Um die Schweißarbeiten am Brückenkörper und später auch an den Querträgern der zweithöchsten Brücke Deutschlands zu ermöglichen, wird vor der Baustellenverkehrsführung in Richtung Koblenz vom 5. bis 11.8. zunächst eine Stauwarnanlage installiert. Dafür kommt es ab 9 Uhr zur Sperrung einer Fahrspur. Vom 19.8. bis 25.8. wird eine neue Verkehrsführung eingerichtet. Auch hier wird wieder eine Spur gesperrt.
Im weiteren Wochenverlauf installieren Arbeiter Fahrgerüste an der Unterseite der Brücke. Der überwiegende Anteil der Instandsetzungsarbeiten findet an der Brückenunterseite bzw. im Hohlkasten des Brückenbauwerkes statt, sodass diese Arbeiten für die Verkehrsteilnehmer nicht sichtbar sind. Tageweise muss während der Schweißarbeiten aus Sicherheitsgründen erneut ein Fahrstreifen gesperrt werden. Ab Frühjahr 2025 sind die Sanierungsarbeiten auf der anderen Seite in Fahrtrichtung Ludwigshafen/Speyer geplant. Nach Abschluss der Arbeiten in Fahrtrichtung Koblenz erfolgt im Frühjahr 2025 der Umbau der Verkehrsführung und der Gerüste auf die Richtungsfahrbahn Ludwigshafen/Speyer. Der Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Fahrbahnplatte ist für Herbst 2025 vorgesehen; die mehrjährige Instandsetzung läuft im Jahr 2025 und in der Folgezeit weiter.
960 Tonnen in 136 Meter Höhe
Im Vorfeld des Sanierungsstarts wurde am Sonntag (26.5.2024) die A61 komplett für den Verkehr gesperrt. Lediglich 24 Vierzigtonner durften bis zur Mitte der sanierungsbedürftigen Brücke fahren und in vier Reihen 136 Meter über der Mosel parken. Der Hintergrund: Mit den Fahrzeugen, die insgesamt 960 Tonnen auf die Waage und auf die Brücke brachten, wollte die Autobahn GmbH testen, wie sich die Stahlkonstruktion durch das Gewicht verändert.
"Aufgrund der großen Spannweiten von bis zu 218 Metern zwischen den Pfeilern und Widerlagern hat insbesondere der Güterverkehr einen großen Einfluss auf die auftretenden Verformungen des Überbaus, die während der Überfahrten entstehen", so der Autobahn-Betreiber. Die Ergebnisse des Tests fließen in die Instandsetzungsarbeiten an der Fahrbahnplatte sowie am Stahlüberbau ein.
Rissbildung am Brückenkörper
Wie die Autobahngesellschaft des Bundes im Februar 2023 mitteilte, wurden im Rahmen einer turnusgemäßen Bauwerksprüfung "Rissbildung an den Schweißnähten im Brückenkörper" festgestellt. Die Ursache lasse sich auf eine Ermüdung von geschweißten Stahlverbindungen zurückführen.
A61 ist Umleitungsroute für gesperrte A45
Als Sofortmaßnahme zur Entlastung der Brücke gilt aktuell auf der rechten Fahrspur ein Tempolimit von 60 km/h in beide Richtungen. Auf dem linken Fahrstreifen dürfen ausschließlich Pkw mit bis zu 80 km/h fahren. Für den Schwerlastverkehr bis 44 Tonnen gilt ein Mindestabstand von 50 Metern, der auch im Fall eines Staus eingehalten werden muss. Großraum- und Schwertransporten wurde bis auf Weiteres die Überfahrt untersagt.
Über die Moseltalbrücke, die 1972 erbaut wurde, rollen aktuell pro Tag rund 37.000 Fahrzeuge, davon ein Drittel als Güterverkehr. Erschwerend hinzu kommt, dass die A61 als großräumige Umleitung dient für die A45, auf der die Rahmedetal-Brücke bei Lüdenscheid für die kommenden Jahre gesperrt ist. Entsprechend ist der Schwerlastverkehr von rund 20 Prozent aus dem Jahr 2019 auf nunmehr 30 Prozent angestiegen. Nach einer internen Untersuchung der Autobahn GmbH aus dem Jahr 2022 sind in Deutschland 28.000 Brücken reparaturbedürftig oder müssen ersetzt werden.
Die Brücke liegt zwischen den Anschlussstellen Koblenz/Dieblich und Koblenz/Metternich und besteht aus sechs Brückenfeldern, die auf zwei Widerlagern und fünf Pfeilern ruht. Der höchste Pfeiler misst 124 Meter. Der einzellige Stahlüberbau, auf dem die Autobahn geführt wird, besteht aus einem Stahlhohlkasten mit weit herausragender Fahrbahn. Die Brücke ist 935 Meter lang und 30,5 Meter breit, mit Spannweiten der einzelnen Brückenfelder bis zu fast 220 Meter. Die maximale Höhe der Fahrbahn über Grund beträgt 136 Meter. Damit ist sie nach der 185 Meter hohen Kochertalbrücke in Baden-Württemberg die zweithöchste Autobahnbrücke in Deutschland.
Fazit
Rund 28.000 Autobahnbrücken in Deutschland sind sanierungsbedürftig oder müssen komplett ersetzt werden. Zuletzt sind an der 1972 gebauten Moseltalbrücke, der zweithöchsten Autobahnbrücke in Deutschland, Riss am Brückenkörper festgestellt worden. Dies geht auf die Belastung durch den erhöhten Schwerlastverkehr zurück. Dazu kommt noch, dass die A61 eine der Ausweichrouten für die gesperrte A45 bei Lüdenscheid ist – dort ist die Rahmendetal-Brücke so marode, dass sie nicht mehr befahrbar ist.
