Top 50. Wobei an deren Ende der aufmüpfige Skoda Enyaq seinen Technik-Zwilling VW ID.4 um eine Position und schmale 48 Neuzulassungen schlagen kann. Allerdings die Abstände innerhalb der Hitparade fallen generell sehr schmal aus im August – was nicht ungewöhnlich ist, wenn der Gesamtmarkt schwächelt.
Fazit
Die gewohnte VW-Dominanz auf dem deutschen Automarkt lässt sich auch im August nicht wegdiskutieren. Aber selbst die Wolfsburger müssen ein paar Rückschläge verkraften, während einige Import-Modelle – wenn wohl auch nur kurz – auftrumpfen können. Dennoch wird es spannend, ob sich die beiden großen Trends der letzten Monate verfestigen: Der Aufschwung der Elektroautos einerseits und der Niedergang der Mittelklasse andererseits.