Nächster Abgas-Hammer aus den USA: Notlaufprogramm bei AdBlue-Mangel wird verboten

Nächster Abgas-Hammer aus den USA
Notlaufprogramm bei AdBlue-Mangel wird verboten

ArtikeldatumVeröffentlicht am 13.08.2025
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Wer in Europa mit einem modernen Dieselauto unterwegs ist, das mit AdBlue-Einspritzung das Abgas reinigt, muss sich akribisch an die Tankvorgaben halten. Ist der AdBlue-Tank leer und damit die Abgasreinigung für Stickoxide abgeschaltet, geht nichts mehr. Das Auto geht in ein Notlaufprogramm mit stark gedrosselter Motorleistung, nach dem Abstellen des Motors ist kein Neustart mehr möglich, bis der AdBlue-Tank wieder gefüllt ist. Dieses Verhalten ist in Europa gesetzlich vorgeschrieben.

Keine Zwangsabschaltung mehr

In den USA, wo unter anderem die großen Fullsize-Pick-up oft von Dieselmotoren angetrieben werden, gilt prinzipiell das Gleiche, die Abgasnachbehandlung der modernen US-Diesel läuft technisch identisch. Das gilt auch für moderne Lkw- und Baumaschinen-Motoren. Die bei uns als AdBlue bekannte Harnstoff-Lösung wird in den USA als DEF (Diesel Exhaust Fuel) bezeichnet. Der Zwangsabschaltung bei leerem DEF-Tank hat jetzt der Leiter der US-Umweltschutzbehörde, Lee Zeldin, den Kampf angesagt.

Bei einem Auftritt auf der Iowa State Fair forderte Zeldin Lkw- und Motorenhersteller auf, die bisherige Praxis abrupten Leistungsverlusts oder kompletter Abschaltungen bei leerem DEF-Tank zu beenden. Solche softwaregesteuerten Einschränkungen bezeichnete er als "inakzeptabel" und "unnötig". Ziel sei es, die Zuverlässigkeit von Fahrzeugen und Arbeitsmaschinen zu erhöhen und insbesondere Landwirte, Spediteure sowie Bauunternehmen vor kostspieligen Ausfällen zu schützen.

Obwohl AdBlue/DEF zur Einhaltung strenger Abgasgrenzwerte beiträgt, sorgt es in der Praxis bei US-Nutzern immer wieder für Kritik. Wie das Portal thedrive.com berichtet, bemängeln viele Nutzer die Zuverlässigkeit des Systems und versuchen, es zu umgehen – mit teils illegalen Modifikationen, die bereits zu hohen Strafen geführt haben sollen. Bisher hatten Hersteller die Funktion des Motors so programmiert, dass dieser bei leerem DEF-Tank in den sogenannten "Limp Mode" wechselt, also die Leistung drastisch reduziert. Zwar war diese Vorgehensweise nie explizit von der EPA vorgeschrieben, doch galt sie als Mittel, den Betrieb ohne Abgasflüssigkeit zu verhindern.

Bestandsfahrzeuge müssen umgerüstet werden

Ab Modelljahr 2027 dürfen neu zugelassene Straßen-Lkw nicht mehr so konstruiert sein, dass sie nach DEF-Mangel plötzlich und stark an Leistung verlieren. Parallel gibt die EPA neue, gemeinsam mit der Industrie erarbeitete Richtlinien heraus, um auch bestehende Fahrzeuge per Software-Update entsprechend anzupassen.

Völlig verschwinden werden Leistungseinschränkungen allerdings nicht. Bei schweren Sattelzugmaschinen soll künftig nach Unterschreiten eines niedrigen DEF-Stands zunächst eine volle Tagesfahrt möglich bleiben, bevor die Leistung um 15 Prozent reduziert wird. Die maximale Geschwindigkeit bleibt vorerst unbegrenzt und wird erst nach etwa vier Arbeitswochen auf 40 km/h (25 mph) begrenzt. Bei schweren Pick-ups greift eine Drosselung auf 72 km/h (45 mph) erst nach 4.200 Meilen oder 80 Betriebsstunden mit niedrigem DEF-Stand.

Damit nimmt sich der von Präsident Donald Trump eingesetzte Leiter der US-Umweltbehörde das nächste Thema in Sachen Auto und Umweltschutz vor. Zuvor hatte er bereits das Ende der Start-Stopp-Systeme gefordert und im Juli 2025 das Ende der CO2-Grenzwerte und damit auch des Verbrenner-Aus in den USA angekündigt.