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Mercedes erhöht Aston-Martin-Beteiligung
Mehr Geld und Technik für die Sportwagenmarke

Der neue Aston-Martin-CEO Tobias Moers kam im August von Mercedes AMG. Jetzt baut Mercedes seine Beteiligung an der britischen Marke aus und versorgt sie mit Antriebstechnik sowie mit Elektronik-Architekturen.

Aston Martin DB5 Goldfinger, Exterieur
Foto: Max Earey

Ende Mai 2020 berief Aston Martin Tobias Moers zum neuen Vorstandschef, im August übernahm der Mercedes-Manager, der seit 2013 Chef von Mercedes AMG war. Er löste Andy Palmer ab, der die britische Marke seit 2014 geleitet hatte.

Verwaltungsratschef Lawrence Stroll sagte seinerzeit dazu, Moers habe eine Erfolgsbilanz vorzuweisen bei der Umsetzung eines Unternehmensumbaus unter hohem Wettbewerbsdruck. So habe er die Effizienz in der Fertigung von AMG und damit auch die Profitabilität gesteigert. Unter Moers Führung entstand der von AMG eigenständig entwickelte Sportwagen GT, 2018 erschien davon die viertürige Variante. AMG erzielte 2019 einen Rekordabsatz von mehr als 132.000 Fahrzeugen.

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Moers‘ Vorgänger Palmer schaffte es anfangs, das Geschäft des kriselnden Sportwagenbauers wiederzubeleben. Seit dem Börsengang 2018 ging es mit Aston Martin jedoch wieder abwärts. Sinkende Verkaufszahlen und hohe Investitionen in den neuen Geländewagen DBX sorgten für einen Verlust vor Steuern von 104 Millionen Pfund (umgerechnet rund 123 Millionen Euro) im Jahr 2019.

20 Prozent von Aston Martin gehen an Daimler

Am 27. Oktober 2020 gab Aston Martin bekannt, dass Mercedes seine bisher fünfprozentige Beteiligung an Aston Martin in mehreren Schritten auf 20 Prozent erhöhen wird. Die Schwaben dürfen dafür einen nicht geschäftsführenden Direktor in den Verwaltungsrat entsenden. Die Erhöhung ihres Anteils bezahlen sie nicht mit Geld, sondern mit Technologie, die sie Aston Martin zur Verfügung stellen.

4/2020, Aston Martin DB11 V8 2020
Bernd Conrad
Fährt mit AMG-Biturbo-V8: Aston Martin DB11

Schon seit 2017 setzt Aston Martin den 4,0-Liter-V8 von AMG ein. Außerdem nutzten die Briten die Elektronikstruktur von Mercedes fürs Infotainment. In Zukunft will Aston Martin noch mehr Antriebstechnologie von Daimler verwenden und zwar nicht nur Verbrennungsmotoren, sondern auch Plug-in-Hybride und Elektroantriebe. Dabei wollen die Briten aber nicht ganze Plattformen aus Deutschland einsetzen, sondern Komponenten wie Motoren oder Batterien quasi zu eigenen Plattformen kombinieren, erklärte Tobias Moers in einer Telefonkonferenz. Am Launch des DBX, des ersten SUVs der Marke habe er wahrgenommen, dass Aston Martin diese Kombinatorik hervorragend beherrsche.

Mehr Eigenständigkeit statt weniger

Was die Verbrennungsmotoren angehe, habe Aston einen hausgemachten V12, den man behalten werde. Das neue Agreement gebe Aston Martin nun die Möglichkeit, den V8-AMG maßgeschneidert auf eigene Bedürfnisse hin zu entwickeln. Auf den V6-Hybrid für den Mittelmotorsportwagen Walhalla angesprochen meinte Moers, man werde daran weiterarbeiten, aber jetzt habe man Alternativen. Bei einem Mittelmotorauto müsse man aber mit einem an Formel-1-Technik orientiertem Hybridkonzept rechnen.

Der neue CEO erklärte, man habe den Produktplan der Marke komplett überarbeitet, was 2023 in ein wahres Produktfeuerwerk münden werde. Mit dem ersten Plug-in-Hybrid (PHEV) können man 2023 rechnen, mit großer Wahrscheinlichkeit in einem SUV, wo man diese Technik am dringendsten brauche. 2024 will die Traditionsschmiede dann 10.000 Auto pro Jahr verkaufen. Dabei erwartet Aston Martin einen PHEV-Anteil von 20 bis 30 Prozent, was im Umkehrschluss einen hohen SUV-Anteil am Gesamtabsatz vermuten lässt. Zum Vergleich: 2019 hatten die Briten nach einem Absatzrückgang von sieben Prozent noch 5.809 Autos verkaufen können.

Wachstum fürs finanzielle Überleben

Mit der Absatzsteigerung will Aston Martin dann Einnahmen von zwei Milliarden Pfund jährlich generieren und ein halbe Milliarde Pfund bereinigtes EBITDA (operativer Gewinn) einfahren. Der war 2019 gegenüber 2018 von 247 auf etwa 135 Millionen Pfund zurückgegangen. Entwicklungsaufwendungen sorgten unterm Strich schon damals für Schulden, die inzwischen etwa 650 Millionen Pfund erreicht haben. Daher erläuterte Aston Martin auch umfangreiche Refinanzierungsmaßnahmen, die ab 2021 bis 2025 jährliche Investitionen von 250 bis 300 Millionen Pfund ermöglichen.

Von Mercedes sollen für alle neuen Modelle bis 2027 zukunftssichere, fortschrittliche Elektronik-Architekturen kommen. Entwicklungskosten, die sich Aston Martin damit sparen kann. Das von Mercedes insgesamt eingebrachte geistige Eigentum an Technologie wurde mit 286 Millionen Pfund bewertet, was offenbar in die Erhöhung der Anteile von 5 auf 20 Prozent umgerechnet wurde. Die langfristig angelegte Partnerschaft soll aber keinesfalls zu einer Übernahme durch Daimler führen, sondern es Aston Martin ermöglichen, ein selbständiger Hersteller mit eigenen Produkten zu bleiben.

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Fazit

Selbständige Sportwagenhersteller gibt es kaum. Ferrari, Lamborghini, Porsche sind längst Teil großer Konzerne. Schon ehe der Technologiewandel enorme Investitionen nötig machte, war die Kombination aus teurer Technik und kleinen Stückzahlen finanziell oft ruinös. Um über homöopatische Absatzvolumina hinauszuwachsen, setzten viel Sportwagenmarken auf gefragte SUVs. So auch Aston Martin. Aber schon das erfordert enorme Investitionen und reicht doch nicht, um die Entwicklung immer komplexerer Elektronik und elektrischer Antriebe zu bezahlen.

Hierfür braucht Aston Martin die Unterstützung von Mercedes. Bislang hat die den Briten noch nicht geschadet.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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