Polestar könnte sich bis zum Jahresende vollständig aus dem chinesischen Markt zurückziehen. Berichte chinesischer Medien deuten darauf hin, dass innerhalb weniger Monate nahezu sämtliche Vertriebs- und Produktionsaktivitäten in China eingestellt wurden. Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung angesichts der Tatsache, dass sich Polestar größtenteils im Besitz des chinesischen Geely-Konzerns befindet. Der sollte eigentlich ein Interesse daran haben, dass es auf dem Markt in China rund läuft für die Marke. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
69 verkaufte Autos in sechs Monaten
Im ersten Halbjahr 2025 lieferte Polestar laut chinesischen Medien gerade einmal 69 Fahrzeuge in China aus, wobei in den Monaten April und Mai kein einziges Fahrzeug verkauft wurde. Gleichzeitig stieg der Polestar-Absatz weltweit im ersten Halbjahr auf 30.300 Einheiten – eine Steigerung von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch in Deutschland gibt es Grund zum Optimismus, hier lag Polestar zuletzt im Juli 2025 bei einem Zuwachs von fast 60 Prozent.
Die deutliche Diskrepanz lässt erkennen, dass China für Polestar inzwischen praktisch bedeutungslos geworden ist, während andere Märkte – insbesondere Europa und Nordamerika – das Wachstum tragen. Der Vertrieb in China besteht mittlerweile nur noch aus einer einzigen Polestar-Verkaufsniederlassung in Shanghai. Der Onlinevertrieb wurde abgeschaltet, Probefahrten sind nur noch nach telefonischer Vereinbarung möglich – alles klare Indizien für eine faktische Aufgabe des Marktes.
Finanziell läuft es unrund
Parallel dazu befindet sich Polestar nach wie vor in einer finanziellen Schieflage. Seit 2020 hat Polestar Verluste von über 5,1 Milliarden Dollar angesammelt, davon allein 2 Milliarden im Jahr 2024. Der Polestar-Börsenkurs ist seit 2021 um 89 Prozent gesunken. Ein kurzfristiger Rettungsanker kam im Juni: PSD Investment Limited steuerte eine Kapitalverlängerung von 200 Millionen Dollar bei. Dabei handelt es sich um eine Investmentfirma im Besitz des Geely-Gründers und -Vorsitzenden Li Shufu. Dadurch erhöhte sich Li Shufus Anteil an Polestar auf rund 66 Prozent, während Volvos Beteiligung von 18 auf 16 Prozent sank.
Produktion wird verlagert
Vor dem Hintergrund der internationalen Handelskonflikte und der Strafzölle auf in China produzierte Fahrzeuge hat Polestar inzwischen die Produktionsplanung einiger Modelle geändert. Die Fertigung des Polestar 4 (siehe Bildergalerie) soll ab Mitte 2025 in die südkoreanische Fabrik von Renault Korea Motors (RKM) in Busan verlagert werden. Ab 2026 wird außerdem der Polestar 4 für den US‑Markt dort produziert. An RKM hält Geely einen Anteil von 37 Prozent. Der geplante Polestar 7 dürfte ab 2026 in Europa, womöglich in der Slowakei, gebaut werden.