MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"22850438","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}

„Virtueller“ Rückruf Mercedes EQS und S-Klasse
Videos schauen und Websurfen beim Fahren möglich

Mercedes hat in den USA bei 227 EQS- und S-Klasse-Exemplaren im Hintergrund die Software angepasst. Denn Entertainment-Funktionen wie Video und Internet waren, anders als vorgesehen, bis dahin auch während der Fahrt verfügbar.

Mercedes EQS 450+
Foto: Mercedes-Benz

In der Oberklasse-Limousine mit Tempomat dahincruisen und sich nebenher auf dem Infotainment-Screen ein paar Youtube-Filmchen reinziehen: Klingt vielleicht verlockend, ist aber zwecks Abkenkungsgefahr und Unfallrisiko gemeingefährlich – trotz Spurhalte-Assistent und Co. Nicht ohne Grund sind derartige Entertainment-Features in Modellen wie dem Mercedes EQS und der S-Klasse während der Fahrt gesperrt. Zumindest, wenn die Software-Programmierung der mit den MBUX-Systemen verbundenen Backend-Server nach Plan läuft.

Unsere Highlights

Bei insgesamt 227 EQS- und S-Klasse-Fahrzeugen (Modelljahre 2021 und 2022) in den USA war das allerdings nicht der Fall. Das geht aus einem Dokument der US-Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hervor, die Informationen zu dem Rückruf veröffentlicht hat.

Am meisten betroffen mit 176 Stück war das Modell S 500. Hinzu kamen 16 S-580-Exemplare. Bei 20 EQS 450 und weiteren 15 Modellen des EQS 580 waren Video-Wiedergabe und Websurf-Funktion sowie weitere Anwendungen wie die digitale Betriebsanleitung ebenfalls während der Fahrt auf dem MBUX Hyperscreen verfügbar.

Mercedes EQS Interieur Hyperscreen
Mercedes-Benz
Auf dem Hyperscreen des Mercedes EQS ist jede Menge Platz für Inhalte. Surfen und Videos während der Fahrt schauen ist allerdings tabu.

Erster Hinweis aus deutschem Fahrzeug

Laut NHTSA sei Mercedes durch eine Einzelmeldung aus einem Fahrzeug in Deutschland auf den Fehler aufmerksam geworden. Nach den Ermittlungen des Herstellers wurde klar: Ab November hatte sich auf einem Mercedes-Backend-Server eine falsche Konfiguration eingeschlichen, die über diesen dann möglicherweise in die Fahrzeuge geraten ist. Es folgte eine detaillierte Analyse der möglichen Konsequenzen und regulatorischen Anforderungen. Parallel dazu ermittelte Mercedes die potenziell betroffenen Fahrzeuge. Anschließend hat der Hersteller den Systemfehler im entsprechenden Backend-Server behoben. Autos, die mit diesem verbunden sind, verfügen dadurch nun automatisch über die richtige Konfiguration. So bleibt den Besitzern ein Werkstattbesuch erspart – und das Filmvergnügen während der Fahrt verwehrt. Es handelt sich also quasi um einen virtuellen Rückruf, wenn man so will.

Backend-Updates auch in Deutschland

Laut Hersteller sei der Backend-Fehler auch in Deutschland und anderen Märkten gemeldet worden, wie ein Mercedes-Sprecher auf Anfrage von auto motor und sport einräumte: "Wir haben festgestellt, dass bei bestimmten Fahrzeugen der Baureihen C-Klasse (BR 206), S-Klasse (BR 223) und EQS (BR 297) mit aktivem und verknüpftem Mercedes me connect Account die Konfiguration des MBUX-Systems nicht den Spezifikationen entsprechen könnte. In diesem Fall könnten verschiedene Funktionen und Anwendungen (bspw. TV, digitale Betriebsanleitung) nicht wie vorgesehen während der Fahrt unterbunden werden. Ohne Deaktivierung vor Fahrtantritt oder bei einer aktiven Auswahl der Funktion durch Fahrzeuginsassen kann eine Ablenkung des Fahrers vom Verkehrsgeschehen nicht vollständig ausgeschlossen werden", so die Stellungnahme.

Händler und Kunden in USA informiert

Mercedes hat seine Händler in den USA bereits am 6. Dezember 2021 über die im Hintergrund abgelaufene Software-Korrektur in Kenntnis gesetzt. Vorbehaltlich weiterer Gespräche mit der NHTSA plant der Hersteller, die Halter der betroffenen S-Klasse- und EQS-Modelle ebenfalls noch zu informieren. Sie sollen innerhalb von 60 Tagen schriftlich oder per E-Mail Bescheid bekommen. Ein gesonderter Hinweis für den Fahrer über den Bildschirm im Fahrzeug erfolgt nicht. Unfälle, die aus dem Fehler resultierten, sind laut Angabe der NHTSA nicht bekannt.

Fazit

Mercedes musste in den USA eine Backend-Server-Konfiguration anpassen, um bei 227 S-Klasse- und EQS-Exemplaren die Video- und Webfunktion während der Fahrt zu sperren – ein wichtiges Detail, um durch Ablenkung verursachte Unfälle zu vermeiden. Gut für die Kunden: Da es sich um ein Update des Backend-Servers handelt, beziehen die Fahrzeuge die neue Konfiguration automatisch. Ein Werkstattbesuch bleibt erspart.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten