Neuer Albaufstieg auf der A8: Der Baustart ist in Gefahr

Neuer Albaufstieg auf der A8
Der Baustart ist in Gefahr

Veröffentlicht am 30.07.2025

Zwar wurde der Planfeststellungsbeschluss im Dezember 2024 erlassen und blieb bis zum Ablauf der Klagefrist im März 2025 unangetastet, doch der tatsächliche Projektstart verzögert sich – ausgerechnet wegen fehlender Finanzmittel. Seit Juli hat die Autobahn GmbH einen Ausschreibungsstopp verhängt. Grund dafür ist der noch immer nicht beschlossene Bundeshaushalt 2025.

Damit steht eines der wichtigsten Autobahnprojekte Süddeutschlands vorerst still. Die Autobahn GmbH darf aktuell keine neuen Aufträge vergeben – weder für Planungen noch für vorbereitende Baumaßnahmen. Nur begonnene Ausschreibungen und bereits beauftragte Planungsleistungen dürfen weitergeführt werden. Dazu zählt die Ausführungsplanung für Tunnel- und Brückenbauwerke. Ingenieurbüros arbeiten in diesem Bereich bereits. Auch archäologische Voruntersuchungen und Bohrungen zur Erkundung des Baugrunds wurden noch rechtzeitig ausgeschrieben. Ob diese Maßnahmen aber fortgeführt werden dürfen, muss nun im Einzelfall geprüft werden.

"Wir stehen alle bereit", sagt Christine Baur-Fewson, Leiterin der Autobahn GmbH Südwest, gegenüber der "Augsburger Allgemeinen" "Wir machen, was wir tun können. Und wir hoffen, dass sich die Situation bald klärt." Für den geplanten Baustart im Herbst 2027 bleibt sie vorsichtig optimistisch, betont aber, dieser sei "vorbehaltlich der Finanzierung".

Aktuell können folgende Aufgaben nicht umgesetzt werden:

  • Ausführungsplanung für den Straßenbau auf der freien Trasse (Albhochfläche):
    Dieser Bereich umfasst alle Streckenabschnitte, die nicht in Tunnel oder auf Brücken verlaufen. Hier fehlt derzeit jegliche Grundlage für Ausschreibungen oder Beauftragungen. Eine vollständige Detailplanung ist somit nicht möglich.
  • Vergabe neuer Aufträge für Bodengutachten und Bohrungen:
    Obwohl erste Vorarbeiten geplant sind, muss die Autobahn GmbH nun im Einzelfall prüfen, ob laufende Ausschreibungen fortgesetzt werden dürfen. Neue Bohrkampagnen könnten ins Stocken geraten.
  • Start der baulichen Vorbereitungsarbeiten vor Ort:
    Ohne vollständige Planung und ausgeschriebene Bauleistungen lassen sich keine Zufahrtsstraßen, Baulager oder Verkehrslenkungen einrichten.
  • Keine Beauftragungen für Baugrundsicherung oder Bauzeitlogistik:
    Auch vorbereitende Maßnahmen zur Sicherung des Baugrunds oder für logistische Abläufe können derzeit nicht beauftragt werden.
  • Stillstand bei der Ausführungsplanung für technische Gewerke:
    Dazu zählen etwa Entwässerung, Leitungsführung, temporäre Baustraßen oder Schutzmaßnahmen für Natur und Trinkwasser – alles bleibt auf dem Papier.

Währenddessen läuft im Hintergrund der Erwerb von rund 600 betroffenen Grundstücken weiter – teils dauerhaft, teils zur temporären Nutzung während der Bauzeit. Auch erste Maßnahmen zum ökologischen Ausgleich, etwa das Pflanzen von Streuobstbäumen entlang der später rückgebauten Albabstiegstrasse, wurden angestoßen.

Politik fordert schnelles Handeln

In der Politik wächst nach dem Bericht der "Augsburger Allgemeinen" die Sorge. Andreas Schwarz, Fraktionschef der Grünen im baden-württembergischen Landtag, erklärt: "Es gibt nun den Planfeststellungsbeschluss. Und meine Erwartung an den Bund und an die Autobahn GmbH ist, dass der Albaufstieg jetzt sehr schnell sechsspurig ausgebaut wird. Der Bund muss das Geld dafür bereitstellen und die Baufreigabe erteilen."

Auch das Bundesverkehrsministerium räumt auf Nachfrage ein, dass es dem Projekt eine "sehr hohe Bedeutung" beimesse. Gleichzeitig sei jedoch eine "durchgängige Finanzierungsperspektive" über die gesamte Bauzeit hinweg notwendig. Dafür müsse der Bundestag nicht nur das Haushaltsgesetz 2025 beschließen, sondern auch eine entsprechende Finanzplanung aufstellen.

Der neue Albaufstieg

Der neue Albaufstieg gilt als zentraler Baustein im sechsstreifigen Ausbau der A8 zwischen Karlsruhe und München. Der Abschnitt ist nicht nur das letzte Nadelöhr auf dieser Ost-West-Achse, sondern auch ein Unfallschwerpunkt. Die heutige Strecke ist steil, eng und verfügt weder über Standstreifen noch moderne Sicherheitsreserven.

Der Neubau soll diese Schwachstellen beheben. Geplant ist eine 7,6 Kilometer lange Trasse mit zwei Brücken und zwei Tunneln. Die neue Route wird rund 3,8 Kilometer kürzer sein als die alte, die maximale Steigung wird von bisher 6,3 auf 3,5 Prozent reduziert. Neben mehr Verkehrssicherheit verspricht man sich auch eine spürbare Entlastung für Anwohner und die umliegenden Ortsdurchfahrten. Aktuell belaufen sich die Projektkosten auf rund 900 Millionen Euro. Die tatsächliche Summe dürfte am Ende höher ausfallen.

Die Bauzeit ist mit sieben Jahren angesetzt. Beginnen soll sie – sofern die Finanzierung rechtzeitig gesichert wird – im Herbst 2027. Dann könnten ab 2034 Fahrzeuge über den neuen Albaufstieg rollen. Doch bis dahin bleibt die entscheidende Voraussetzung: Berlin muss liefern.