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Mullen Automotive übernimmt Bollinger und ELMS
Weiter auf E-Auto-Start-up-Einkaufstour

Mullen Automotive übernimmt einen angeschlagenen jungen Fahrzeughersteller nach dem anderen. Nach Bollinger ist nun Electric Last Mile Solutions (ELMS) dran.

09/2019, Bollinger B2
Foto: Bollinger Motors

Das Start-up Mullen Automotive hat zwar noch kein Auto an den Start gebracht, das zum jetzigen Zeitpunkt käuflich zu erwerben ist (der Elektro-SUV Five soll erst 2024 kommen). Doch das börsennotierte Unternehmen scheint über ordentlich Kapital zu verfügen. Zumindest ist Mullen in der Lage, ein angeschlagenes E-Auto-Start-up nach dem anderen zu erwerben. Wenige Wochen, nachdem die Kalifornier die Mehrheit an Bollinger Motors übernommen haben, geht jetzt zusätzlich die Firma Electric Last Mile Solutions (ELMS) in ihren Besitz über.

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ELMS wollte im Markt der elektrisch angetriebenen Kleintransporter mitmischen, ging im Juni 2021 an die Börse – und musste nur ein Jahr später Insolvenz anmelden. Neben dem Inventar und dem geistigen Eigentum des Herstellers gehört die ELMS-Fabrik in Mishawaka, US-Bundesstaat Indiana, zur Insolvenzmasse. Auf die Produktionsstätte war Mullen wohl besonders scharf, weshalb die Kalifornier immerhin 240 Millionen Dollar (aktuell umgerechnet gut 245 Millionen Euro) für ELMS bezahlen. Von der Fortführung des Elektro-Transporter-Projekts von ELMS namens Urban Delivery ist keine Rede mehr.

ELMS-Werk soll Mullen-Five-Fabrik werden

In Mishawaka wurden früher einige General-Motors-Baureihen (zum Beispiel der Hummer H2) sowie die Mercedes R-Klasse montiert. Im neu erworbenen Werk, dessen Jahreskapazität ungefähr 50.000 Autos beträgt, soll künftig der Mullen Five gebaut werden. Damit werden Kapazitäten im Mullen-Stammwerk in Tunica, US-Bundesstaat Mississippi, frei, die für die Produktion von elektrischen Nutzfahrzeugen genutzt werden sollen. Hier kommt der Zukauf von Bollinger Motors ins Spiel. Mullen Automotive hatte Mitte September 2022 für 148,2 Millionen Dollar (etwa 151,5 Millionen Euro) 60 Prozent der Anteile an Bollinger erworben.

Bollinger Motors wurde 2015 gegründet. Gründer Robert Bollinger wollte einer der Ersten sein, die einen rein elektrisch angetriebenen Pick-up anbieten. Einen SUV wollte das Unternehmen aus dem US-Bundestaat Michigan sogleich nachschieben. Doch Bollinger ereilte das Schicksal vieler – wenn nicht der meisten – Auto-Start-ups: Die Entwicklung gestaltete sich viel schwieriger als gedacht, das Aufgleisen einer Serienproduktion war eine noch größere Herausforderung und die Verwerfungen durch die Corona-Pandemie samt zusammengebrochener Lieferketten war zu viel für die junge Firma. Ihr ging das Geld aus und sie musste ihre Pkw-Projekte auf Eis legen.

Erst Elektro-Lkw, dann Elektro-Pkw

Hauptanliegen beider Partner ist es, die Entwicklung der Pkw-Modelle B1 (SUV) und B2 (Pick-up; siehe Fotoshow oben in diesem Artikel) wieder aufzunehmen. Einer offiziellen Mitteilung zufolge existieren für beide Baureihen zusammen etwa 50.000 Vorbestellungen. Zuerst – und zwar 2023 – soll jedoch die Produktion der Nutzfahrzeug-Baureihen gestartet werden. Für diesen Bereich hat Bollinger skalierbare E-Truck-Fahrgestelle entwickelt, auf denen Lastwagen in den US-Gewichtsklassen 3 bis 6 (etwa 4,5 bis 11,8 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) aufbauen. Auch hier soll ein starkes Interesse von Großkunden herrschen. Die Bollinger-Modelle sollen Mullens eigene geplante Elektro-Lieferwagenflotte der Gewichtsklassen 1 und 2 ergänzen.

Mullen erlangt zusätzlich Zugang zur technologischen Expertise von Bollinger Motors. Die Amerikaner haben alles für die Antriebe Nötige selbst entwickelt: Die Batterien ebenso wie alle Motor- und Antriebskomponenten sowie die Software-Einheiten für die Steuerung der Fahrzeuge und des Temperaturhaushalts. Bollinger fasst all das in einem Skateboad-Chassis zusammen, in das alle Antriebsteile bereits integriert sind. Die Firma soll im Gegenzug Zugang zur von Mullen entwickelten Festkörperbatterie-Technologie erhalten.

Mullen zieht Hummer-H1-Vergleich

"Bollinger ist ein echter Innovator und wir glauben, dass sie das Potenzial haben, die Branche auf den Kopf zu stellen, ähnlich wie es der Hummer H1 vor über 30 Jahren getan hat", sagt David Michery, der Chef von Mullen Automotive. "Unser Traum ist es, die besten Lastwagen und SUV der Welt zu bauen", ergänzt Robert Bollinger. "Mullen hat den gleichen Traum. Diese Partnerschaft wird uns der Verwirklichung dieser Visionen näher bringen."

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Fazit

Um seinen Traum weiterzuleben, muss Bollinger seine Unabhängigkeit aufgeben. Mit Mullen Automotive regiert jetzt ein externes Unternehmen in Oak Park, Michigan. Andererseits scheint der Verkauf von 60 Prozent der Anteile die einzige Chance gewesen zu sein, nach der aufwändigen Entwicklung seiner Personenwagen und Nutzfahrzeuge auch deren Serienfertigung stemmen zu können. So konnte Bollinger verhindern, in die Insolvenz zu rutschen. Das ist ELMS nicht gelungen – aber auch dieses gescheiterte E-Auto-Start-up ist nun unter das Mullen-Dach geschlüpft. Allerdings haben die Kalifornier die Firma wohl nur deshalb übernommen, weil sie auf diesem Weg vergleichsweise günstig an eine weitere Autofabrik kommen.

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