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Holzschemel statt Fahrersitz
Einzelfälle oder ein gefährlicher Trend?

Die Polizei hat einen Autofahrer gestoppt, der mit einem Holzschemel anstelle eines Fahrersitzes unterwegs war. Weltweit gehen den Beamten immer wieder Autofahrer mit höchst seltsamen und oft unsicheren Sitzen ins Netz.

Holzschemel als Fahrersitz
Foto: Polizei Gütersloh

Der Polizei im nordrhein-westfälischen Gütersloh fiel am Morgen des 18. Mai 2022 ein ungewöhnlich ausgestatteter VW Touran auf: Der 33-jährige Fahrer saß auf einem einfachen Holzschemel. Auf dem Polizeifoto fehlt zudem der Beifahrersitz. Eine plausible Erklärung für die Nutzung des Schemels anstelle eines klassischen Autositzes konnte der Fahrer ebenso wenig liefern wie eine Fahrerlaubnis vorzeigen – die hatte die Behörde nämlich bereits eingezogen.

Unsere Highlights
Holzschemel als Fahrersitz
Polizei Gütersloh

Da der Schemel auf Spanplatten stand, die der Fahrer anscheinend zur Höhenregulierung des Sitzes genutzt hat, gehen die Beamten auch nicht von einem spontanen Einsatz des im Straßenverkehr höchst unsicheren Gestühls aus. Der Touran an sich war immerhin zugelassen. Natürlich durfte der Fahrer aus dem 14 Kilometer nordwestlich von Gütersloh gelegenen Harsewinkel seine Fahrt trotzdem nicht fortsetzen – zum einen, hatte er keine Fahrerlaubnis und zum anderen ist der Einsatz eines Holzschemels anstelle eines Fahrersitzes ein Verstoß gegen § 35a StVZO. Dieser Paragraph regelt den verkehrssicheren Einsatz von Sitzen, Sicherheitsgurten, Rückhaltesystemen und Rückhalteeinrichtungen in Fahrzeugen.

Faltbarer Campingstuhl in Wisconsin

Die Beamten der State Patrol im US-Bundesstaat Wisconsin twitterten Ihre Entdeckung unter dem Hashtag #YouDontSeeThatEveryday (Das siehst Du nicht jeden Tag). Und wenn Polizisten so etwas sagen, dann muss ihre Entdeckung schon recht besonders sein. In diesem Fall war den Beamten ein Ram Pick-up aufgefallen, der keine Sitze zu haben schien. Sie hielten das Fahrzeug an und staunten: Der Fahrer saß auf einem zusammenfaltbaren Campingstuhl.

Ram Pick-up mit Campingstuhl hinterm Steuer
Wisconsin State Patrol
Während der Fahrt gestoppt: Diesen Ram Pick-up mit faltbarem Campingstuhl als Fahrersitz zog die Wisconsin State Patrol aus dem Verkehr.

Verstörender Innenraum

Auf dem von der Wisconsin State Patrol veröffentlichtem Foto ist ein ungepflegter Innenraum zu erkennen – ob der Campingstuhl mit dem Fahrzeugboden verschraubt ist, sieht man nicht. Ein Sicherheitsgurt hängt zwar an der B-Säule, aber ob der Fahrer ihn angelegt hatte, hat die State Patrol nicht bekanntgegeben. Kommentator Joey Van Deurzen fragt zudem, wieso Schnee im Fußraum des Autos liegt – diese Tatsache macht das Bild in der Tat noch sonderbarer.

Ford Edge mit Campingstuhl hinterm Steuer
Halton Regional Police Service Burlington
Sie dachten, sie hätten schon alles gesehen - dann stoppten die Beamten des Halton Regional Police Service der kanadischen Stadt Burlington diesen Ford Edge.

Keine Kopfstützen

Die Trooper der State Police haben den Fahrer wegen Verstoß der im Staat Wisconsin geltenden Transportbestimmungen angezeigt. Unter dem Code Trans 305.27 ist in Absatz 2 vermerkt, dass die Sitze von Fahrzeugen mit geeigneten Kopfstützen ausgerüstet sein müssen – was hier ganz offensichtlich nicht der Fall ist. Kommentator Your boy, B-Roy hatte da nach eigenen Angaben mehr Glück: Als einem Kumpel von ihm die Sitze aus dessen Jeep geklaut wurden, ersetzten sie diese ebenfalls durch Campingstühle. Dann fuhren sie durch Austin im US-Bundesstaat Texas, bis sie die Polizei stoppte. Die fand die Idee mit den neuen Stühlen nicht lustig – ließ die beiden aber ohne Anzeige weiterfahren.

Ford Edge mit Campingstuhl hinterm Steuer
Halton Regional Police Service Burlington
Dem Fahrer des Ford Edge diente ein unbequemer Klappstuhl als Sitz-Ersatz.

Klappsitz in Kanada

Und die Beamten der Wisconsin State Patrol waren nicht die Ersten, die einen ungewöhnlichen Fahrersitz entdecken mussten. Bereits am 30. November 2020 musste der HRPS (Halton Regional Police Service) der kanadischen Stadt Burlington einen Ford Edge anhalten, dessen Fahrer ungemütlich auf einem harten Klappstuhl saß. Die Polizisten kommentierten nur "Just when you think you have seen it all. Yes that’s the drivers ‚seat‘." (Wenn Du denkst, dass Du schon alles gesehen hast: Ja, das ist der Fahrersitz.)

Smart, überladen, A9
Verkehrspolizeiinspektion Hof
Diesen Smart stoppten deutsche Autobahnpolizisten nicht wegen seines Sitzes - das Auto war einfach derart überladen, dass es nicht mehr verkehrssicher war.

Stillgelegt und abgeschleppt

Die Kanadier legten das Fahrzeug umgehend durch Entfernen der Nummernschilder still und ließen es abschleppen. Der Fahrer bekam eine Anzeige wegen Fahren mit einem unsicheren Fahrzeug und der Tatsache, dass er nicht angeschnallt war.

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Klappsitz als Fahrersitz - sollten die Polizisten das durchgehen lassen?
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Ja, wer dann bei einem Unfall Schaden nimmt, ist selber Schuld.Nein, das ist sicherheitstechnischer Wahnisnn und es gibt eben auch Menschen, die man vor ihrer eigenen Sorglosigkeit schützen muss.

Fazit

Die Bilder, die die Polizisten in Gütersloh, Wisconsin und im kanadischen Burlington von Fahrzeug-Innenräumen gemacht haben, in denen Campingstühle als Ersatz-Fahrersitze dienen, wirken unglaublich und irgendwie auch komisch.

Nur komisch ist daran gar nichts: Bei einem Unfall sorgt der Sicherheitsgurt nur in Kombination mit einem vom Hersteller vorgesehenen und korrekt montierten Sitz für Sicherheit. Die hier gezeigten Konstruktionen könnten schon bei dem kleinsten Zwischenfall dramatisch enden. Selbst eine leicht beschädigte Sitzhalterung wäre bereits ein Grund, das Auto stehenzulassen.

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